Ill. v. Signe Kjaer.
Belz&Gelberg 2023.

Andrea Böhnke und Sami Skalli: Wenn wir schlafen. Von Menschen, Tieren und Sternen


Vom nächtlichen Tief- zum seichten Mittagsschlaf, von der spanischen Siesta zum japanischen Inemuri: Wusstest du eigentlich, dass du etwa 24 Jahre deines Lebens verpennst? 24 Jahre, das ist knapp ein Drittel deines Lebens. Der Frage, was in dieser – faszinierend großen – Zeitspanne eigentlich passiert, widmen sich Andrea Böhnke, Sami Skalli und Signe Kjaer in ihrem umfangreichen Sachbilderbuch. Doppelseite für Doppelseite zeigen sie die vielen Facetten eines auf den ersten Blick unscheinbaren, alltäglichen Phänomens: Das Spektrum reicht von einer genauen Betrachtung der biologischen Prozesse, die während des Schlafens ablaufen, bis hin zu kulturgeschichtlichen und sozialen Themen; erklärt wird das Konzept der inneren Uhr, das menschliche Träumen und das Schlafwandeln. Wie haben Menschen früher geschlafen, wie schlafen sie heute und – ganz besonders interessant – wie werden sie in der Zukunft schlafen? Denn Schlafdauer und Schlafprozesse haben sich durchaus über die Jahrhunderte hinweg verändert und werden dies wohl auch weiterhin tun. Auch wenn der Fokus dabei immer auf dem menschlichen Schlaf liegt, gibt es auch einige Exkurse ins Tierreich oder zu anderen mit der Nacht assoziierten Gestalten – zur Hexe, zum Vampir, zu den Werwölfen.

Mit kuriosen Fakten – eine klassische Sachbuch-Erzählstrategie – wird dabei nicht gespart: Da wäre etwa – um an dieser Stelle nur ein Beispiel herauszugreifen – das „Kleine-Levin-Syndrom“, bei dem Betroffene wochen- und tagelang durchschlafen können (und müssen) oder die Frage, was eigentlich das in den letzten Jahren öffentlich vieldiskutierte „Klarträumen“ bedeutet. Es gibt also allerlei Spannendes, Wissenswertes und Faszinierendes über diese vermeintlich ereignislose Phase zu entdecken und erfahren. Das Buch richtet sich dabei direkt in Du-Form an seine Leser*innen, erklärt in einfacher Sprache, ohne zu banalisieren; ideal auch als Einstieg in das sachliterarische Genre.

Die Illustrationen von Signe Kjaers ergänzen den Sachtext dabei nicht nur künstlerisch, sondern dienen immer wieder auch zur Veranschaulichung: Grafiken über die menschlichen Schlafphasen und ihren Verlauf erläutern dieses (nicht unkomplexe Thema) ganz wunderbar und bringen auch immer wieder kuriose und spannende Details ein. So etwa eine Grafik, in der die durchschnittliche Schlafdauer und die Zu-Bett-Gehzeit in 19 unterschiedlichen Ländern der Erde verglichen werden (Spoiler: Die Australier sind die Vielschläfer, während man in Singapur die kürzeste Zeit im Bett verbringt.). Und für all jene, die sich mit dem Einschlafen manchmal schwertun, gibt es natürlich auch ein paar praktische Einschlaftipps, die über das klassische Schäfchenzählen hinausgehen …

Eine Empfehlung für alle, die mehr darüber wissen wollen, was in den 24 Jahren ihres Lebens passiert, die sie schlafend verbringen!

LESEN – SPRECHEN – TUN

LESEN – So wie bei Sachbilderbüchern üblich eignet sich auch dieses ideal zum sogenannten Lese-Zapping: Man wirft einen Blick ins Inhaltsverzeichnis, bewegt sich je nach Interesse von Doppelseite zu Doppelseite. Querverweise vernetzen die einzelnen Kapitel; das Buch lädt ein zum alinearen Lesen, bei dem man sich von den eigenen Interessen leiten lässt und weniger von der Kapitelanordnung.

SPRECHEN – Warum wird man abends müde? Welche Prozesse laufen dabei im Körper ab? Und warum träumen wir manchmal so viel und ein anderes Mal können wir uns nicht an unsere Träume erinnern? Schon in den Kapitelüberschriften wirft dieses Sachbilderbuch Fragen auf, über die beim gemeinsamen Lesen und Betrachten ausführlich diskutiert werden kann.

TUN – Mit Schlafproblemen zu kämpfen hat wohl jede*r irgendwann im Leben. Und auch die Angst, im Dunkeln alleine einzuschlafen dürfte vielen (vielleicht auch nicht nur Kindern) nicht fremd sein. Dieses Sachbilderbuch bietet nicht nur ausführliche und verständliche Erklärungen für die (biologischen) Prozesse, die hinter diesen Phänomenen stehen, sondern auch praktische Tipps, wie man dagegen vorgehen kann.

Julia Lückl


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