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Thema: Katholischer Kinder- und Jugendbuchpreis 2020

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Katholischer Kinder- und Jugendbuchpreis der Deutschen Bischofskonferenz geht 2020 an Susan Kreller

Die deutsche Autorin Susan Kreller erhält den Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis der Deutschen Bischofskonferenz für das im Carlsen Verlag erschienene Buch „Elektrische Fische“. Die Jury unter Vorsitz von Weihbischof Robert Brahm (Trier) hat das diesjährige Preisbuch aus 231 Titeln ausgewählt, die von 71 Verlagen eingereicht wurden.

Der Katholische Kinder- und Jugendbuchpreis wird in diesem Jahr zum 31. Mal vergeben und ist mit 5.000 Euro dotiert. Der Vorsitzende der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Gebhard Fürst (Rottenburg- Stuttgart), zeichnet die Preisträger am 27. Mai 2020 bei einem Festakt in Mainz aus.


Preisträgerin

Susan Kreller: Elektrische Fische

Carlsen 2019.

Home. Der Begriff ist so kurz wie ein Ausatmen. Und in Irland auch so wichtig wie Atmen. Die deutsche Sprache hingegen nutzt ein zweisilbiges Wort: Heimat. Diese Zweisilbigkeit birgt bereits die Möglichkeit eines Dazwischen, wie Emma es formuliert. Denn in einem ebensolchen Dazwischen findet Emma sich wieder, als sie mit ihrer Mutter und ihren beiden Geschwistern von Irland nach Deutschland zieht. An einen Ort, den andere längst verlassen haben und der Emma auf den ersten Blick entleert und peripher scheint: Velgow, ein fiktives Dorf in Mecklenburg-Vorpommern. Die Topografie spiegelt dabei die Entwurzelung Emmas ebenso wie all jene Gerüche und Gefühle, die der Ich-Erzählerin fremd erscheinen. Zuallererst jedoch spiegelt sich diese Fremdheit in der Sprache wider: Ich bin in einem Deutsch gelandet, in dem ich mich immer wieder verlaufe.

Ganz aus der Situation heraus – und daher im Präsens erzählt – schildert die deutsche Autorin in poetischen Bildern die Erlebnisse einer jugendlichen Figur, die über die unterschiedlichen Dimensionen von Heimat und Zugehörigkeit nachdenken lassen, ohne dabei reflexartig in Nationalismen zu verfallen. Denn Heimat ist für Emma und deren Familie eine Frage der identitätsstiftenden Verortung im eigenen Leben und damit ausdrücklich an familiäre, sprachliche und alltagskulturelle Erfahrungen gebunden. Dort, wo scheinbar längst alles dichtgemacht wurde, öffnen sich für Emma neue Möglichkeiten unerwarteter Beheimatung. Das „harte Brot“ der Illusion von Heimat weicht nach und nach jenen zwischenmenschlichen Gesten und Erfahrungen, mit denen ein Verstummen, Erstarren oder Überspielen der Gefühle in eine neue Dynamik zwischen Fremdheit und Vertrautheit mündet. Die mit der neuen Situation überforderten Großeltern, Emmas Schwester Aiofe, die aufgehört hat zu sprechen, Emmas Bruder Dara, der die Partygewohnheiten der Dorfjugend inhaliert, Emmas Mutter, die ihre Zeit am Kaffeehaustischchen des örtlichen Bäckers verbringt – sie alle machen in vielen kleinen, aber mit immenser sprachlicher Exaktheit geschilderten Beobachtungen sichtbar, woran sich die eigene Verlorenheit zeigt; und wie durch minimale Verschiebungen letztlich doch Neu-Verortungen möglich werden. Ganz im Sinne der Tauferfahrung erlebt Emma dabei die Transformation ihrer scheinbar ausgetrockneten, brachliegenden Existenz.

Diese Motivik des Wassers findet in mehrfacher Hinsicht Eingang in den Roman, der in seiner rhythmisierten Struktur den Erfahrungsprozess seiner Ich-Erzählerin spiegelt (wobei längere, narrative Abschnitte und kurze, verdichtete Einschübe aufeinander folgen): Die Ostsee vermag Emmas Sehnsucht nach dem Meer längst nicht zu befriedigen. Entsprechend erscheint ihr auch der Mitschüler, den sie hier am Strand trifft, dünn wie Schilfgras. Und dennoch ist es gerade dieser Levin, der in einer Welt gebrochener Erwachsenenfiguren jene Akzente setzt, die Emma Halt geben. Seine vermeintliche Wortkargheit lässt Emma neue Worte für ihre eigene Situation finden und kennenlernen. Ihre Fremdheitserfahrung wird dabei in der Begegnung mit Levins Mutter gesteigert, vor deren hexenhaft-bipolarer Explizitheit Emma vorerst ängstlich zurückschreckt. Doch gerade Levins Mutter ist es letztlich, die die Ereignisse dynamisiert: Als einstige Meeresbiologin ist sie durch ihre psychische Krankheit auf ein Aquarium und die titelgebenden elektrischen Fische zurückgeworfen. Einmal noch möchte sie ans Meer. Und was als Emmas Flucht von diesem Ort gedacht war, wird durch diesen skurrilen Familienausflug zu einem erneuten Ankommen in Velgow. In einem Ort, der mittlerweile nicht mehr entleert, sondern neu biografisch aufgeladen erscheint.

"Elektrische Fische" war im Jänner 2019 Kröte des Monats. Die Rezension von Heidi Lexe und Kathrin Wexberg kann >>>hier (mit etwas Scroll-Arbeit) nachgelesen werden.

Folgende Bücher hat die Jury auf die Empfehlungsliste 2020 gesetzt. Den Begründungen der Jury beigefügt werden Hinweise darauf, in welchem Kontext die STUBE die Bücher rezensiert und vorgestellt hat.

Empfehlungsliste 2020


Helen Bate: Peter in Gefahr

Peter, der während des Zweiten Weltkriegs in Budapest aufwächst, versteht nicht, warum sich sein unbeschwerter Alltag mehr und mehr verändert, warum er plötzlich einen gelben Stern tragen muss und seine geliebte Kinderfrau Rosa nicht mehr für die Familie arbeiten darf. Doch dabei bleibt es nicht, schon bald werden die Repressalien gegenüber der jüdischen Bevölkerung immer drastischer. Peter erlebt die Zwangseinweisung in ein überfülltes Haus und wird zeitweise von den Eltern getrennt. Durch Glück und mit Hilfe freundlicher Menschen entkommt die Familie zweimal der drohenden Deportation und überlebt im Gegensatz zur Mehrheit der ungarischen Juden Verfolgung und Kriegswirren. Konsequent aus kindlicher Sicht geschrieben und gezeichnet, gelingt dieser Graphic Novel ein erstes Erzählen vom Holocaust für ein sehr junges Lesepublikum. Die einfachen farbigen Panels lassen Hunger, Kälte und Angst, aber auch die zermürbende Langeweile in den Verstecken lebendig werden. Die britische Künstlerin Helen Bate hält mit ihrer authentischen Geschichte über eine reale jüdische Familie die Erinnerung an ein wichtiges Stück Zeitgeschichte wach und macht für Kinder im Grundschulalter erfahrbar, was es heißt, verfolgt zu werden und fliehen zu müssen.

Moritz Verlag 2019.
Ab 8 Jahren.

Peter in Gefahr war ein Buchtipp im Juni 2019. Jana Sommereggers Rezension kann >>>hier nachgelesen werden.

Rébecca Dautremer:
Das Stundenbuch des Jacominus Gainsborough

Was gibt einem Leben Sinn und lässt es gelingen? Bei ihrer Suche nach Antworten stellt Rébecca Dautremer einen unscheinbaren Hasen ins Zentrum ihres Buches. Jacominus, der nach einem Missgeschick schon früh mit einem Handicap lebt und der sein ganzes Leben hindurch immer wieder Schicksalsschläge hinnehmen muss, ist ein Träumer, der auf stille Art seinen Platz im Leben sucht. Er nimmt jede Herausforderung an, lernt viele Sprachen und überlebt weit weg von Zuhause Elend und Not eines Krieges. Auch in den dunkelsten Tagen verliert Jacominus nie die Hoffnung, denn er hat das Glück, viele Freundschaften zu schließen, er findet die Liebe seines Lebens, gründet eine Familie und fühlt sich selbst in traurigen Phasen von der Zuneigung der anderen getragen. Am Ende blickt er dankbar zurück und ist glücklich, genau dieses Leben gelebt zu haben. - Der Text gibt längst nicht alle Geheimnisse der Geschichte preis und hat wie die farbenprächtigen und detailreichen Bildtafeln mit ihren vielen Stilzitaten aus Werken bekannter Künstler und ausschnitthaften Skizzen mehr als nur eine Deutungsebene. So entfaltet dieses eigenwillige Buch seinen Zauber erst durch eine intensive Beschäftigung mit den Höhen und Tiefen eines gelungenen Lebens.

Insel Verlag 2019.
Ab 6 Jahren.

Das Stundenbuch des Jacominus Gainsborough war im Februar 2019 der von der STUBE ausgewählte Lektorix des Monats der Wochenzeitung DIE FURCHE. Peter Rinnerthalers Rezension kann >>>hier nachgelesen werden.

Reinhard Ehgartner, Linda Wolfsgruber: Sternenbote.
Eine Weihnachtsgeschichte

„Wenn dir ein Stern besonders leuchtet, sollst du ihm folgen.“
Sternenbote, so nennt die Großmutter den Jungen, der sich leidenschaftlich für Sterne interessiert und zu Weihnachten gerne ein Teleskop hätte, um die Wunder der Astronomie erforschen zu können. Dass Menschen schon immer vom Sternenhimmel fasziniert waren, beweist die berühmte Himmelscheibe von Nebra aus der Bronzezeit, die Autor und Illustratorin zu diesem Buch inspirierte, das Himmelskunde und Weihnachtsgeschichte zugleich ist. So erlebt der sternenbegeisterte Junge auch die von Lichtern erhellte Weihnachtszeit als großes Wunder. Die Vorbereitungen in der Familie, der leuchtende Weihnachtsbaum, die Lichter in der Christmette und die Erzählung von den Sterndeutern auf ihrem langen Weg zur Krippe lassen vor seinen Augen die Geschichte vom göttlichen Kind lebendig werden, dass Licht in die Welt brachte. In Reinhard Ehgartners poetischem Text, der in seiner Offenheit viel Raum für eigene Gedanken lässt, fügen sich Naturwissenschaft, Alltagserleben und Glaube zu einem harmonischen Ganzen. Die auf tiefschwarzem Grund warm leuchtenden Illustrationen von Linda Wolfsgruber bilden dazu einen spannenden Kontrast und weiten den Blick auf das Universum und die Botschaft von Weihnachten.

Tyrolia Veralg 2019.
Ab 5 Jahren.

Der Sternenbote war die >>>Kröte des Monats Dezember 2019 und wurde in gebührendem Rahmen in der Buchhandlung Tyrolia am Stephansplatz präsentiert. Heidi Lexe führte ein Werkstattgespräch mit den Künstler*innen. Ein Rückblick auf die Veranstaltung ist >>>hier zu finden.

Will Gmehling: Freibad. Ein ganzer Sommer unter
dem Himmel

In der fünfköpfigen Familie Bukowski hat das wenige Geld noch nie für einen gemeinsamen Urlaub gereicht. Aber in diesem Sommer haben die drei Geschwister Alf, Katinka und Robbie Glück: Weil sie im Hallenbad ein kleines Kind vor dem Ertrinken retten, dürfen sie eine ganze Saison lang kostenlos das Freibad besuchen. Mit der Zustimmung der verständnisvollen Eltern sind sie jeden einzelnen Tag zwischen Mai und September da, egal, wie das Wetter gerade ist. Sie alle haben sich für diesen Freibadsommer viel vorgenommen, und jeder einzelne von ihnen wird am Ende der Saison an dieser Aufgabe gewachsen sein und zufrieden auf das Erreichte blicken. Es sind keine spektakulären Abenteuer, die diese feinfühlig und humorvoll erzählte Geschichte so lesenswert machen. Will Gmehling, der in seinem 10-jährigen Protagonisten Alf eine glaubwürdige kindliche Stimme findet, vermittelt mit seinem liebevollen Familienportrait die für junge Leser*innen möglicherweise staunenswerte Erkenntnis, dass materieller Besitz bei der Suche nach Lebensfreude und Glück weit weniger Einfluss hat als das liebevolle und tolerante Miteinander, unbedingter Zusammenhalt, wenn es darauf ankommt und genügend Freiraum für die vorurteilslose Neugier auf andere Menschen.

Peter Hammer Verlag 2019.
Ab 9 Jahren.

Freibad war ein Buchtipp im August 2019. Kathrin Wexbergs Rezension kann >>>hier nachgelesen werden.

Lena Hach: Grüne Gurken

Der Umzug aus ihrem hessischen Heimatdorf nach Berlin-Kreuzberg behagt der 14-jährigen Lotte ganz und gar nicht. Ihren Vorsatz, den alten Bindungen nachzutrauern und die neue Umgebung grundsätzlich blöd zu finden, hält sie allerdings nicht lange durch. Als die immer ein wenig tollpatschige und erfrischend selbstironische Jugendliche sich nämlich versehentlich aus der Wohnung aussperrt, stolpert sie in den Kiosk von Gegenüber und findet bei dem sympathischen Besitzer Yunus und seiner Freundin die Zugehörigkeit, die sie bei ihren hochambitionierten und immer Höchstleistungen fordernden Akademiker-Eltern so oft vermisst. Die Zufallsbegegnung im Späti wird zum Ausgangspunkt einer Identitätssuche, die Lotte quer durch den von liebenswert-schrägen Menschen bewohnten Kiez führt. Am Ende hat sie einen eigenen und von den überzogenen Erwartungen der Eltern unabhängigen Weg gefunden, Heimat und tragfähige Zugehörigkeit erfahren und die erste Liebe erlebt. Lena Hachs junge und lockere Erzählstimme, ihr ansteckender Humor und die Gabe, anrührende Szenen und verrückte Slapstick-Momente überzeugend miteinander zu kombinieren, macht diesen sensiblen Blick auf die Unsicherheiten Heranwachsender zu einem wunderbar unterhaltsamen Lesestoff.

Mixtvision Verlag 2019.
Ab 12 Jahren
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Jana Sommereggers Rezension war ein Buchtipp im Juli 2019. >>>Hier kann sie nachgelesen werden.

Linde Hagerup und Felicitas Horstschäfer:
Ein Bruder zu viel

„Die Liebe trägt die Welt“. So ganz versteht Sara den Wahlspruch ihres Vaters nicht. Bis ihre liebevolle und harmonische Familie aus dem gewohnten Takt gerät, weil mit dem 5-jährigen Sohn einer verstorbenen Freundin ein neues Familienmitglied dazukommt. Sara, die den verwöhnten Steinar noch nie leiden konnte, realisiert durchaus, dass der traumatisierte Junge Aufmerksamkeit und Zuwendung braucht. Doch weil sie die Veränderungen im eingespielten Alltag nicht akzeptieren kann und wenig Verständnis dafür hat, warum feste Familienregeln und geliebte Rituale plötzlich nicht mehr gelten sollen, kann sie sich nicht dazu durchringen, ihn mit dem Herzen anzunehmen und ehrliches Mitleid mit ihm zu haben. Mit Hilfe eines Rollenspiels schafft sie es, dem Teufelskreis ihrer widerstreitenden Gefühle zu entkommen und als großer Bruder eine liebevolle Beziehung zu Steinar aufzubauen. Konsequent aus der Perspektive der 9-jährigen Sara und unterstützt von den expressiven Illustrationen der Künstlerin Felicitas Horstschäfer erzählt Linde Hagerup feinfühlig und fernab von allen Klischees von familiärer Dynamik, kindlicher Identitätssuche und dem gelingenden Versuch, das liebevolle Miteinander unter veränderten Bedingungen wiederherzustellen.

Aus dem Norweg. von Gabriele Haefs
Gerstenberg Verlag 2019.
Ab 8 Jahren
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Ein Bruder zu viel wurde vom STUBE-Team als Religiöses Buch des Sommers 2019 ausgewählt. Kathrin Wexbergs Besprechung ist >>>hier zu finden.

Marianne Kaurin: Beinahe Herbst

Obwohl das Leben der jüdischen Mitbürger seit dem Einmarsch deutscher Truppen in Norwegen immer schwieriger geworden ist und obwohl der Schneidermeister Isak Stern schon seit einiger Zeit jeden Morgen die antijüdischen Schmierereien von der Fensterscheibe seines Ladens entfernen muss, um seine Töchter vor diesen Hassbotschaften zu schützen, wird die wachsende Bedrohung in der Familie Stern weitgehend verdrängt. Während die ruhige und angepasste Sonja heimlich von einer erfüllenden Karriere fern vom väterlichen Geschäft träumt, ist ihre aufmüpfige Schwester Ilse zum ersten Mal verliebt. Die Verhaftungswelle und die sich anschließende Deportation jüdischer Menschen nach Auschwitz im Herbst 1942 zerstören dieses so gänzlich normale Familienleben unwiderruflich. Respektvoll und dennoch schonungslos erzählt Marianne Kaurin aus unterschiedlichen Perspektiven von Menschenverachtung und Mitläufertum, vom unfassbaren Schrecken der Konzentrationslager und vom Mut der Menschen, die trotz ihrer Ängste Widerstand wagten. Dabei bleibt sie immer nah am Schicksal ihrer Figuren. Ein eindringlicher und sprachgewaltiger Roman gegen das Vergessen und die Sprachlosigkeit angesichts aktueller politischer Entwicklungen.

Aus dem Norweg. von Dagmar Mißfeldt:
Atrium Verlag 2019.
Ab 14 Jahren
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Georg Langenhorst, Tobias Krejtschi: Kinderbibel.
Die beste Geschichte aller Zeiten

Zwei biblische Figuren aus dem Neuen Testament, Maria Magdalena und der zweifelnde Apostel Thomas, führen die Leser durch „die beste Geschichte aller Zeiten“. Ihre Gespräche und Kommentare nehmen mögliche Fragen auf, geben den sorgfältig ausgewählten biblischen Texten den notwendigen roten Faden und liefern wichtige Hinweise, die als behutsam eingesetzte Lesehilfen für das kindliche Verständnis hilfreich sind. Neben den bekannten und in nahezu allen Kinderbibeln vorhandenen Episoden aus dem AT und dem NT setzt der Religionspädagoge Georg Langenhorst eigene Akzente durch die Auswahl einer ganzen Reihe von Psalmen und poetischen Texten aus den Büchern Ijob, Kohelet und Jesaja. Die eindrucksvollen Illustrationen von Tobias Krejtschi brechen mit bekannten Sehgewohnheiten und integrieren Elemente aus modernen Lebenswelten in die biblischen Szenarien. Die Rettungsweste des kleinen Moses in seinem Binsenkorb, der Rollkoffer Jonas im Walfischbauch, die Registrierkasse der Händler im Tempel oder die Computerspiel-Perspektive des Kampfes zwischen David und Goliath sind bildhafte Beispiele dafür, dass biblische Geschichten auch für moderne Menschen relevant und lebensbestimmend sind. Eine überzeugende Bibelauswahl für Familien und Kinder.

Veralg Katholisches Bibelwerk 2019.
Für jedes Alter.

Die Kinderbibel wurde im Rahmen eines ganz besonderen STUBE-Freitags präsentiert. >>>Hier geht es zum Tagebuchbeitrag. Darüber hinaus war sie das Religiöse Buch des Monats Februar 2020. Alexandra Hofers Rezension befindet sich >>>hier.
Darüber hinaus gibt es eine Rezension in 1001 Buch. Heidi Lexe hat die Kinderbibel in der >>>Ausgabe 4|2019 (auf Seite 63) besprochen.

Alois Prinz: I have a dream

Die berühmte Rede, die Martin Luther King am 28. August 1963 beim „Marsch auf Washington für Arbeit und Freiheit“ hielt, steht im Zentrum dieser gelungenen Biografie über den bekannten Bürgerrechtler und gewaltlosen Freiheitskämpfer. King, 1929 als Sohn eines schwarzen Baptistenpfarrers in Atlanta geboren, wollte die menschenverachtende Rassentrennung und die alltägliche Diskriminierung der schwarzen Bevölkerung in den USA nicht länger hinnehmen und kämpfte bis zu seiner Ermordung am 4. April 1968 für ihre Gleichberechtigung. Alois Prinz begibt sich in vielen eindringlich geschilderten Episoden auf die Spuren eines charismatischen Mannes, der sich auch durch Polizeiwillkür und häufige Gefängnisaufenthalte nicht einschüchtern lies und dessen unerschütterlicher Glaube die entscheidende Kraftquelle in den Momenten von Angst und Mutlosigkeit war. Die faktenreich und lebendig erzählte Lebensgeschichte mit ausführlichen und informativen Literaturangaben vermeidet jede Heiligenverehrung und zeichnet gerade deshalb das glaubwürdige Portrait einer bedeutenden Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts, die noch heute Vorbild und Inspiration für den eigenen engagierten und angstfreien Einsatz gegen Rassismus und soziale Ungerechtigkeit ist.

Gabriel Verlag 2019.
Ab 14 Jahren.

I have a dream war Buchitpp im Februar 2019. Kathrin Wexbergs Rezension kann >>>hier nachgelesen werden.

 


Jason Reynolds: Long way down

Als er im siebten Stock mit einer geladenen Pistole in den Aufzug steigt, ist der 16-jährige Will fest entschlossen, Rache zu nehmen und den mutmaßlichen Mörder seines Bruders Shawn zu töten. Dabei hält er sich an die Regeln, die jedem Kind in seinem Viertel von klein auf beigebracht werden: nicht weinen, niemanden verpfeifen, Rache üben. Obwohl die Fahrstuhlfahrt kaum länger als eine Minute dauert, ist sie für Will „a long way down“. Nach und nach steigen Personen aus seiner Vergangenheit zu. Ob Bruder, Onkel, Vater oder eine Freundin aus Kindergartenzeiten: Sie alle sind tot, Opfer einer nie endenden Gewaltspirale als Folge des Ehrenkodex, den nun auch Will befolgen will. Ihre Erinnerungen an Gewalt, ohnmächtigen Hass und zu viele falsche Entscheidungen zwingen Will zum Innehalten und führen ihm vor Augen, dass es mehr im Leben gibt als sinnlose Rache. Ob er den Teufelskreis der Gewalt durchbrechen wird, bleibt offen. Sprachgewaltig, atemlos und in einer an einen Rap erinnernden Versform beschwört Jason Reynolds‘ eindringlicher Gewissensappell einen Totentanz auf engstem Raum. Die wenigen Worte und die Leerstellen zwischen den Zeilen lassen den Leser Angst, Trauer und das unausweichlich scheinende Ende unmittelbar nachempfinden.

Aus dem Engl. v. Petra Bös.
dtv Reihe Hanser 2019.
Ab 14 Jahren.

Long way down wurde im Rahmen des STUBE-Freitags "neues erzählen" ausführlich von Heidi Lexe vorgestellt. >>>Hier geht es zum Tagebuch-Bericht.

Thomas Römer, Léonie Bischoff: Die Geschichte der Bibel

Im Mittelpunkt des als Sachcomic konzipierten Werks stehen die Bücher der hebräischen Bibel. Nach einem ausführlichen Vorwort des Herausgebers über die Gefahren einer Auslegung, die die biblischen Texte wörtlich nimmt, führt der Theologe und Althistoriker Thomas Römer Leser*innen in einem ersten Teil durch Schlüsselszenen der zentralen Schriften im Alten Testament aus synchroner Perspektive. Um den Aufbau der drei Hauptteile Pentateuch, Prophetenbücher und Schriften zu veranschaulichen, erkundet er gemeinsam mit einer jungen Begleiterin die unterschiedlichen Räume einer großen Bibliothek und nähert sich im Dialog mit ihr den biblischen Texten an. Knapp zusammengefasste und farbig in Szene gesetzte Episoden aus den verschiedenen Büchern begleiten und ergänzen diese Gespräche. Ausgehend von der Qumran-Forschung gibt der zweite Teil erhellende Einblicke in die Erkenntnisse der Bibelforschung und informiert auf gut verständliche Weise über die Ergebnisse und die Bedeutung der historisch-kritischen Bibelexegese. Die eingängig illustrierten Comicpanels und der kurze, erklärende Text vermitteln jungen Menschen ein tiefergehendes Wissen und Verständnis über den Ursprung und die Wirkungsgeschichte des Alten Testaments.

Heidi Lexe hat die Geschichte der Bibel für 1001 Buch rezensiert. Die Besprechung ist zu finden in der >>>Ausgabe 4|2019 auf Seite 63.

Verlagshaus Jacoby & Stuart 2019.
Ab 14 Jahren.

Einar Turkowski: Aus dem Schatten trat ein Fuchs

Die Nacht ist noch jung, als Fuchs und Paradiesvogel aufeinandertreffen und fortan gemeinsam unterwegs sind. Beide sind auf der Suche nach Farbe in ihrem Leben, nach etwas, das sie nicht genauer benennen können. Ihre unbestimmte Sehnsucht treibt sie immer weiter voran. Die Landschaften wechseln, sie wandern durch blühende Felder, ruhen sich an einem Seeufer aus, durchschreiten dichte Wälder und von Menschen bewohnte Gegenden und erreichen schließlich eine schroffe Bergwelt, in der der Fuchs eine aufregende Fährte entdeckt. Die Begegnung mit einem anderen Fuchs beendet seine nächtliche Suche. Erst die Vignette am Ende des Buchs verrät, ob auch der Vogel das Ziel seiner Sehnsucht erreicht. - Kurze Verse begleiten die filigranen, fast ausschließlich in zarten Grautönen gezeichneten Illustrationen, in denen Einar Turkowski die nächtlichen Szenerien in vielen Details und verrätselten Symbolen und Zeichen lebendig werden lässt. Die wenigen Farbakzente und die außergewöhnlichen Perspektiven fangen den Blick ein und öffnen viele Spielräume zur individuellen Annäherung an die magisch-realistischen Bilderwelten. Das traumhaft virtuos komponierte Bilderbuch über die Suche nach dem Sinn öffnet den Blick des Betrachters für transzendente Themen.

Gerstenberg Verlag 2019.
Für jedes Alter
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Aus dem Schatten trat ein Fuchs war Lektorix des Monats Februar 2019. Peter Rinnerthalers Rezensions kann >>>hier nachgelesen werden.


Hannes Wirlinger: Der Vogelschorsch

Georg, wegen seiner intensiven Beziehung zu Vögeln Vogelschorsch genannt, ist einer dieser besonderen Menschen, die man sein Leben lang nicht mehr vergisst. Nach vielen Jahren erinnert sich Lena an ihr turbulentes Leben als 14-Jährige in der oberösterreichischen Provinz der frühen 1980er Jahre, an ihre Freunde Lederer Lukas und Mühltaler Max, an permanentes Gefühlschaos, an die erste Liebe, den Streit und die Trennung der Eltern und vor allem an den eigenwilligen und sensiblen Georg, dessen Anderssein ihn im Dorf zum Außenseiter macht und mit dem sie eine tiefe Freundschaft verbindet. Die selbstbewusste Lena ist stark genug, gegen alle Widerstände loyal zu dem zutiefst einsamen und fragilen jungen Mann zu stehen, dessen kurzes Leben von Verlust und Schmerz geprägt ist. Die ungeheuerliche Traurigkeit über diese nie vollendete Biografie bleibt in Lenas Gedächtnis verankert. – Bildhaft und sprachgewaltig erzählt Hannes Wirlinger von den häufigen Konflikten und den widersprüchlichen Gefühlen, die das Leben Heranwachsender so aufregend und gleichzeitig so schwierig machen. Er erfindet glaubwürdige Charaktere voller Widersprüche und zeichnet ein eindrückliches, nicht selten sehr humorvolles Bild des Erwachsenwerdens zwischen Schwermut und Glück. 

Verlagshaus Jacoby & Stuart 2019.
Ab 14 Jahren.

Der Vogelschorsch wurde im Rahmen des STUBE-Freitags "neues erzählen" ausführlich von Heidi Lexe vorgestellt. >>>Hier geht es zum Tagebuch-Bericht.

Mirjam Zels: Turmbau geht schief

Mirjam Zels löst die Erzählung vom Turmbau zu Babel aus ihrem biblischen Kontext und interpretiert sie als sich ewig wiederholende Geschichte menschlicher Hybris neu. Ein Wald, der spielenden Kindern viel Platz zur Entfaltung bietet, wird zum wiederholten Mal zum Schauplatz eines ambitionierten Bauprojekts, das auf Wunsch des Architekten bis in den Himmel reichen soll. Schnell zeigt sich, dass die zahlreichen Arbeiter aus aller Herren Länder nicht in der Lage sind, den größenwahnsinnigen Plan umzusetzen. Das liegt nicht nur am Sprachenwirrwarr, der eine Verständigung schwierig macht. Weil jeder für sich agiert und niemand Wert auf ein kreatives Miteinander legt, wird der Turm mit jedem Höhenmeter schiefer und fällt schließlich in sich zusammen. Mit dem Wald, der sich schon bald wieder zwischen den Mauerresten ausbreitet, kommen auch die Kinder zurück, aber das nächste überdimensionierte „Bauprojekt Babel“ deutet sich schon an. Die detailreichen schwarz-weißen Illustrationen mit den vielen märchenhaften und phantastischen Elementen und das übergroße schmale Format erzählen von Selbstüberschätzung und Narzissmus, die Menschen immer wieder scheitern lassen, weil sie einander nicht zuhören und aus vergangenen Fehlern nicht lernen wollen.

camino Verlag 2019.
Ab 4 Jahren.


Der Jury gehörten an:
dritte Reihe, v.l.n.r.: Weihbischof Robert Brahm (Vorsitz) und Bettina Kraemer (Bonn)
zweite Reihe, v.l.n.r.: Elisabeth Wagner-Engert (Ellgau), Prof. Dr. Markus Tomberg (Fulda) und Prof. Dr. Norbert Brieden (Wuppertal)
erste Reihe, v.l.nr.: Anna Winkler-Benders (Frankfurt), Dr. Klara Asako Sarholz (Bottrop),Cornelia Klöter (Leipzig), Susanne Kriesmer (Burgbrohl) und Dr. Heidi Lexe (Wien)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
 
 
 
 
 

 

 


STUBE Studien- und Beratungsstelle für Kinder- und Jugendliteratur | Stephansplatz 3/II/11 | A-1010 Wien | T.: +43 1 51552-3784 | stube@stube.at oder fernkurs@stube.at