Fernkurs-Tagung
gorkicht im gemank
Mediale und ästhetische Ver-rückungen (in) der KJL
Das STUBE-Team gorkicht im gemank ... oder doch eher morgelnd im Wurzelmoos?
Heidi Lexe
Tobias Krejtschi
gar bohrlich morgelnd Wurzelmoos
ODER
zerschirrt’ und drilberte ’s Geweech
ODER
krawallten 'rum im grünen Kreis
ODER DOCH
rotterten gorkicht im gemank?
150 Jahre nach Erscheinen von Lewis Carrolls "Alice im Wunderland" machte die STUBE das wohl berühmteste Nonsensegedicht aller Zeiten zum Titel für drei Tage, die ganz unter dem Motto "ver-rückt" standen ... Herzlich Willkommen bei der Nicht-Tagung!
Auch im 6. Jahrgang des Fernkurs Kinder- und Jugendliteratur der STUBE war die Fernkurstagung in Strobl am Wolfgangsee ein Highlight der intensiven Auseinandersetzung mit KJL sowie der Möglichkeit der Begegnung mit Wissenschaftler*innen und Künstler*innen. Von 8. bis 10. Mai 2015 wurde im Bundesinstitut für Erwachsenenbildung in Strobl/Wolfgangsee medialen, ästhetischen, topographischen und sprachlichen Verrückungen nachgegangen. In Referaten, Lesungen, Werkstattgesprächen und erstmals einem Lyrik-Podium wurden die Schrauben der KJL gelockert und aus unterschiedlichsten Perspektiven wieder angezogen.
"Verrückt sein heißt ja auch nur, dass man verrückt ist, und nicht bescheuert!" Ein Zitat, das auch durchaus als Motto des Auftaktes der STUBE gelesen werden kann: In einem exklusiv produzierten Kurzfilm öffnete das Team der STUBE den Tunnel im Kaninchenloch und lud die Teilnehmer*innen ein, mit ins Wunderland zu kommen ...
Reaktionen auf den filmischen STUBE-Auftakt: Sonja Loidl, Emer O´Sullivan,
Oliver Hepp, Michael Staiger und Alexandra Holmes
Für die nötige Ordnung bei der verrückten Teeparty sorgten die Vorträge, die sich spezifischeren Fragestellungen des Themas widmeten: Im Eröffnungsvortrag ging Emer O´Sullivan den Ver- und Zurückrückungen verschiedenster Übersetzungen von "Alice im Wunderland" nach - und der raffinierten Frage, ob die (englische) Verrücktheit, die in Paratexten als Erklärungsversuch für die Besonderheit des Nonsens dient, auch in den entsprechenden Übersetzungen wahrnehmbar ist.
Anna Stemmann erkundete in ihrem sehr anschaulichen Beitrag Erzählraum und erzählter Raum und klärte die Kategorien von Medienwechsel, Medienkombination und intermedialem Bezug anhand unterschiedlicher Beispiele der KJL.
Intermedial ging es auch bei Michael Staiger zu, der am Beispiel des Märchens "Die drei Schweinchen" Begriffe wie Adaption, Übersetzung und Verweis erläuterte und einen klugen wie amüsanten Streifzug durch drei Jahrhunderte "Architekturgeschichte der Schweinchen" machte ...
Silke Rabus tauchte tief in die vielschichtigen Metafiktionen des Bilderbuchs ein. Sie untersuchte die Biegsamkeit der Wirklichkeit mit ihrem genauen Blick für Bild und Textdetails, der hinter so manch bekanntem Bilderbuch noch einmal ganz neue (Meta-)Ebenen aufdeckte.
Den finalen Abschluss gestalte schließlich Manuela Kalbermatten mit einem herrlich "abseitigen" Thema: Hauptrolle spielte die Cyborg, die die (Geschlechter-)Grenzen verrückt und von Manuela Kalbermatten mit kluger Bezugnahme auf Theorien, u.a. von Donna Haraway, dargestellt wurde.
Wie gewohnt werden auch diesmal die Vorträge der Tagung als Tagungsbericht herausgegeben. Die bereits jetzt verfügbaren Materialien zu den Vorträgen finden Sie >>> hier
Die Referierenden, jeweils von links nach rechts: Emer O´Sullivan, Anna Stemmann,
Michael Staiger, Stefan Slupetzky, Silke Rabus, Manuela Kalbermatten
Für die besonderen Momente der Tagung sorgten einmal mehr die Begegnungen mit den eingeladenen Künstlerinnen: Autorin Holly-Jane Rahlens war ja bereits in Wien in der STUBE und an der Universität Wien zu Gast (>>> magisches magenta) und sorgte auch in Strobl für eine Zeitreise in die Ewigkeit: Mit großem Erzähltalent führte sie in die zukünftige Welt ihrer spannenden Romane "Everlasting" und "Blätterrauschen" (>>> Kröte des Monats) ein und erzählte im Gespräch mit Heidi Lexe von intermedialen Verweisen in ihren Büchern, der Figurengestaltung und der Findung eines örtlichen und zeitlichen Rahmens.
Illustrator Tobias Krejtschi zeigte im Werkstattgespräch mit Peter Rinnerthaler die beispielhafte Enstehung seiner Bilderbücher und erzählte von der Konzeption seiner Bildwelten - von inspirierenden Reisen, der anfänglichen Recherche, Referenzen auf und aus seinem Leben und der mal- und zeichentechnischen Gestaltung. Wipfelwärts und wurzelwärts und äußerst launig führte er so durch seine vielfältige kreative Arbeit bis hin zu seinem neuen Buch: "Nils Randers" bei Kindermann.
Links: Tobias Krejtschi. Rechts: Holly-Jane Rahlens
Oliver Hepp
Christine Tresch
Der Samstag Nachmittag war sprachlichen Verrückungen gewidmet: Stefan Slupetzky zeigte unter dem Motto "Einmal Tschocherl und zurück" das Sprachspiel in all seinen Facetten an äußerst humoristischen Beispielen (u.a. aus seinem musikalischen und schriftstellerischem Werk) auf. Dabei erkundete er in einem launigen Vortrag das Wienerische ebenso wie das Jiddische oder Französische auf ihre Tauglichkeit hinsichtlich Anagram, Palindrom und vor allem: Schüttelreim.
Eine konzeptionelle Premiere feierte die neu eingerichtete Schiene des Lyrik-Podiums: In Ergänzung zu Stefan Slupetzkys Vortrag wurde eine exemplarische Runde durch die deutsche Sprache in vielen Variäteten gedreht. Nach dem Motto: Eine Ornithologin und drei bunte Vögel. Einen Abstecher in die Schweiz bot Literaturwissenschaftlerin Christine Tresch mit schwiizerdütscher Lyrik, das Boairische, Hessische und Platt war mit Schauspieltalent und Germanist Oliver Hepp wunderbar vertreten und Heidi Lexe und Stefan Slupetzky sorgten für österreichische Ausprägungen. Viele (lyrische und mediale) Beispiele aus den unterschiedlichen Sprachen sorgten für einen amüsanten Nachmittag, der die gemeinsame Sprache trotz mancher Verstehensschwierigkeiten nicht zum trennenden, sondern einenden Moment der Länder machte.
Links: Stefan Slupetzky mit Fan, Rechts: Simone Weiss mit Buch
Lesefutter zu und aus allen Beiträgen gab es von der Keltenbuchhandlung Hallein am entsprechenden Büchertisch, die - vertreten von Geschäftsinhaberin Brigitte Stadlbauer immer vor Ort war und uns Lesehungrige bestens versorgte. Vielen Dank an dieser Stelle! Auch an Holly-Jane Rahlens, Tobias Krejtschi und Stefan Slupetzky, die in nicht enden wollenden Schlangen jedes Buch bzw. jede CD für die Teilnehmer*innen signierten.
Oben: Holly-Jane Rahlens und Tobias Krejtschi beim Signieren
Unten: Kathrin Wexberg, Peter Rinnerthaler, Rahel Conzett und Peter Conzett
Wie immer blicken wir jetzt schon wehmütig auf die schönen Tage in Strobl zurück. Aber zurück aus dem Wunderland heißt es, neue Räume zu erkunden.
Für alle, die nicht genug bekommen können, sei die zweite Tagung im Fernkurs Kinder- und Jugendliteratur empfohlen:
Nach der Fernkurstagung in Strobl bietet der Kooperationspartner des Fernkurs Kinder- und Jugendliteratur - der Borromäusverein e.V. - eine weitere Tagung in Deutschland an: „Wilde Hühner – Zahme Nerds“ – ist dem so?
Von 18. - 20. September 2015 werden in Würzburg Geschlechterkonstruktionen in der Kinder- und Jugendliteratur genauer unter die Lupe genommen.
>>> Informationen und Anmeldung
Wir freuen uns auf ein Wiedersehen!
Drinnen und Draußen: Schön wars! Bis zum nächsten Mal.