Katholischer Kinder- und Jugendbuchpreis 2024
Katholische Kinder- und Jugendbuchpreis 2024
Linda Wolfsgruber erhält den Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis der deutschen Bischofskonferenz für das im Tyrolia Verlag erschienene Buch Sieben. Die Jury unter Vorsitz von Weihbischof Robert Brahm (Trier) hat das diesjährige Preisbuch aus 132 Titel ausgewählt.
Der Katholische Kinder- und Jugendbuchpreis wird in diesem Jahr zum 34. Mal vergeben und ist mit 5.000 Euro dotiert.
Preisträgerin:
Linda Wolfsgruber: Sieben.
Tyrolia 2023.
Jurybegründung:
Schöpfungsmythen gehören zum Erzähl-Kanon aller Kulturen und zählen zu den ältesten Zeugnissen der Selbst-Aussagen des Menschen in seiner*ihrer Beziehung zur erschaffenen Welt. Sie werden damit zu einem verbindenden Moment der Religionen in all ihrer Vielfalt und repräsentieren über den eigenen religiösen Alltagsvollzug hinaus kulturgeschichtliches Wissen. Linda Wolfsgrubers auf höchstem künstlerischen Niveau gestaltete Neu-Inszenierung der Schöpfungsgeschichte kann vor diesem Hintergrund zum integrativen Teil religiöser Erziehung werden; präsentiert aber auch einen biblischen Stoff als Bildungsgut. Zumal es der in Südtirol geborenen und seit vielen Jahrzehnten in Österreich lebenden Künstlerin gelingt, das Eingebunden-Sein des Menschen in seine Schöpfungswirklichkeit mit Schöpfungsethik zu verknüpfen.
Weil sie uns anvertraut ist …
Mit dieser schlicht formulierten und dennoch zentralen Erkenntnis leitet die Künstlerin in das siebenstrophige Schöpfungsgedicht ein und setzt es in seiner theologisch-zeichenhaften Fülle um: Die sieben Tage werden in je sieben Bildtafeln auserzählt. Aus dieser grafischen Anordnung resultiert ein ganz besonderer Rhythmus, der verknüpft ist mit dem Ineinandergreifen von Betrachten und Umblättern – dem stil- und genrebildenden Gestaltungselement der Kunstform Bilderbuch. Der knapp gehaltene, in Anlehnung an gängige Übersetzungen von Genesis 1 gestaltete Text gibt den Impuls für eine in ihrer Bildkraft schier überwältigenden Offenbarung jener Wunder, die sich nach und nach aus dem Chaos und der Urflut herauslösen. Dieser zunehmenden Sichtbarwerdung der Welt entspricht die Materialität der Bilder, die Linda Wolfsgruber in zwei spezifischen Techniken gestaltet: Monotypien werden mit einer Ölkreiden-Kratztechnik kombiniert. Aus dem Schwarz werden nach und nach jene Wasser-, Land- und Tierwelt herausgekratzt, die sich letztlich in der Silhouette des Menschen spiegeln.
Jahrelang hat die renommierte Künstlerin Linda Wolfsgruber an jeweils einem Tag der Woche mehrere Stunden im Naturhistorischen Museum in Wien verbracht, um dort mit Zeichenstudien ihre Technik zu schulen. Nun nutzt sie all diese Skizzen als Vorlage für ihre Naturstudien, die sie in wimmelartige Bilder einbringt und damit die Vielfalt und Diversität der Arten zeigt. Jedem der sieben Tage wird dabei eine eigene Farbfamilie zugeordnet, die immer leuchtendere Impulse erhält, je weiter die Schöpfung voranschreitet. Bildlich wird damit die Evolutionsgeschichte in jene des Mythos mit eingeschrieben – zur Vollendung gebracht am sechsten Tag. Denn als Gott sprach: Das Land bringe alle Arten von Lebewesen hervor, greift Linda Wolfsgruber einen kunsthistorischen Entwicklungsprozess auf, der über Jahrtausende hin stattgefunden hat: Werden die Wildtiere noch im Stil von Höhlenzeichnungen präsentiert, wandelt sich diese Präsentationsform über die sieben Doppelseiten bis hin zu den Haustieren zur Zentralperspektive. Der Mensch, auf den diese Entwicklung hinausläuft, wird dann jedoch nicht als Krone der Schöpfung etabliert; vielmehr wird er zum Widerschein dieser Welt der wesenhaften Vielfalt. Ihm ist (auch illustratorisch) die Verantwortung für Gottes Werk eingeschrieben – das seine Vollendung am siebenten Tag findet. Linda Wolfsgruber wählt dafür Varianten der Ruhe: Sie lässt den Blick über nunmehr ganz unterschiedlichen Welt-Landschaften schweifen und zeigt die paradiesische Utopie friedvoller Szenerien, in denen auch der Mensch in Einheit mit der Natur existiert.
Die Gefährdung dieser Einheit wird wortlos im Vor- und Nachsatzpapier angedeutet, wenn die einleitenden Eisberge am Ende des Buches deutlich an Masse verloren haben. Die biblische Schöpfungsgeschichte wird damit nicht nur als religiöses Buch präsentiert, sondern auch an einen gesellschaftlichen Diskurs angebunden. Die Breite möglicher Auseinandersetzungen mit sieben wird damit unterstrichen: Sie reicht von einer niederschwelligen Erstbegegnung mit dem Biblischen Schöpfungsmythos bis hin zu einer intensiven theologischen Auseinandersetzung, von einer kulinarischen Bildbegegnung zu einer künstlerisch-intellektuellen; und ermöglicht die Einbindung des Buches in einem säkularen Umfeld gleichermaßen wie in ein multireligiöses.
„sieben“ war im September 2023 Kröte des Monats. Zur Rezension von Alexandra Hofer geht es >>> hier.
Folgende Bücher hat die Jury auf die Empfehlungsliste 2023 gesetzt, die auch die STUBE in unterschiedlichen Kontexten rezensiert und vorgestellt hat.
Empfehlungsliste

Kathrin Wexberg (Hg.): Immer Mal wieder zum Himmel schauen
Eine mit Bedacht zusammengestellte Sammlung von Gebeten und Gedichten, die teilweise speziell für diesen Band geschrieben wurden – etwa von Heinz Janisch, Lena Raubaum oder Elisabeth Steinkellner –, teilweise Jahrzehnte oder – wie die Grundgebete – über tausend Jahre alt sind. In den einerseits mystischsymbolhaften, andrerseits humorvollkonkreten Beiträgen hat das Stille und Leise ebenso Platz wie das Laute und Wilde, was auch Michael Roher in seinen mit dicken Farbstiften gearbeiteten Illustrationen aufgreift und in der Vielfalt an Texten besondere visuelle Facetten aufblitzen lässt. Eine wunderbare Einladung, innezuhalten und verschiedene Varianten des Betens und Dichtens zu erkunden.
Gebete für Kinder.
Ill. v. Michael Roher.
Tyrolia 2023, 123 S.
„Immer mal wieder zum Himmel schauen“ war im März 2023 eine Kröte außer der Reihe. Zur Sammelrezension der STUBE geht es >>> hier
Constance Orbeck-Nilssen / Oyvind Torseter: So dunkel!
Er darf eigentlich nicht alleine mit dem Lift fahren, doch zehn Stockwerke hochzustapfen dauert, und er ist spät dran. Also steigt der Junge beherzt in den Fahrstuhl und findet sich wenig später in einer bedrohlichen Situation wieder: Der Fahrstuhl steht plötzlich still und die Dunkelheit ruft alle möglichen Ängste hervor. Was, wenn der Fahrstuhl in den Keller stürzt? Oder der Notfallknopf nicht funktioniert? Für immer gefangen sein – nein, lieber gar nicht dran denken … Was der knappe Text auf den Punkt bringt, wird von den panelartig arrangierten Illustrationen detailreich ausgeweitet; sie machen die kindliche Angst ebenso spürbar wie das Vertrauen auf eine beschützende (elterliche) Hand.
Aus dem Norweg. v. Maike Dörries.
Gerstenberg 2023.
42 S.
„So dunkel!“ war im Februar 2024 das MINT-Buch des Monats. Zur Rezension von Kathrin Wexberg geht es >>> hier.
Christoph Drösser / Nora Coenenberg: Wir mussten flüchten
Unaufgeregt und ohne vordergründigen Betroffenheitscharakter führt dieser Band in das komplexe Thema Flucht ein – mit basalen Informationen über den Begriff an sich, historischen Dimensionen sowie über weltweite vergangene und gegenwärtige Fluchtbewegungen und -gründe. Die klar formulierten Textpassagen werden von stilisierten Illustrationen und verständlich aufbereitetem statistischem Material begleitet. Im zweiten Teil erfolgt der Wechsel vom Allgemeinen zum Besonderen: Hier werden exemplarische kindliche Schicksale aufgegriffen, an deren Beispiel unterschiedliche politische Hintergründe und Fluchtwege gezeigt und Fragen von Aufenthaltsstatus und Integration behandelt werden.
Gabriel 2023.
109 S.
„Wir mussten flüchten“ wurde als Religiöses Buch des Monats im Februar 2024 besprochen. Alexandra Hofer hat den Titel >>> hier besprochen.

Anne Becker: Luftmaschentage
Die schüchterne Mats, die seit dem Umzug nur noch mit ihrer Familie spricht, und die extravertierte Ricci, die mit ihrer Mutter im Frauenhaus lebt und hin- und hergerissen zwischen der Sehnsucht nach und der Wut auf den Vater scheint: Es sind zwei konträre Biografien, die miteinander verwoben – genauer verhäkelt – werden. Denn Mats verbringt die Zeit mit Häkeln, bevor sie Ricci kennenlernt, eine der wenigen, mit der sie ungehemmt sprechen kann. Bis Ricci verschwindet und auch auf Mats Sprachnachrichten nicht mehr reagiert … Ein Roman über Freundschaft, Familie und Zusammenhalt – in leisen Tönen und frei von Pathos.
Beltz & Gelberg 2023.
173 S.
Im Adventkalender 2023 wurde über „Luftmaschentage“ ausführlich gesprochen. Zum Buchvideo geht es >>> hier.
Anja Reumschüssel: über den dächern von jerusalem
Der Nahost-Konflikt: Eine andauernde Auseinandersetzung, die 1948 ihren Anfang nahm und aktueller denn je ist. Dem Ursprung und den Geschehnissen wird hier verknappt, aber eindrucksvoll mittels zwei Erzählstimmen und auf zwei Zeitebenen auf den Grund gegangen. 1947 treffen die Jüdin Tessa und der Moslem Mo aufeinander; 75 Jahre später die Soldatin Anat und der Palästinenser Karim. So gelingt eine ebenso ausgewogene wie neutrale Darstellung, ohne die Dramatik dieser Spannungen auszusparen. Faktuale Einschreibungen wie der Anschlag auf das King David Hotel in Jerusalem im Jahr 1946 veranschaulichen – in Kombination mit den fiktionalen jugendlichen Schicksalen, die sich immer wieder kreuzen – auf eindrückliche Weise unterschiedliche Betroffenheiten und Auswirkungen dieses Konflikts.
Carlsen 2023.
331 S.
Im Juni 2023 war „über den dächern von jerusalem“ Religiöses Buch des Monats. Zur Rezension von Alexandra Hofer geht es >>> hier.
Alois Prinz: Franz von Assisi
Losgehen lautet das erste Kapitel der neuesten Biografie von Alois Prinz, der für sein Gesamtwerk mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde. Und Losgehen ist hier wörtlich gemeint: Im Zuge seiner Recherchen absolvierte Prinz den Franziskusweg, der von Assisi nach Rom führt. Die persönliche Bezugnahme auf konkrete Orte entlang dieses Weges verleihen der Lebensbeschreibung des berühmten Heiligen eine besondere, von verkitschten Aspekten befreite Intensität. Damit gelingt es Alois Prinz einmal mehr, Leben und Zeit der dargestellten Person mit Überlegungen aus den Bereichen Literatur, Philosophie, Geschichte und Theologie zu verknüpfen und ihre Relevanz für unsere Gegenwart herauszuarbeiten.
Gabriel 2023.
271 S.
Franz von Assisi war im April 2023 das Religiöse Buch des Monats der STUBE. Kathrin Wexberg hat es >>> hier rezensiert.

Nikola Hupper: Fürs Leben zu lang
Die 13-jährige Magali Weill hat mehrere Probleme: Nervende Eltern, ein küssenswerter Junge, der sie ignoriert oder der Umstand, dass sie für ihr Alter viel zu groß ist und immer noch weiter wächst. Anstatt ihr Elend zu beweinen, schreibt sie ein Tagebuch von allen anderen. Dass Herr Krekeler, der alte Nachbar, ankündigt, demnächst zu sterben, wirft für Magali plötzlich existenzielle Fragen auf. Gemeinsam mit Krekelers Enkel Kieran will sie herausfinden, wie ein gelungenes Leben eigentlich geht. Mit Sprachwitz und Gespür für kindliches Erleben lässt Nikola Huppertz ihre Protagonistin nicht nur über Größenprobleme und Gefühlschaos berichten, sondern auch ernsthaft über Sterben und Tod reflektieren.
Tulipan 2023.
194 S.
Kathrin Wexberg hat „Fürs Leben zu lang“ für das Religiöse Buch des Monats im Oktober 2023.>>> hier geht es zur Rezension.
Sarah Crossan: Toffee
Allison versucht zu vergessen: ihren Alltag mit einem gewalttätigen Vater, die Armut, den Hunger. Marla vergisst: ihre Gegenwart, das, was vor Kurzem passiert ist, das, was kommen wird. Als Allison von zu Hause ausreißt, findet sie in Marlas Haus Unterschlupf – der Beginn eines geheimen Zusammenlebens mit einer alten, demenzkranken Frau, das täglich einer neuen Annäherung bedarf und dazu führt, dass sich Allison verstärkt für Marla verantwortlich fühlt. Als ihr Geheimnis aufzufliegen droht, muss sich Marla zwischen Bleiben und Verschwinden entscheiden. Ein fragmentarisch und gefühlvoll erzählter Versroman über zwei unterschiedliche Schicksale, die ein Stück ihres Lebensweges gemeinsam gehen.
Aus dem Engl. v. Beate Schäfer.
Hanser 2023.
351 S.
Für den Lyriktipp im April 2023 hat Iris Gassenbauer „Toffee“ ausführlich besprochen. Zur Rezension geht es >>> hier.
Isaac Blum: Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen
Hoodie lebt in einer ultraorthodoxen US-amerikanischen-Gemeinde und fühlt sich in diesem engen Regelkorsett durchaus wohl. Bis er auf Anna-Maria trifft: Inbegriff von allem Verbotenen und zugleich das Fenster zu einer anderen Welt. Selbstironisch erzählt er vom ersten Verliebtsein, gesellschaftspolitischen Konflikten und der Verortung innerhalb und außerhalb der jüdischen Community. Und spürt der Frage nach, ob sein Kontakt zu Anna-Maria nicht den Nährboden für Gewalt und antisemitische Anschläge bereitet hat. Das gelingt in einer einzigartigen Tonalität, in der komische Passagen mit klugen Denkanstößen zusammengeführt werden.
Aus dem Amerikan. v. Gundula Schiffer.
Beltz & Gelberg 2023.
219 S.
Im April 2023 war „Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen“ Lektoriy des Monats. Zur Rezension von Alexandra Hofer geht es >>> hier.

Zoran Drvenkar: Kai zieht in den Krieg und kommt mit Opa zurück
Opa, der große Kriegsheld, beginnt langsam, alles zu vergessen. Das gefällt Enkel Kai nicht, aber er hat einen Plan: Er will mit Opa zurück in die Vergangenheit reisen, um sein Gedächtnis wieder in Schwung zu bringen. Also brechen die beiden auf – in eine Zeit, die weit entfernt von den glorifizierenden Erzählungen ist. Hier herrschen Kälte, Hunger, Grausamkeit und Tod. Und Kai muss erkennen, dass es im Krieg keine Gewinner, sondern nur Leidtragende gibt. Als Schüsse fallen, wird aus dem Spiel mit der Vergangenheit plötzlich Ernst. Eine ebenso ungewöhnliche wie feinsinnige Geschichte über Traumabewältigung, Demenz und die Verbundenheit zwischen Generationen.
Hanser 2023.
158 S.
Saša Staniši: Wolf
Wieso zeigen Prospekte für Wälder nie die Splitter im Finger oder die Zecken? Der Titel des ersten Kapitels verweist bereits auf das, was kommen wird. Weil die Mutter arbeiten muss, wird der Ich-Erzähler ins Feriencamp geschickt, was weder seinen Vorlieben, noch seinem Naturell entspricht. Scharfzüngig beschreibt er Location, Betreuer*innen und Gruppendynamik, unter der vor allem einer zu leiden hat: Jörg, der von den anderen unter Druck gesetzt wird. Die Coolness der Erzählstimme wird nur in jenen nächtlichen Momenten gebrochen, in denen er den Wolf sieht. Von Regina Kehn eindrucksvoll in Gelb und Schwarz ins Bild gesetzt, bleibt offen, ob dieser Wolf eine Traumgestalt, eine Fantasie oder aber eine Metapher ist.
Ill. v. Regina Kehn.
Carlsen 2023.
185 S.
Im Sommer 2023 war “Wolf” unsere Kröte des Monats. Zur Buchbesprechung von Kathrin Wexberg geht es >>> hier.
Almuth und der Hühnersommer
Almuth hat einen fixen Plan, was sie in Zukunft werden will: Sie wird Feuerwehfrau und Retterin. Nur gut, dass sie dafür schon jetzt üben kann, denn Huhn Ingeborg muss tunlichst vor dem Hahn gerettet werden. Aber das ist nur eines von den vielen Abenteuern, die der Sommer für die kindliche Protagonistin bereit hält. Klug und witzig erzähl steht hier eine unkonventionelle Mädchenfigur im Zentrum, die mit ihren neuen Freund*innen Joy und Said, die neue Nachbarschaft erkundet, während sich zuhause alles um den kleinen Bruder dreht, der zu Untersuchungen und Tests muss. Nebenbei fließen philosophische Gedanken ein, wenn die Freund*innen die Hühner vor dem Marder retten und Pläne schmieden, um den Öhi (den liebenswerten Nachbarn) zu helfen.
Beltz&Gelberg 2023.
192 S.

Romana Romanyschyn / Andrij Lessiw: Hierhin, dahin
Eine mit Hut und Mantel aus Bewegungslinien ausgestattete namenlose Figur macht sich auf den Weg: von links nach rechts, roten Linien und bunten Pfeilen folgend, Tieren oder Menschen auf der Spur, dann wieder auf der Suche nach der optimalen Reiseroute. Aus immer wieder überraschenden Perspektiven wird raffiniert und facettenreich der Bewegung durch den Raum nachgespürt – von tierischen Bewegungsapparaten und Verkehrsmitteln jeglicher Art an jeden denkbaren Ort bis zu Kartografie und Pilgerreise. In leuchtenden Farben auf weißem oder schwarzem Grund und effektvoll reduzierten Schaubildern bilden die beiden Künstler*innen unterschiedliche Aspekte von Bewegung ab, die geschmeidig ineinanderfließen und neue Denkräume öffnen.
Aus dem Ukrain. v. Claudia Dathe.
Gerstenberg 2023.
54 S.
„Hierhin, dahin“ war im September 2023 Teil des Doppel-MINT-Buch des Monats der STUBE. Zu Sarah Auer Rezension geht es >>> hier.
Pija Lindenbaum: Der erste Schritt
Eine eindrückliche Parabel über das Leben in einem autoritären System: Richtig viele Kinder leben in vier Häusern, betreut von der alles bestimmenden Schäfin. Das Zusammenleben wird von ebenso strikten wie grotesken Geboten geregelt, die zugleich eine Hierarchie etablieren: Die einen schleppen Steine und putzen Stiefel, die anderen schauen in die Wolken und springen Trampolin. Pija Lindenbaum hält diese Ungleichheit in ausdrucksstarker Bildsprache fest und bringt Ungerechtigkeiten auf den Punkt: So wie die blauen, klösterlich wirkenden Kutten der Kinder nicht zu den knallroten Turnschuhen passen, stimmt auch das ungleiche Verhältnis nicht. Bis jemand die Frage wagt, ob das Leben nicht auch ganz anders sein könnte. Und ob es wirklich so gefährlich wäre, die Linie zu überqueren …
Aus dem Schwed. v. Jana Hemer.
Klett Kinderbuch 2023.
40 S
„Der erste Schritt“ war ein monatlicher Buchtipp für die Plattform rezensionen.at des Österreichischen Bibliothekswers. Zur Rezension von Kathrin Wexberg geht es >>> hier.
