Aus dem Niederl. v. Rolf Erdorf.
Thienemann 2020. € 19,00.

Marc ter Horst und Wendy Panders: Palmen am Nordpol. Alles über den Klimawandel

Ähnlich dem als bestes Wissenschaftsbuch für Kinder 2020 ausgezeichneten „Wie viel wärmer ist 1 Grad?“ widmet sich auch „Palmen am Nordpol“ den Ursprüngen, Mechanismen und Auswirkungen des Klimawandels, richtet sich aber an eine deutlich ältere Leser*innenschaft.

Beginnend bei der Entstehung der Erde werden die ersten klimatischen Veränderungen erklärt, ohne die sich kein Leben hätte entwickeln können. Über Bakterien und Dinosaurier geht es weiter zum Menschen. Seine Entdeckungen und Erfindungen seit der Neuzeit stellen, das wird ohne moralische Keule deutlich, die Ursachen des Klimawandels dar. Die unmittelbaren und weiteren Folgen der aktuellen Erwärmung für die Menschheit und die Natur werden in separaten Kapiteln beleuchtet und mit der gebotenen Drastik geschildert: So, und jetzt wird es schön gruselig – mit Schauergeschichten von Ländern, die wegen des Klimawandels um Wasser und einen kühleren Ort zum Leben kämpfen müssen. Eine Art Hungerspiele, aber so, wie sie wirklich stattfinden könnten. Die vom Verlag als Zielgruppe angegebene Altersstufe der (ab) Zehnjährigen wird den Verweis auf Suzanne Collins dystopische Trilogie „The Hunger Games“ vielleicht noch nicht verstehen, das Buch eignet sich aber durchaus auch für Jugendliche.

Die farbenfrohen, teils seitenfüllenden Illustrationen und Diagramme lockern das Buch auf, nehmen dem Text aber weder seine Ernsthaftigkeit noch seine Komplexität. Marc ter Horst beschreibt die Hintergründe und Mechanismen der menschlichen Gesellschaft und des Klimawandels sehr anschaulich, aber es bleibt eine komplexe Materie. 
Das zeigt auch das vorletzte Kapitel, in denen Alternativen für die fossilen Energiequellen Kohle, Erdgas und Erdöl vorgestellt werden: Sonne, Wind, Wasser, Biomasse, Erdwärme, Kernenergie – sie alle haben ihre Vorteile. Und ihre Nachteile.

Eine Lösung für das, was wir über die Erde gebracht haben, gibt es nicht – dafür aber jede Menge verschiedener Prognosen, Schuldzuweisungen und Resignation. Dieser versucht der Autor entschieden entgegenzutreten und verweist dabei auf die Verantwortung und die Möglichkeiten jedes Menschen (und hier sind ganz speziell Kinder als Akteure aufgerufen), so klein sie auch sein mögen.

LESEN – SPRECHEN – TUN

LESEN – Von der Entstehung der Erde bis heute werden Geschichte und Entwicklung des Klimas erzählt – Evolution und Chemie inklusive.

SPRECHEN – sollte man über das Gelesene unbedingt, um Zusammenhänge in eigene Worte fassen zu können und eigene Vorurteile zu hinterfragen. Abseits von den biochemischen Aspekten des Klimawandels stellt ter Horst verschiedene technische Erfindungen vor, deren Bedeutung für die Gesellschaft bis heute ersichtlich ist. Wo wären wir ohne Dampfmaschine? Wie kam es zur Entwicklung/Verwendung von Kernenergie?

TUN – Es gibt ein „Klima-Bingo“, das entweder direkt im Buch gespielt oder von dort kopiert werden kann. Die Doppelseite „Was ihr selbst tun könnt“ bietet viele konkrete Handlungsanregungen, die zwar alle nicht neu sind, aber auch nicht oft genug genannt werden können (und für Kinder vielleicht sogar kleinere Herausforderungen darstellen als für Erwachsene).


Simone Weiss

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