Obwohl der Blick in die Glaskugel erst für Jänner geplant ist, weist die STUBE in weiser Voraussicht auf ihrer Veranstaltungsseite nach wie vor darauf hin, dass das Pandemiegeschehen dynamisch ist, mehr oder weniger Unvorhergesehenes über uns hereinbrechen könnte und deshalb Veranstaltungen kurzfristigen Änderungen unterliegen könnten. Nach wie vor oben und unten, aber keineswegs drunter und drüber. Alles klar, oder? Wir feiern die Feste, wie sie fallen, und die STUBE tummelt sich dieses Semester auf dem literarischen Rummelplatz – methodisch ausgefeilt wie immer.

Zur Eröffnung wurden keine Mühen gescheut, um Namen der aktuellen literarischen Kinder- und Jugend-Lyrikszene in der STUBE willkommen zu heißen. In drei schwindelerregenden Karussellfahrten standen Autor*innen und ihr Werk im Zentrum. 

Die Eröffnung übernahm Ela Wildberger mit ihrem in die Kollektion des Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreises 2022 aufgenommenen und von Linda Wolfsgruber illustrierten Buch „Der Moment, bevor …“. Darin spürt sie behutsam den Augenblicken nach, denen ein sonderbarer Zauber innewohnt, obwohl diese Momente keine Anfänge sind, sondern die Momente unmittelbar davor, bevor etwas ist oder wird oder geschieht. Stimmungsvoll auf dem Klavier begleitet wurde ihre Lesung von Christof Trimmel.

Von Lena Raubaum ging im Anschluss nicht nur jene Strahlkraft aus, die wir an ihren ebenso tiefgründigen wie humorvollen Texten und ihrer Herz-und-Hirn-geladenen Performance so sehr lieben, sondern auch die ihres Paillettenkleids, das es, Heidi Lexe sei Dank, von der scherzhaften Idee zum realen Bühnenoutfit geschafft hat. Die Darbietung einer feinen Auswahl von Gedichten aus ihrem mit dem Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis 2022 ausgezeichneten Lyrikband „Mit Worten will ich dich umarmen" rief Lächeln und behagliche „Gänsegänsehaut" hervor.

Als dritte Karussellfahrt dieses Abends führte Heidi Lexe ein Werkstattgespräch mit Michael Hammerschmid, der seinen Gedichtband „wer als erster" mitgebracht hatte, und mit Nils Mohl, der „An die, die wir nicht werden wollen" (ebenfalls mit dem Österreichischen Kinder- und Jungendbuchpreis 2022 ausgezeichnet) präsentierte. Und da setzte sich das Karussell auch schon in Bewegung, denn Nils Mohl bekam heuer auch den Josef Guggenmos-Preis für Kinderlyrik. In der Jury niemand geringerer als Michael Hammerschmid, seines Zeichens nicht nur selber Lyriker, sondern auch Lehrender am Institut für Germanistik der Universität Wien und Ausstellungskurator. Im Werkstattgespräch ging es um formalen Mut, die Rhythmisierung des Alltags oder auch das Bereitstellen von Erkenntnismöglichkeiten durch Lyrik. Es wurden nicht nur Heidi Lexes und Nils Mohls' Lieblingsgedichte aus „wer als erster" besprochen, sondern auch der Frage nachgegangen, ob eine Teenager-Symphonie mehr mit der Sonatenhauptsatzform zu tun hat oder doch mit formalen Wettrennen der Beatles und Beach Boys.

Dass der Abend unermüdlich bis in die Nacht hinein verlängerbar gewesen wäre, versteht sich von selbst. Wer ihn versäumt hat, ist zu bedauern, darf sich aber trösten: Zum Video on demand für des Gesprächs von Nils Mohl und Michael Hammerschmid geht es >>> hier.

Ein Bericht von Alexandra Holmes

Die Veranstaltung wurde aus den Mitteln der Abteilung Kunst und Kultur des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport gefördert.