MINT-Buch im März 2020
Aus dem Franz. v. Susanne Schmidt-Wussow.
Knesebeck 2020. € 24,70.
Florence Guiraud: Was guckst du denn so? Kurioses aus der Welt der Säugetiere.
Dieses Buch ist ein künstlerisches Abbild der Artenvielfalt dieser lebendigen Natur – genauer gesagt ein Abbild der großen Familie der Säugetiere. Mit diesen Worten steckt die Autorin und Illustratorin Florence Guiraud sich ihr Ziel für diesen großformatigen Band und genau dies tut dieser, ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Dabei erinnert die Gestaltung und das Zusammenspiel von Illustration und Text an eine Enzyklopädie.
„Was guckst du denn so? Kurioses aus der Welt der Säugetiere?“ ist gewissermaßen der Nachfolgeband von „Wie siehst du denn aus? Kurioses aus der Tierwelt.“, und behandelt die Tierklasse, welche im Vorband nicht vorkam: Die Säugetiere. Dabei gliedert sich das Buch in sechs Kapitel, welche jeweils eine Ordnung der Säugetiere behandeln, wie zum Beispiel Primaten, Insektenfresser, Huftiere…Dabei kommen besonders viele exotische Tiere vor, wie bereits am Cover zu erkennen ist.
Beide Bände teilen sich denselben Stil, Format und am Kapitelanfang dieselbe Aufmachung. Links eine kupferstichartige, signierte Illustration der zu behandelnden Tierklasse, rechts ein einleitender, größer geschriebener Text. Der Text des Vorgängerbandes fällt länger und informationsdichter aus als beim aktuellen Band. Dies lässt sich allerdings anhand der unterschiedlichen Struktur der Bände begründen. Bei „Wie siehst du denn aus?“ erstrecken sich viele Tiere über mehrere Seiten, ohne Fließtext aber mit Bezeichnung des Tieres, klein entlang der Zeichnung. Am Ende des Kapitels sind einzelne Tiere mit kurzen Faktenhäppchen aufgelistet, daher befindet sich am Kapitelanfang ein informationsdichterer Eingangstext. Über einem längeren Text thront dann eine großflächige Illustration von einem oder mehreren Tieren. Dabei sind die Tiere nummeriert mit einem kleinen Bezeichnungsschlüssel daneben, anstatt direkt, wie im Vorgängerband, beschriftet zu sein.
Die Texte, welche sich jede Doppelseite einem neuen Thema widmen, stellen ein gewisses Sammelsurium an Fakten dar. Dabei sind sie humoristisch und bildlich betitelt, zum Beispiel mit Popoparade oder Achtung, piekt!
Widmet sich das Faktensammelsurium einem Tier oder einer Tierart erstreckt sich die Art von Fakten, welche den Lesenden geboten werden, über ein weites Spektrum und folgt keiner eindeutigen Systematik, welcher es aber auch nicht zwingend bedarf. So werden teilweise allgemeine Fakten vermittelt, aber auch Rekordhaltende herausgestrichen, wie dass das Opossum, hält den Rekord für die kürzeste Tragezeit hält.
Einen großen Stellenwert nimmt dabei auch die Interaktion und Geschichte zwischen Mensch und Tier ein. So wird immer wieder ihre Rolle in der griechischen Mythologie erwähnt oder vom Aberglaube und Einfluss auf die heutige Populärkultur erzählt: Als Steven Spielberg den Außerirdischen E.T. erschuf, ließ er sich angeblich vom Koboldmaki inspirieren. Auch werden die kuriosen Geschichten der Reise der exotischen Tiere nach Europa erzählt. So musste die erste Giraffe in Europa die letzten 800 Kilometer nach Paris zu Fuß zurücklegen, damit man sie dort dem König präsentieren konnte. Im Zuge dessen kommt das Buch auch auf das potentielle Aussterben von Tieren und Tierarten zu sprechen.
Die Tierillustrationen sind zu diesen Informationsteppichen an Text groß und meist realistisch gehalten. Sie erinnern an Abbildungen aus wissenschaftlichen Büchern, jedoch haben diese hier meist mehr Persönlichkeit. Manche Tiere und im Besonderen ausschnitthafte Körperteile von Tieren sind auch einfarbig illustriert. Dies erweckt durch die Farbwahl und Stil etwas Skizzenhaftes, als wäre der Lesende gerade selbst der Forschende, der diese Hornauswahl oder diesen Bären nun festgehalten hat, um es nicht zu vergessen. Zusätzlich werden durch die Einfarbigkeit bei den nebeneinandergestellten ausschnitthaften Illustrationen von einzelnen Körperteilen Unterschiede und Gemeinsamkeiten schneller und leichter erkennbar.
LESEN – SPRECHEN – TUN
LESEN – Das Auge wandert auf einer Seite zuerst zur Illustration, der Text ist leicht verständlich und eignet sich gut zum Vorlesen. Die Nummerierung der Tiere hat zur Folge, dass Tiere gemeinsam aus dem Text erkannt oder gefunden werden können, sollten mehrere abgebildet werden. Dadurch, dass eine Doppelseite eine in sich geschlossene Einheit bildet kann das Buch sowohl als Ganzes als auch Stück für Stück gelesen werden.
SPRECHEN – Der Band könnte als ein Anstoß, eine Einladung gesehen werden um dann in einem Gespräch über Tiere zu elaborieren. So könnte beispielsweise davon ausgehend auf das Zusammenspiel dieser kuriosen Säugetiere in einem Ökosystem eingegangen werden, oder wie weit verbreitet genau eine Art ist. Zusätzlich klingen viele diese Fakten nach Informationshappen, welche Kinder in Gesprächen zum Besten geben können.
TUN – Immer wieder geht das Sachbuch auf die Bedrohung der Artenvielfalt und deren Gründe ein. Dies kann als Anlass genommen werden, um sich genauer mit der Diversität der regionalen Tierwelt auseinanderzusetzen, diese selbst zu beobachten oder bei einer geführten Tour zum Beispiel zu erfahren, wie viele unterschiedlichen Huftiere es in der Umgebung gibt.
Lena Haiden
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