Religiöses Buch im März 2025
Beltz&Gelberg 2025.
62 S.
Kristina Scharmacher-Schreiber und Tine Schulze: Was ist arm und was ist reich?
Was ist arm und was ist reich? Fragen, die nicht nur im Ethik- und Religionsunterricht wichtig sind, sondern unser aller Leben maßgeblich beeinflussen. Gerade in Zeiten der steigenden Inflation und immer höher werdenden Lebenserhaltungskosten erscheint es deswegen umso wichtiger, dass sich der neuen Band in der Reihe „Große Themen, einfach erklärt“ bei Beltz&Gelberg genau diesem Thema zuwendet und auf erfreulich erfrischende sowie zugängliche Weise unterschiedliche Fragen beantwortet.
Die Überthemen werden mittels Leitfragen strukturiert: Wie ist das, wenn man kein Zuhause hat? Wie entstehen Schulden? Macht Armut Krank? sind nur einige wenige, der durchaus auch provokant gestellten Titelfragen. Pro Doppelseite wird eine neue Frage aufgeworfen und in gewohntem Stil der beiden Künstler*innen gestaltet. Kristina Scharmacher-Schreiber liefert wohldosierte Sachinformation, die grundlegende Termini ebenso klärt wie auf gesellschaftliche Problemstellungen eingeht, dabei nicht verharmlost und mit Vergleichen aus dem Kinderalltag unterfüttert, wodurch komplexe Thematiken greifbar erklärt werden. Tine Schulz zeichnet einmal mehr für die Illustrationen verantwortlich. Und es gelingt ihr, mit ihren Bildern im Comicstil mit vielen Sprechblasen das vermittelte Sachwissen in Szene zu setzen. Sie erzählt weiter und entwirft immer wieder zwischenmenschliche Situationen, die das Gesagte untermauern und veranschaulichen. In der Ausgestaltung der Figuren beweist sie Fingerspitzengefühl für Diversität und schafft Szenen, in denen stereotype Zuschreibungen gekonnt dekonstruiert werden.
Ein besonderes Anliegen scheint den beiden Künstlerinnen auch die gesellschaftliche Dimension dieser Thematik zu sein: So wird die ungleiche Bezahlung zwischen Mann und Frau ebenso aufgegriffen wie die gesellschaftliche Schere zwischen Arm und Reich. Unter der Frage Werden Arme immer ärmer und Reiche reicher? wird das ungeschönt verhandelt: Ohne auf den Begriff der Reichensteuer zu verzichten, gelingt auch hier im Zusammenspiel von Bild und Text eine gut nachvollziehbare Erzähllinie, die auch die Verschiebung der Mittelschicht durch gesteigerte Lebenserhaltungskosten aufgreift. Dass auch gesellschaftliche Faktoren wie Migration, Obdachlosigkeit und eine (gescheiterte) Weltpolitik nicht unwesentlich für die Verteilung des (weltweiten) Vermögens sind, bekommt dabei ebenso Raum wie Handlungsstrategien, wie jede und jeder selbst aktiv werden kann, um die Welt ein kleines bisschen besser zu gestalten.
Erfreulicherweise bleibt das Buch aber nicht bei der materiellen Dimension stehen, sondern nimmt auch Werte wie Freundschaft, Familie und Glück in den Blick. Dieserart wird eine Bedeutungsebene eingeschrieben, die alle Lesenden dazu ermutigt, Reichtum ganz abseits von gefüllten Geldtaschen und hohen Kontoständen zu begreifen, sondern vielmehr das Leben zu feiern.
Alexandra Hofer
Armut wird in Kinder- und Jugendliteratur gant unterschiedlich verhandelt. Eine kleine Auswahl findet sich in einer passenden >>> Themenliste.
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