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STUBE-Freitag: Vier im Jeep

Kinder- und Jugendliteratur rund um den 8. Mai 1945 in Diskussion
9. Mai 2025


 

Am 8. Mai 1945 endete der zweite Weltkrieg durch die vollständige Kapitulation der deutschen Wehrmacht. 80 Jahre später überblicken wir mittlerweile vier Generationen, die mit Wegschauen und Vergessen, aber auch mit Nachfragen und Erinnern das kollektive Gedächtnis prägen. An diesem Diskurs nimmt die österreichische Kinder- und Jugendliteratur rege teil, nicht zuletzt durch Lektüreerfahrungen, die sich in die Erinnerungskultur einschreiben.
In der Gesprächsreihe >>> „Projekt 8. Mai“ kamen neben Experten aus dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands und aus der Demokratiewerkstatt des Parlaments auch drei Autorinnen aktueller Jugendbücher mit zeitgeschichtlichem Bezug zu Wort. Sie alle gehören jener Generation an, die Zeitzeug*innen noch in voller Lebenskraft erlebte, und es kommt nicht von ungefähr, dass sie auch als Pädagog*innen und Eltern den Blick in die Zukunft richten.

Dieser STUBE-Freitag widmet sich im Gedenken an den 8. Mai 1945 der Darstellung des Kriegs und dessen Ende in ausgewählter Kinder- und Jugendliteratur.


Den Beginn macht Heidi Lexe mit ihrem Vortrag „Zwischen Kuckuck und Kirchenglocken. Tonspuren des 8. Mai in der österreichischen Kinder- und Jugendliteratur“, den sie kurz zuvor in Marbach beim Symposion „Der 8. Mai als Denkfigur“ gehalten hat. Klanglicher Einstieg sind einerseits der historische Kuckuck, der bei Bombenalarm im Radio ertönte und die Menschen in die Luftschutzkeller trieb, und andererseits der ikonische homecoming song „Sentimental Journey“ von Les Brown, Ben Homer und Bud Green. Damit ist der Schirm gespannt, unter dem Endphaseverbrechen (Präbichl, Freistadt, Rechnitz, Deutsch Schützen…), Befreiung, Besatzungszeit, Opferdoktrin und Staatsvertrag oszillieren, und damit wird das spezifisch Österreichische sichtbar, wie es in Oliver Rathkolbs „Die paradoxe Republik“ oder auch in Herbert Lackners „1945. Schwerer Start in eine neue Zeit“ umrissen wird.
Vor diesem Hintergrund bespricht Heidi Lexe autobiographische Texte zweier Autorinnen, die beide Zeitzeuginnen waren.
Käthe Recheis (1928-2015) erzählt in „Lena. Unser Dorf und der Krieg“ vor dem Hintergrund eines idyllisch dörflichen Mikrokosmos von den Jahren zwischen 1938 und 1945. Dabei sortiert sie mitunter humorvoll und kindlich unbefangen die Ideologien, lässt das humanistische Weltbild, in dem sie aufgewachsen ist, durchblicken, thematisiert aber auch kollektive Schuld und macht die bereits zu Kriegsende zutage tretende Paradoxie sichtbar, als die rot-weiß-roten Fahnen ebenso schnell zur Hand waren wie Jahre davor die Hakenkreuzfahnen. Ihre persönlichen Referenzen lässt sie noch stärker in „Das Schattennetz“ erkennen. Dort erzählt sie, wie ihr Vater als Arzt im Barackenlager Hörsching aus dem KZ-Waldlager Gunskirchen befreite Juden medizinisch betreute und wie durch die unterlassene Hilfeleistung seitens des jüdisch-amerikanischen Sanitätsbeauftragten besonders viele Menschen dem Fleckfieber zum Opfer fielen, darunter auch ihr Vater und ihre Schwester. „Das Schattennetz“ stellte das erste literarische Kriegs- und Nachkriegszeugnis dar, musste sich aber den Vorwurf des Antisemitismus gefallen lassen. Unter dem Titel „Geh heim und vergiss alles“ wurde es später überarbeitet und neu aufgelegt.


Christine Nöstlinger (1936-2018) schildert in „Maikäfer flieg“ das Kriegsende in Wien und wie sie mit ihrer Familie, ausgebombt, von Hernals ein paar Straßenbahnstationen weiter ins noble Neuwaldegg wechselt, wo sie die Braun-Villa „bewachen“, während Frau von Braun es als „ehemalige“ Nationalsozialistin vorzieht, aus der russischen Besatzungszone auf ihren Tiroler Bauernhof im französischen Einflussgebiet auszuweichen. Das titelgebende Lied „Maikäfer flieg“ findet sich bereits in „Des Knaben Wunderhorn“ und spielt hier mit der Angstlust aus kriegerischem Inhalt und lieblicher Melodie, verweist aber auch auf die Widerständigkeit der kindlichen Protagonistin, die gemeinsam mit der schwerhörigen Großmutter den Kuckuck „überhört“, um sich einen Bombenangriff anzuschauen. Christine Nöstlinger erzählt gegen das herkömmliche Narrativ der verrohten Russen und stellt die sowjetischen Besatzungssoldaten weitestgehend positiv dar. Gleichzeitig leugnet sie die ins kollektive Gedächtnis eingebrannten Erfahrungen nicht, wenn man nur mutmaßen kann, warum die bisher immer herausgeputzte Nachbarin plötzlich größtmöglich unattraktiv in Sack und Asche geht.


Im zweiten Teil des Abends vertreten Heidi Lexe, Jana Sommeregger und Eleni Steinborn im Rahmen eines Podiumsgesprächs, moderiert von Kathrin Wexberg, drei Generationen und ihre unterschiedlichen Erlebnishorizonte hinsichtlich schulischer Geschichtsvermittlung. Sie erzählen von prägenden Lektüreerfahrungen und bringen exemplarische Bücher mit.


Während Heidi Lexe davon erzählt, wie sie in ihrer Schulzeit in Kärnten rein gar nichts über die NS-Zeit zu hören bekam und für sie die Lektüre von Karl Bruckners „Sadako will leben“ und Käthe Recheis‘ „Das Schattennetz“ Zugang zum Thema eröffnete, gewährt Jana Sommeregger Einblick in historische und literarische Landmarks der Kärntner Slowen*innen, für die der Peršmanhof, an dem eines der letzten NS-Verbrechen an der kärntner-slowenischen Zivilbevölkerung verübt wurde, zum zentralen Erinnerungsort wurde. Dass diese Geschichte als graphic novel (bei bahoe books) umgesetzt wurde, ist für sie mehr als folgerichtig, kann doch in dieser Form das Schweigen, das nicht-erzählen-Können besonders treffend ins Bild genommen werden. Seit Maja Haderlaps bachmannpreisgekröntem Text „Engel des Vergessens“ ist der Peršmanhof für eine breitere Öffentlichkeit zum Ort des Gedenkens geworden.

Eleni Steinborn, die jüngste in der Runde, erzählt einerseits von durchaus engagiertem Unterricht mit Besuchen in Gendenkstätten und Filmen wie „Napola“ oder „Das Leben ist schön“, konstatiert aber andererseits, dass abseits von Referaten die NS-Zeit wenig präsent ist. Folgerichtig bringt sie mit Markus Zusaks „Die Bücherdiebin“ ein Buch mit, das nach dem regionalen und biographischen Zugang die größtmögliche Distanz aufweist, in der sich eine Auseinandersetzung mit der NS-Zeit präsentiert.

Dass Lesen Empathie schafft und dass Empathie in der Demokratiebildung eine bedeutende Rolle spielt, sind mittlerweile fast Allgemeinplätze. Das macht sie erstens nicht weniger richtig und belegt zweitens, dass angesichts des voranschreitenden Verlusts von Zeitzeug*innen Erinnerung über den Weg der Literatur auch etwas Heilsames hat.

Die STUBE bietet mit diesem STUBE-Freitag und den Gesprächen des „Projekts 8. Mai“ einen umfassenden Beitrag zum Gedenken 80 Jahre nach Kriegsende.

Das Video on demand ist für >>> STUBE-Card-Abonnent*innen ab dem 13. Mai 2025 zugänglich. 
Die Gesprächsreihe „Projekt 8. Mai“ ist >>> hier abrufbar.

Ein Bericht von Alexandra Holmes

 

 

 

 

 

 


STUBE Studien- und Beratungsstelle für Kinder- und Jugendliteratur | Stephansplatz 3/II/11 | A-1010 Wien | T.: +43 1 51552-3784 | stube@stube.at oder fernkurs@stube.at