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Erinnerungen an Käthe Recheis


 


Schicken Sie uns Ihre Erinnerung an Käthe Recheis und/oder ihr Werk an stube(at)stube.at Wir stellen sie gerne im Gedenken an die Autorin online.

Waltraut Hartmann erinnert sich
Liebe Käthe, es gibt in meinem Leben sehr viele Erinnerungen an Dich.
Tiefe Emotionen haben insbesondere 2 Deiner Bücher hervorgerufen, nämlich das Bilderbuch „Wo die Wölfe glücklich sind“, in dem der Abschiedsschmerz von einem geliebten Tier einfach und berührend  dargestellt ist. In „Der weite Weg des Nataiyu“ war es der Verlust der Identität der Indianerkinder durch Umerziehung und vor allem durch das Verbot der eigenen Sprache, der mich lange nicht losgelassen hat. Immer wieder habe ich dieses Buch mit meinen Studentinnen an der Universität besprochen und immer wieder konnte ich die Betroffenheit spüren, die die Schilderung dieser historischen Geschehnisse  bei ihnen ausgelöst hat. Höhepunkte waren Deine Besuche in meinen Lehrveranstaltungen, bei denen Du in Deiner ruhigen Art von den Problemen der Indianer in Nordamerika berichtet hast.
Sehr intensiv habe ich auch die kritischen Diskussionen verfolgt, die über Dein großartiges Buch „Das Schattennetz“ geführt wurden. Es tut mir heute noch leid, dass dieses Buch letzten Endes unter dem viel weniger kreativen Titel „Geh heim und vergiss alles“ erschienen ist. Auch die Kritikpunkte an „Lena“ haben gezeigt, wie unendlich schwierig es ist, die eigenen Erinnerungen als Zeitzeugin so wiederzugeben, dass sie als politisch korrekt gelten. Ich schätze Deinen Mut und Dein Engagement, dies trotzdem gewagt zu haben!

Jutta Treiber erinnert sich
Liebe Käthe, Du bist eine von den ganz Großen, Deine Wolfssaga hat mich tief beeindruckt. Doch Deine wunderbare Literatur ist hier schon gewürdigt worden, daher möchte ich nur ein paar persönliche Bemerkungen anfügen.
Ich sehe Dich vor mir, bei den vielen Festen, die wir gefeiert haben – Federhasen-Weihnachtsfeiern, Verlagsfeste und mehr … Ich sehe Dein Lächeln, höre Deine unverwechselbare Stimme, spüre Deine von Sanftheit gezähmte Kraft, Deine Güte, Deine Herzlichkeit.
Ich weiß gar nicht mehr, wann ich Dich kennenlernen durfte. Es ist lange her. Damals hat mich sehr beeindruckt, dass Du bewusst den Weg des Alleinlebens gewählt hast, damit Du eben dieses Leben ganz nach Deinen Vorstellungen gestalten und Dich all jenen Aufgaben widmen konntest, die Dir wichtig waren. Sehr beeindruckt hat mich auch, wie du Dich für junge KünstlerInnen eingesetzt hast, wie wichtig Dir deren Förderung war.
Ich sehe Dich vor mir, Dein Haar mit der für Dich typischen weißen Haarsträhne, die elegante schlanke Zigarette in der Hand …  „Eine geht schon noch …“, sagten wir immer. Keine Friedenspfeife, die hast Du nie gebraucht!
Und nie werde ich vergessen, wie Deine Augen aufleuchteten, wenn Du von Deiner Großfamilie gesprochen hast, von Deinen Nichten und Neffen, Deinen Großnichten und Großneffen. Das Wort „Hörsching“ klang in diesem Zusammenhang süß und geschmeidig wie Honig.

>>> Nachruf von Georg Bydlinski, der in der Furche erstpubliziert und bei der Begräbnisfeier (in ganz leicht abgewandelter Form) gehalten wurde.

Claudia Hufnagel-Zenz erinnert sich
Mein Sein im Bibliothekswesen war ein Schicksalsgeschenk, angereichert mit wundervollen Begegnungen.
Die Begegnung mit Käthe Recheis aber war eine der nachhaltigsten, deren Brückengefühl mich geheimnisvoll trug. Im Foyer einer Tagungsortes durfte ich Ihr die Erinnerungen einer Enkelin vorsingen, deren Großmutter vier Generationen im Herzen trug (Silver Grey Hair, Dianne Reeves).
Käthe Recheis hatte von Ihrer Kindheit erzählt und den Entwicklungen dieser Erfahrungen. Mein Bauch fühlte sich beim Zuhören warm und lebendig an. Als ich Ihr einen Brief schrieb und auch auf meine Mutlosigkeit hinwies, Erlerntes umzusetzen, bekam ich auf gleichem Weg schriftlichen Rückenwind. Meine Tränen vermischen sich in Dankbarkeit, Zuversicht und der Liebe dieser Frau.

Cornelia Hladej erinnert sich
Ich werde mich immer gerne an Käthe erinnern, an unsere gemeinsamen Frühstücke, auch noch mit Friedl Hofbauer: Sekt, Zitronensorbet, Buttersemmel, ich brachte selbstgemachte Marmelade mit, Kirsche, Holler, die mochte sie. Friedl und Käthe haben Gläser für mich gesammelt, mit Kunstmotiven auf den Deckeln. Die hab ich dann gefüllt retourniert. Und immer durfte ich mir eines der Lesezeichen aussuchen, die Käthe selber gebastelt hat. Käthes hübsches Wohnzimmer, mit Blick über die Roßau. Käthe liebte den Donaukanal, besonders im Frühling. Friedl ist im Fauteuil gelehnt und hat ihren trockenen Schmäh rennen lassen, Käthe hat von ihrer Kindheit erzählt, von den Indianern, von ihrem Kätzchen und dem Garten in Hörsching. Wir haben über die Shakespeare-Produktionen der BBC geplaudert, ich habe ihr meine gelesenen englischen und amerikanischen Krimis gebracht (ziemlich grimmige Sachen dabei), die hat sie zuerst auch gelesen und dann nach Amerika geschickt, an das Indianerprojekt, das sie unterstützte.
Käthes Bücher haben mich seit der Kindheit begleitet, der Kleine Bruder Watomi hat mir etliche langweilige Handarbeitsstunden versüßt (eine Schülerin durfte immer vorlesen, während die anderen mit schwitzigen Fingern häkeln mussten, alte Kloster(schul)tradition). Später, als ich Käthe kennen lernen durfte, hat sie mich sofort mit ihrer Liebenswürdigkeit  eingenommen und mit offenen Armen in der Kibuszene empfangen. Mit ihr zu arbeiten war schön, mit ihr Bücher zu machen, war eine Freude.

Erich Huber erinnert sich
Vor einigen Jahren habe ich in einer Bücherei gearbeitet, die Veranstaltungen für Erwachsene durchgeführt hat. Läutet auf einmal das Telefon, ich nehme ab und höre in charmanten, dennoch bestimmten Tonfall: "Käthe Recheis hier. Warum, lieber Herr Huber, bekomme ich eine Einladung von Ihnen für eine Lesung, die ich bei Ihnen durchführen soll und von der ich nichts weiß und das ganze noch dazu schon in wenigen Tagen?" Nun, ich war ebenso verwundert, denn auch ich wusste von keiner Lesung mit Käthe Recheis in unserer Bücherei zu diesem oder überhaupt einem Termin. Wir konnten  gemeinsam herausfinden, dass ein überengagierter Kooperationspartner der Bücherei über unser aller Köpfe hinweg etwas beschlossen hatte und weder mit Frau Recheis oder auch der Bücherei gesprochen hatte. Wir machten gute Miene zu bösem Spiel und haben es tatsächlich geschafft und der Veranstaltungsabend dämmerte heran.
Die verantwortliche Person war sichtbarerweise zerknirscht ob ihrer Übereifrigkeit und hat zwei Blumensträuße als Entschuldigung besorgt, einen für die Büchereileiterin und einen dreimal so großen für Käthe Recheis. Aus welchem Grund immer bestand sie noch dazu darauf, diese theatralisch in der Mitte des Veranstaltungsbereich zu überreichen. Als sie so auch Käthe Recheis einen Blumenstrauß überreichte, hat diese gelächelt, sich artig bedankt ... und den Blumenstrauß zielsicher in einen doch recht entfernt stehenden Mistkübel gepfeffert. Die Zielgenauigkeit hätte jede ihrer oft scharfsichtigen Romanfiguren mit Stolz erfüllt. Während alle Anwesenden noch schockiert in die Gegend starrten, begab sich Käthe Recheis zu ihrem Lesetisch, hat bewegende Geschichten aus der Welt der American Natives erzählt und fulminant aus der "Wolfsaga" gelesen. Nach der Lesung hat sie viele Marlboro geraucht (ja, man durfte mal in Büchereien nach Veranstaltungen rauchen und Alkohol trinken) und sich mit mir und den meisten anderen gut unterhalten. Nur die überengagierte Person hat sie den ganzen Abend ignoriert. Welch ein Wurf, Käthe Recheis. Danke!

Monika Pelz erinnert sich
Käthe war mir fünfunddreißig Jahre lang eine liebe und gute Freundin.
Es ist für mich schwer vorstellbar, dass es sie nicht mehr gibt.
Ich habe sie sehr geschätzt, sie bewundert und sehr gern gehabt.

Käthe Recheis (1928-2015)
Ein Nachruf (Ernst Seibert)

In den Lebensdaten von Käthe Recheis widerspiegeln sich große Jahreszahlen der Geschichte des Jahrhunderts, das uns mit seinen Weltkriegen und all seinen Verheerungen in vielen Gedenktagen ungeheuer gegenwärtig ist, gleichzeitig aber anhaltend und vielleicht sogar zunehmend das unbegreiflichste. Die Autorin von Das Schattennetz (1964 – später Geh heim und vergiss alles), Der weiße Wolf (1982), Lena. Unser Dorf und der Krieg (1987)  und Wolfsaga (1994) und vieler anderer Werke ist zehn Jahre nach dem Ende des ersten Krieges geboren, war zehn Jahre alt, als der zweite Krieg begann und ist nun am 29. Mai dieses Jahres gestorben, in dem des Kriegsendes vor 70 Jahren gedacht wird. Fünf Jahrzehnte davon hat sie schreibend versucht, zu dem, was nicht zu begreifen ist, dennoch etwas zu sagen, und dies mit Adressierung vor allem an die junge Leserschaft, aus der aber die ältere nicht ausgeschlossen ist, sondern vielmehr auf einer Ebene angesprochen wird, auf der Begreifen vielleicht noch eher möglich ist als in mancher Gedenkstunde.
Vielleicht mutet es etwas bedrückend an, das Gesamtwerk von Käthe Recheis so unmittelbar mit dem einen Thema des Krieges und seiner Unbegreiflichkeit zu verbinden, meint man doch zu Recht, dass eben sie mit immer neuer literarischer Kreativität auch ein sehr breites Spektrum von Themen und Gattungen aufzuweisen hat. Da stehen ebenso das große Thema der Indianerwelt, das Thema Wolf, auch das Fantastische und auch das Märchen und die Geisterwelt als Teilbereiche ihres Gesamtschaffens im Blickfeld. Gewiss beruht die Beliebtheit ihrer Werke, und, jeder, der sie jemals vor Publikum lesend und auch mit dem Publikum im Gespräch erlebt hat, wird bestätigen, auf der Breite und der Vielfalt ihres Schaffens. Aber jeder mit Literatur und insbesondere mit der für Kinder und Jugendliche Befasste wird auch bestätigen, es handelt sich niemals um vordergründige Unterhaltungsliteratur, denn da ist nicht nur Breite eines Werkes wahrzunehmen, sondern vor allem Tiefe. Und allemal dann, wenn man sie persönlich kannte und Gelegenheit hatte, die eine oder andere Stunde mit ihr im Gespräch zu sein, weiß man, dass das was sie als Schreibende konnte, tiefe Wurzeln hatte, auch und gerade dann, wenn scheinbar Leichtigkeit und Heiterkeit im Vordergrund sind, die insbesondere der für Kinder gedachten Literatur anstehen.
Eines ihrer wichtigsten Werke, das von ihrer Leserschaft, zumal der kindlichen, gar nicht immer zu den erstgenannten gehört, beginnt mit dem Satz „Ich habe es vergessen.“ Gemeint ist Das Schattennetz, gemeint ist das Erleben der Kriegs- und Nachkriegszeit, in der die noch junge Käthe ihrem Vater, Landarzt in Oberösterreich, half, ein Lager zu betreuen, in dem von ihrem Todesmarsch gezeichnete ungarischen Juden untergebracht waren. Mit diesem Roman gehört Käthe Recheis zu jenen österreichischen Literaturschaffenden, die nach dem Krieg, über den man lange nicht sprechen wollte, eine neue Sprache gefunden haben – um eben nicht zu vergessen. Gewiss hat sie in ihren vielen anderen Büchern auch wieder andere Sprachmöglichkeiten gefunden, aber das Finden von Sprache, dessen kann man sich bei Käthe Recheis von Buch zu Buch vergewissern, war für sie immer die nämliche Gewissensfrage, und auch ihre Themen waren immer Gewissensthemen. Wenn man mit Käthe Recheis über ihre Indianerbücher sprach, war die Hintergrundfrage die nämliche wie in der Thematisierung des Krieges: Was haben Menschen Menschen angetan? Warum? Indianer, für die sie sich mit großem Aufwand an Organisation einsetzte, haben ihr den Ehrentitel „Molse mawa“, „Beschützerin des Wolfes“ verliehen, wissend, wie auch Käthe es wusste, Wölfe zeichnen sich durch ein hohes Maß an Gemeinschaftsgefühl aus und kümmern sich besonders liebevoll um ihre Nachkommen.
So schließt sich auch schon wieder der Kreis der Themen, hat sich aber auch ganz groß erweitert. Dass die Erde eine Trommel sei, lernte sie von den Indianern, und dass wir lernen müssten, im Rhythmus dieser Trommel zu leben. Vielleicht sollten wir, wenn wir wieder und wieder ihre Bücher lesen, allmählich diesen Rhythmus hören und wahrnehmen; heiter oder ernst, das ist nicht die vordringliche Frage, das Hören auf den Rhythmus und das Hören auf das Gewissen ist vielleicht ein und dieselbe Frage, zu der sie uns immer wieder geführt hat - Gewissenshören. Die, die sie ein bisschen näher kennen lernen durften, denen sie immer wieder Dank sagte – für Geringes schon, mit Silberstift Weihnachtskarten schrieb, ein Du-Wort anvertraute, das ein sehr besonderes war, werden gewiss nicht aufhören ihre Bücher hörend zu lesen und andere mithören zu lassen – ihre Sprache, ihren Rhythmus, ihr Gewissen.

Evelyne Stein-Fischer erinnert sich
Ich erinnere mich besonders an ihre sanfte, oft leise Stimme, an ihre Art respektvoll und doch sehr bestimmt Ihre Meinung zu äußern. Ich war damals ganz neu als Illustratorin und sehr aufgeregt, dass ich für Käthe Recheis einen Umschlag für ihr berührendes Buch: Geh heim und vergiss alles (1980) zeichnen durfte und er ihr gefiel.Ich weiß noch, wie das Buch mich aufwühlte und Käthe schreibt: "...dass sich in der Ausweglosigkeit doch noch ein Ausweg zeigt, dass das Leben stärker ist als Hass, Tod und Verzweiflung...."
Immer wieder ist diese Haltung in ihrem Leben in vielen Bereichen zum Ausdruck gekommen. Auch bei den vielen Treffen der 'Federhasen' und bei der jährlichen Weihnachtsfeier von AutorenInnen und IlusstratorInnen, war es wie ein kleiner Juwel mit ihr zu reden, ihr zuzuhören....

Andrea Kromoser erinnert sich
Wenn ich an Käthe Recheis denke, denke ich an „Wolfsaga“, eine der einprägsamsten Lesererfahrungen meiner späteren Kinderjahre. Vermutlich war Sommer und vermutlich wäre draußen zu spielen schon auch eine Option gewesen. Aber „draußen“ war manchmal nicht weit genug weg, für einige Stunden mit den Wölfen zu ziehen, hingegen Weite und Freiraum zugleich. „Schiriki träumte. Im Traum lief er durch hohes Gras, das an seine Flanken schlug, duftend nach Blumen und Sonnenwärme. (…) Er lief und lief, und da war kein Hindernis, das ihm den Weg versperrte, in einschloss von allen Seiten. Die Welt, durch die er lief, hatte keine Grenzen.“ (Recheis: Wolfsaga, S. 11) Wenn ich meine „Wolfsaga“-Ausgabe jetzt in Händen halte, werde ich das Gefühl nicht los, dass dieser Text eine große „Schuld“ daran trägt, dass ich ausschweifende, stimmungsvolle Landschaftsbeschreibungen in dicken Büchern, deren Ende möglichst lange nicht in Sicht ist, bis heute sehr liebe. Besonders im Sommer.

Kathrin Steinberger erinnert sich
2008 war ich beim „Zuselwusel“-Symposium im Stifterhaus eingeladen, ich könne doch bei der Podiumsdiskussion gewiss etwas beitragen zur Bedeutung von Frau Recheis für uns junge KollegInnen. Ich hatte enormen Respekt davor, immerhin war das DIE Käthe Recheis, eine der ganz Großen. Da sollte ich, gerade mal den ersten eigenen Roman kurz vor der Veröffentlichung, als „Kollegin“ neben ihr sitzen?
Ich habe also auszudrücken versucht, wie man von ihrer sprachlichen Finesse, der enormen Integrität der Figurengestaltung, der großen Ernsthaftigkeit ihres künstlerischen Anspruchs bei universellen menschlichen Themenstellungen lernen könnte. Es war einer meiner ersten Auftritte als „Autorin“, ich war nervös, durch meine Frühschwangerschaft von einer enormen Dauermüdigkeit geplagt, und am Ende recht unzufrieden, weil ich meinte, das, was ich hatte sagen wollen, nicht annähernd vermittelt, aber die Geehrte nur mit Plattitüden gelangweilt zu haben. Und auf einmal stand Käthe Recheis beim Buffet neben mir, griff nach meiner Hand, und sprach: „Liebe Kollegin, was Sie da gesagt haben, hat mich sehr gefreut. Es ist schön, wenn man hört, dass wir alten Hasen für die Jungen noch etwas bedeuten. Ihr müsst ja die Fackel weitertragen.“ Ich glaube, irgendetwas mit „Danke“ konnte ich stammeln…
Wir schreiben jede(r) für sich, haben unsere Geschichten, Figuren, Welten erst nur in unseren Köpfen, suchen die Worte und unser „Werk“ weitgehend allein. Wir sind darin autonom und müssen es sein dürfen. Aber tatsächlich sind wir Teil eines Ganzen, auch wenn wir uns der Bezüge und Einflüsse oft nicht bewusst sind. Vermutlich wäre es sogar störend, diesen Kontext immer wahrzunehmen, den stellen andere her: Verlage, KritikerInnen, WissenschaftlerInnen, und natürlich LeserInnen. Aber dass wir uns auch allein an unserem Schreibtisch ein klein wenig einschreiben in diesen Fackelzug, und welchen Wert das haben kann, hat mir Käthe Recheis mit einem Satz bewusst gemacht. Die Nachricht von ihrem Tod hat mich sehr traurig gestimmt, aber als ich am selben Abend wieder einmal ihre „Lena“ zur Hand genommen habe, war es sehr schön, im Lesen zu spüren, welches Feuer sie hinterlassen hat.

Birgit Dankert erinnert sich
Liebe Recheis-Freunde
In liebevollem Gedenken an Käthe Recheis möchte ich mich einreihen in die Erinnerunskette. Seit 1968 habe ich sie viele Male auf Jugendbuchtagungen getroffen - klug, heiter, einfach wunderbar menschlich. Sie hat das Kriegsende, die Indianerkultur, eine beeindruckende Verbindung von Natur und Ethik vorsichtig, respektvoll und liebevoll in die Kinder- und Jugendliteratur gebracht. Und - wer mit ihr abends beim Feiern am Tisch sass, der hatte Glück gehabt. Der Abend war gerettet!

Angela Zemanek-Hackl erinnert sich
Ich danke der großen Autorin für meine kindliche Begegnung mit indianischem Leben in  „Kleiner Bruder Watomi“ und auch den Nachkriegserinnerungen „Geh heim und vergiss alles“. Mein verstorbener Mann hat „Der weiße Wolf“ geliebt!

Christa Schönmann Abbühl erinnert sich
Meine Erinnerungen an Käthe Recheis sind zweiteilig. Auf der einen Seite ist ihr Einfluss auf mein Leben, der mit "Der weite Weg des Nataiyu" begann. Dieses Buch steht am Anfang meines über Jahrzehnte andauernden Interesses für das Schicksal der Ureinwohner Amerikas. Ich habe gelesen, gesammelt und geschrieben, später bin ich gereist und war auch lange in einer Menschenrechtsorganisation aktiv. Während eines freiwilligen Arbeitseinsatzes bei den Abenaki in Neuengland erzählte ein Geschichtenerzähler von Gluskap und Aseban - Geschichten die Recheis Jahre zuvor aus dem Englischen ins Deutsche übertragen hatte... 
Der zweite Teil meiner Erinnerungen handelt von meiner einzigen Beinahe-Begegnung mit diesem Idol meiner Kindheit: Als junge Buchhändlerin kam ich nach einem Wochenend-Besuch im Zoo zurück zur Arbeit. Ich war euphorisch, weil mir ein paar wirklich gute Fotos von den Wölfen gelungen waren. Und dann lag das Lese-Exemplar von Wolfsaga auf meinem Pult!
Ich schrieb in der Folge einen begeisterten Brief und legte Abzüge meiner Wolfsfotos bei. Auch wenn es mit der erhofften Lesung in unserer Buchhandlung leider nicht geklappt hat, der warmherzige Antwortbrief von Käthe Recheis gehört seitdem zu meinen wertvollsten Schätzen.

Heidi Lexe erinnert sich
Ich habe Käthe Recheis in einem mir fremden Wohnzimmer in Klosterneuburg kennen gelernt. Ich glaube, es war Klosterneuburg; und es muss irgendwann Ende der 1980er Jahre gewesen sein. Getroffen hat sich dort eine Familienrunde der Pfarre St. Martin, die ihr Projekt für nordamerikanischer Indianer unterstützt hat. Ich wurde von meiner Patin in diese Familienrunde „eingeschleust“, weil ich an der Uni gerade ein Proseminar zur Kinder- und Jugendliteratur besucht habe. Jemand hat Käthe Recheis dann zurück nach Wien geführt und mich im Auto mitgenommen. Das Gespräch, das sich bei dieser Autofahrt entsponnen hat, war Anlass für mich, schon am darauf folgenden Tag todesmutig bei meiner damaligen Professorin vorzusprechen und ihr den Vorschlag zu unterbreiten, eine Diplomarbeit zur Kinder- und Jugendliteratur zu schreiben. Der Rest ist Geschichte.
Der gemeinsame Weg führte über die E49 hinaus durch Tiefspeicher, Literaturhäuser und ministerielle Festsäle; und immer wieder in die Räumlichkeiten der STUBE. Es war eine wahre Festtags-Beziehung – bis hin zur Feier ihres 85. Geburtstages, zu der sich ihre Wegbegleiter*innen und Leser*innen in die STUBE drängten, am Boden oder auf Buchstart-Hockern sitzen oder gleich am Gang stehen bleiben mussten. Es war ihr letzter öffentlicher Auftritt in der Kinder- und Jugendliteratur-Szene und unsere letzte Begegnung. Und ich weiß bis heute nicht, wer sie mit dem Auto nach Hause gebracht hat. Ich hoffe, dessen/deren Leben hat sich danach ebenso grundlegend verändert wie meines damals.

Kathrin Wexberg erinnert sich
Es war ein intensiver und langer Tag am 27. März 2008, als die Wiener Kinder- und Jugendliteraturinstitutionen im Linzer StifterHaus zu Gast sein durften und ein wissenschaftliches Symposium zum Werk von Käthe Recheis stattfand, in dessen Beiträgen der Bogen von der antiken Philosophie über die Zeitgeschichte bis hin zum Diskurs ganz spezifischer Motive gespannt wurde. Der Abend schließlich war unter dem Titel „Zuselwusel“ als Festakt für und mit Käthe Recheis angelegt – und zeigte auf ganz einzigartige Art und Weise, welche wichtige Rolle Käthe Recheis mit ihren Büchern für unglaublich viele Menschen spielt. Der Saal war brechend voll – mit Menschen, denen deutlich anzumerken war, dass sie hier nicht „nur“ aus literarischem Interesse sind, sondern aus einem innigen Bedürfnis heraus, der Autorin persönlich die Ehre zu ihrem 80. Geburtstag – und letztlich auch zu ihrem Lebenswerk zu erweisen. Manche der biographischen Bezüge wurden auch formuliert – z.B. von Landeshauptmann Josef Pühringer höchstselbst, der launig erzählte, wie er als junger Lehrer Käthe Recheis mit seinem Käfer (oder war es ein 2CV?) für Lesungen an Schulen durchs Land kutschierte. Oder von Heinz Janisch, der sehr berührend davon berichtete, wie wichtig damals für ihn als jungen Autor der Kontakt zu den „Großen“ wie Käthe Recheis  war – und sinnierte, wie er wohl in seiner heutigen Position für jüngere Kolleg*innen hilfreich sein kann. Der Großteil der Anwesenden formulierte nicht öffentlich, warum gerade Käthe Recheis ihr Leben geprägt hatte – und musste das auch nicht: Es war an der besonderen Atmosphäre dieses Abends ganz deutlich spürbar.

Christof Trimmel erinnert sich
Zwischen 10. und 15. Dezember 1984 kam eines Vormittags Käthe Recheis gemeinsam mit Friedl Hofbauer total durchgefroren in die STUBE (Freyung 6) direkt nach einer durchwachten Nacht in der Hainburger Au. Nachdem sie sich aufgewärmt und Kaffee getrunken hatten wollten sie nur mehr nach Hause, duschen und schlafen gehen.
Ich glaub, es war an einem Frühlingstag 1986, da brachte ich einen Brief zum Unterschreiben zu Käthe Recheis in die Rembrandtstraße. Sie lud mich auf einen Kaffee ein; wir sind in ihrem Arbeitszimmer gesessen und wir haben über den „weißen Wolf“ geplaudert. Und da kann ich mich noch genau erinnern, wie sie mir erzählt hat wie sie das Buch in Hörsching in ihrem Zimmer auf der Schreibmaschine geschrieben hat, dass ihr irgendetwas an der Geschichte nicht gefallen hat und sie das ganze Manuskript weggeschmissen und neu geschrieben hat.

Christina Ulm erinnert sich
Als ich in die STUBE kam, wurde Käthe Recheis für mich langsam mehr als eine verehrte Kindheitserinnerung. Lieblingsbücher wie die "Wolfssaga", deren Vignetten nach der etlichsten Re-Lektüre von mir eingefärbt wurden, bekamen im Kontext einer wissenschaftlichen Betrachtung, vor allem aber der persönlichen Begegnung eine ganz neue Bedeutung. Umso schöner war es, die Berührungspunkte zwischen Käthe Recheis und der Arbeit der STUBE im Rückblick zu beobachten. Die Grand Dame der österreichischen Kinder- und Jugendliteratur wurde für mich nahbar. Irgendwo im 2. Bezirk wohnte sie, das wusste ich damals von Weihnachtskarten und Briefen. Als ich einige Zeit später aus meiner Wohnung ausziehen sollte - im zweiten Bezirk - und mit den Umzugskartons vor der Tür wartete, studierte ich das Klingelschild des Nachbarhauses. "K. Recheis" stand da. Und so wurde sie für mich im Laufe der Jahre nicht nur zu einer fassbaren Legende, sondern zur ganz persönlichen Nachbarin.

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 


STUBE Studien- und Beratungsstelle für Kinder- und Jugendliteratur | Stephansplatz 3/II/11 | A-1010 Wien | T.: +43 1 51552-3784 | stube@stube.at oder fernkurs@stube.at