Aus d. Engl. v. Frederik Kugler.
Laurence King 2021.
€ 18,00.

Giles Sparrow und James Weston Lewis: Die Geheimnisse des Himmels. Galileo und das erstaunliche Sonnensystem

Der Blick auf das unsichtbare Ferne – ebendiesen eröffnete Galileo Galilei mit seinem 1611 entwickelten Teleskop. Das Sachbilderbuch von Giles Sparrow und James Weston Lewis folgt diesem Blick durch das Fernrohr, wie bereits auf dem Vorsatzpapier deutlich wird: Gegenübergestellt werden hier eine Sternenkarte mit den durch das Teleskop sichtbaren Sternbildern und ein Himmelsatlas mit den zugehörigen Sternzeichen. Die titelgebenden Geheimnisse des Himmels – die Sterne und der Lauf der Planeten – sind allerdings nicht das einzige Thema, um das sich dieses Sachbuch dreht. Im Zentrum steht vielmehr das Leben und die Lehren des Galileo Galilei, der auf dem Weg zur Erforschung der Geheimnisse des Himmels einiges beitragen konnte: Neben der Weiterentwicklung des Teleskops, der Erfindung der Hydrowaage und der Wasserpumpe folgten einigen Arbeiten zur Gravitation. Wohl am bekanntesten ist seine Lehre des heliozentrischen Weltbildes, das auch in Galileis Biografie seine Spure hinterließ: Die Kirche sah darin eine Provokation, ein Postulat, das sich nicht mit den Lehren der Bibel vereinbaren ließ – und Galilei musste die Konsequenzen dafür tragen. Nach monatelangen Verhören durch die Inquisition wurde er zum Ketzer erklärt und zu lebenslangem Hausarrest verurteilt. Erst 1992 – das erfährt der*die aufmerksame Leser*in dieses Sachbuchs – entschuldigte sich die Kirche für seine ungerechtfertigte Verurteilung.
„Die Geheimnisse des Himmels“ enden allerdings nicht mit dem Ende von Galileis Leben, ebenso wenig wie Galileis Wirken mit seinem Tod endete: Im weiteren Verlauf des Sachbuchs blicken wir auf die vielen kleinen und großen Schritte in der Erforschung der Geheimnisse des Universums, denen Galilei mit seiner Forschung den Weg bereiten konnte. Von Isaac Newton über Katherine Johnson bis hin zu Stephen Hawking reicht das aufgemachte Spektrum. Dabei ist nicht nur der Erzählbogen in sich stimmig, sondern ganz besonders auch die illustratorische Gestaltung von James Weston Lewis: Die mystisch wirkende Farbtrias aus Violett, Schwarz und Pink prägt die Illustrationen und macht die geheimnisvolle Atmosphäre, die der Erforschung des Universums anhaftet, auch bildlich erfahrbar. So wird die Auseinandersetzung mit Galileo Galilei und dem Universum nicht nur zu einem höchst informativen und kurzweiligen, sondern auch zu einem ästhetisch überaus ansprechenden Leseerlebnis.


LESEN – SPRECHEN – TUN

LESEN – Neben der Biografie von Galileo Galilei und einer Einführung in die Geschichte der Erforschung des Himmels vor und nach dessen Lebenszeit bietet dieses Sachbuch auch ein ausführliches Glossar, das die Terminologie der Himmelserforschung verständlich erläutert.

SPRECHEN – Die stimmig illustrierten Doppelseiten über Galileis Leben und seine Erfindungen können Ausgangspunkt sein, um mit kindlichen Leser*innen über ihr weiteres Wissen rund um den Sternenhimmel und seine Erforschung zu reden und sich über den Aufbau des Universums zu unterhalten.

TUN – Schon auf dem Vorsatzpapier, auf dem eine Himmelskarte und eine Sternenkarte zu finden sind, wird Neugier auf den Blick ins Weltall geweckt. Dass dieser Blick in den Sternenhimmel nicht nur auf den Blick auf die Illustrationen des Sternenhimmels beschränkt bleiben muss, liegt nahe: Besuche im Planetarium oder – für besonders Forschungsbegeisterte – der Blick durch ein eigenes oder geborgtes Teleskop bieten eine spannende Möglichkeit zur direkten Auseinandersetzung mit den für dieses Sachbuch titelgebenden Geheimnbissen des Himmels.

 

Wer beim Lesen dieses Sachbuches auf den Geschmack gekommen ist und sich gerne in die Physik des Weltalls vertiefen möchte, sollte auch einen Blick in Jan Paul Schuttens und Floor Rieders stimmiges Sachbuch „Das Weltall“ werfen, das im September >>> MINT-Buch des Monats war.

Julia Lückl

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