Aus d. Niederländ. v. Stfanie Ochel.
Mit Illustrationen von Sebastian van Doninck
Hanser 2020.
€ 15,90.

Marc van Ranst/Geert Bouckaert: Monster-Mikroben. Alles über nützliche Bakterien und fiese Viren.

Von A wie Aerosol bis Z wie AstraZeneca – ein Jahr Pandemie hat unser aller virologisches und epidemiologisches Wissen (und nicht zuletzt das Bewusstsein, dass dies zwei unterschiedliche Disziplinen sind!) nachhaltig verändert. Aber wie war das nochmal mit den Basics? Was ist der Unterschied zwischen Bakterien und Mikroben? Wie sehen sie eigentlich aus und wo kommen sie vor? All diese Fragen klären hier zwei versierte Fachleute: Marc van Ranst ist Professor für Mikrobiologie und Immunologie an der Katholischen Universität Leuven, Geert Bouckaert Journalist, Schriftsteller und Fernsehproduzent. Diese unterschiedliche Expertise setzen die beiden Autoren gekonnt ein, um komplexe Sachverhalte für Kinder ab dem jüngeren Volksschulalter aufzu-bereiten. Sprachlich setzen sie dabei auf anschauliche Ver-gleiche. Um zu verdeutlichen, dass wir Menschen im Vergleich zu Mikroben, der ältesten Lebensform der Erde, eigentlich Babys sind, wird etwa formuliert:

Stell dir die Erdgeschichte als einen einzigen Tag vor: Dann sind die Mikroben um fünf Uhr morgens entstanden, die Dinosaurier um zehn Uhr abends und die ersten Menschen erst ganz kurz vor Mitternacht. (S. 12.)

Diesen gut nachvollziehbaren Sprachbildern entsprechen die Illustrationen von Sebastian van Doninck, in denen die eigentlich mikroskopisch kleinen Wesen mit witzigen Kulleraugen und expressiven Gesichtsausdrücken dargestellt werden. Besonders erfreulich und leider immer noch eine Seltenheit im Sachbuch-bereich: Das ganze Buch ist konsequent mit Sternchen ge-gendert, wenn wir etwa erfahren, dass es nicht nur Virolog*innen und Epidemiolog*innen, sondern auch Mykolog*innen, also auf Pilze spezialisierte Mikrobiolog*innen gibt.

Um selbst zu überprüfen, was von dem umfangreich vermittelten Wissen hängen geblieben ist, gibt es am Ende jedes der vier Hauptkapitel einen Wissenstest. Das fünfte Kapitel schließlich steht ganz im Zeichen des selber Tuns: Bei Mitmachexperi-menten, bei denen Joghurt selber gemacht oder der Nutzen der Apfelschale erkundet wird.

Ein gedrucktes Wissenschaftsbuch, das sich mit ganz aktuellen Fragen beschäftigt, riskiert natürlich immer, vom schnellen Fort-schritt der Forschung „überholt“ zu werden. Hier ist das ge-schehen, wenn es im Unterkapitel über das Coronavirus heißt:

Darum suchen Wissenschaftler*innen auf der ganzen Welt weiter mit Hochdruck nach einem Mittel, das dafür sorgt, dass uns das Coronavirus nicht krank machen kann. (S.55)

In diesem Fall ein durchaus erfreulicher „Fehler“, der bei der gemeinsamen Lektüre als Gesprächsanlass genützt werden kann, sich über das Tempo der Forschung und die laufende Weiterentwicklung der Wissenschaft zu unterhalten.

LESEN – SPRECHEN – TUN

LESEN – da die in den Texten vermittelten Informationen durchaus komplex sind, bietet es sich an, den Text gemeinsam zu lesen oder jüngeren Kindern vorzulesen.

SPRECHEN – der in übersichtliche Absätze gegliederte Text bietet vielerlei Anlässe, miteinander ins Gespräch zu kommen: Was, wusstest du, dass das größte Virus gerade mal so groß wie die kleinste Bakterie ist? Wie kann das sein, dass in unserem Darm fünfhundert verschiedene Arten von Bakterien leben?

TUN – im Buch selbst gibt es fünf Mitmachexperimente mit sehr praxisnahen Anleitungen, die meist mit Hilfe von Erwachsenen durchgeführt werden können. Darüber hinaus gibt es bei vielen ganz alltäglichen Tätigkeiten Anknüpfungspunkte: bei jedem Hände waschen zum Beispiel, wo es unbedingt Seife braucht, an der nämlich Mikroben hängen bleiben.

Kathrin Wexberg

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