STUBE-Freitag: Ouvertüre. Zu Gast: Susan Kreller
4. September 2020
Und wenn die fünfte Kerze brennt, hast du Weihnachten verpennt. Nein, Stopp! Erstens ist ja noch gar nicht Weihnachten, zweitens wäre es die nullte und nicht die fünfte Kerze, und drittens haben sie gar nichts verschlafen, höchstens versäumt, falls sie nicht dabei waren.
Das ist wiederum kein Wunder, denn: Die STUBE-Freitage in diesem Wintersemester stehen unter dem Motto Herbstsymphonie, und weil die STUBE seit etwa einem Jahr aufs engste mit den Literarischen Kurse verbunden ist, fand im Rahmen der Tagung der Literarischen Kurse >>>erZählen eine Ouvertüre statt, die leitmotivisch alles in sich vereinte, was einen STUBE-Freitag ausmacht: ein fabelhafter Gast, eine ergreifende Lesung, ein ebenso fachlich fundiertes wie humorvoll launiges Werkstattgespräch und eine zum Lesen animierende Buchvorstellung.
Nachdem die zweite Schreibwerkstatt mit Susan Kreller am Beginn des Lockdowns stand und entsprechend nicht stattfinden konnte, markierte nun ihr Besuch in Wien einen Neustart im neuen Arbeitsjahr, in der neuen Normalität, der man sich stellt und die man meistert, auch wenn jetzt sogar Bücher nach Desinfektionsmittel riechen und es viel nebliger ist als früher – zumindest für Brillenträger.
In der Zwischenzeit wurde Susan Kreller für ihr jüngstes Buch >>>“Elektrische Fische“ (Kröte im Jänner 2020) mit dem >>>Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis 2020 der Deutschen Bischofskonferenz ausgezeichnet. Und weil auch diese Preisverleihung noch nicht hatte stattfinden können, nahmen Militärbischof Werner Freistetter und Heidi Lexe analog zum Nichtgeburtstag bei „Alice im Wunderland“ eine Nichtpreisverleihung vor, die an Feierlichkeit nicht zu überbieten war.
Susan Kreller las in der Folge aus dem Preisbuch „Elektrische Fische“ und aus ihrem Erwachsenenroman „Pirasol“ vor. Mit Heide Lexe sprach sie darüber, wie sie zu Beginn jeder Figur ihre eigene Sprache schaffen muss, wie Heimat ein Zuhause-Sein in der Sprache bedeutet und dass der deutsche Osten, in dem sie aufgewachsen ist, erst mit diesem Buch in den Fokus rückte. Sie erzählte auch von einer Klassenzimmertheater-Fassung ihres Buches und wie eine vom Lärm aufgeschreckte Mathelehrerin sie dazu animierte, ab sofort in jedem Werk eine laute Szene (für Mathelehrerinnen) einzubauen. Gleichzeitig ging es aber besonders um die Stille und die Auslassung, um das Erzählen von Sprachlosigkeit und Leere und um das Finden der eigenen Stimme – ob laut oder leise.
Die >>>Herbstsymphonie der STUBE geht am 16. Oktober 2020 mit einem lyrischen Allegro und Nils Mohl weiter. Bis dahin haben Sie noch Gelegenheit, sich für den neuen Jahrgang des >>>Fernkurs Kinder- und Jugendliteratur oder für den neuen >>>Literarischen Kurs ausLESEN anzumelden. Beide starten im Oktober.
Ein Bericht von Alexandra Holmes