STUBE-Freitag
Stifte spitzen
Zu Gast: Jonas Lauströer und Tobias Krejtschi
Stifte spitzen oder füllen - beim Signieren ging kurzzeitig die Tusche aus ...
Jonas Lauströer
Tobias Krejtschi
Die Listigkeiten des Reineke Fuchs kamen an diesem STUBE-Freitag am 14. November ebenso zur Sprache wie die Schlauheit der Mama Sambona; John Maynard steuert sein Schiff sicher in den Hafen, während Hans Huckebein ins Heidelbeerkompott fiel:
Die beiden Hamburger Illustratoren Jonas Lauströer und Tobias Krejtschi waren exklusiv in der STUBE zu Gast und sprachen im Werkstattgespräch mit Heidi Lexe über ihr vielfältiges Schaffen. Kennengelernt haben sich die beiden renommierten Künstler in Hamburg an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften und sind seitdem befreundet.
Als Einstieg präsentierten die Mitarbeiter*innen der STUBE ihre jeweiligen Lieblingsbilder der beiden Künstler, wobei die Bandbreite von Vögeln im Kompott, über erinnerte Heldentaten, bis hin zu einem ganz besonderen im Rahmen der Frankfurter Buchmesse entstandenen Original reichte. Auf eben jener Messe wurde Tobias Krejtschi übrigens auch für die im Frühjahr 2015 stattfindende Tagung im Rahmen des Fernkurs Kinder- und Jugendliteratur "verpflichtet".
Wer nicht so lange warten will, hatte an diesem Freitag die Gelegenheit gleich zwei Künstler zu treffen, die im Persönlichen sehr gut miteinander können, künstlerisch aber doch deutlich unterschiedliche Akzente setzen. Ein paar Eindrücke aus den beiden Werkstattgesprächen haben wir hier zusammengefasst:
Die beiden Künstler im Gespräch mit Heidi Lexe
Jonas Lauströer zeigte dem gebannten Publikum u.a. seine Bilderbücher „Reineke, der Fuchs“, „Hans Huckebein“ und „Von dem Fischer und seiner Frau“ und sprach über die Ästhetik des Hässlichen bzw. Monströsen. So befand er, dass in seinen Augen manchmal das Hässliche das Schöne sei. Wenn er Portraits anfertigt, achte er auf das Markante, von der Norm Abweichende – mit ein Grund, warum auch seine Figurationen häufig hybrid, ab-norm, halb Tier, halb Mensch sind. Besonders lehrreich waren seine Ausführungen zur technischen Herangehensweise. Aus „Respekt vor dem weißen Blatt“ bespritzt er eben dieses schon mal mit farbgefüllten Parfümflakons oder lässt es eine Zeit im Garten liegen. Erst anschließend widmet er sich ersten Skizzen und Entwürfen; diese bleiben auch in den nachfolgenden Arbeitsschritten erhalten und sind auch in der finalen Version noch bildgebend. Bis dorthin zeichnet und malt er an allen Bildern gleichzeitig, um die Ästhetik im Laufe des Bilderbuches nicht zu brechen und der höchst komplexen Struktur zu entsprechen, die seinen Bilderbüchern zugrunde liegt und die er in Arbeitsdokumentationen vermittelte.
Links: Jonas Lauströer. Rechts. Tobias Krejtschi
Auch Tobias Krejtschi erklärte, er lege viel Wert darauf, dass die Bilder den Text nicht 1:1 aufgreifen, sondern eigene Akzente setzen. Besonders bei selbst verfassten Inhalten achte er besonders darauf, dass beide Medien im ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen. Unter anderem dadurch versucht er das Bilderbuch als komplexes Kunstmedium zu etablieren: „Das Bilderbuch muss die Chance haben erwachsen werden zu dürfen.“ Humorig zeigte und erklärte Tobias Krejtschi u.a. an „John Maynard“, „Die schlaue Mama Sambona“ oder „Wie der Kiwi seine Flügel verlor“ wie er zu seinen charakteristischen Protagonist*innen gelangt: Über ein Figuren-Casting, bei welchem er verschiedene Typen aufs Blatt karikiert. Ganz ähnlich verfährt er auch bei der Gestaltung des Raums, in den er seine „Theatertruppe“ stellt. Beiden Arbeitsschritten gehen umfangreiche Recherchen voraus, sodass sich etwa in „Die schlaue Mama Sambona“ nicht nur traditionell afrikanische Stoffe, sondern auch kulturspezifische Totenmasken wiederfinden: „Der Tod geht mit der Mode.“, so ein Zitat des Künstlers.
Zum krönenden Abschluss gab es Wiener Krautfleckerln, um den beiden weit angereisten Illustratoren etwas Lokalkolorit zu vermitteln. Diese trotzten dem Hunger jedoch (sehr sehr lange) und signierten aufwendig und mühevoll zahllose Bücher der STUBE-Interessent*innen, die beim Büchertisch der Buchhandlung Tyrolia Schlange standen und sich über die persönlichen Widmungen und Zeichnungen freuten.