BS.21.4.16. Literarische Urzeit
Zu Gast: Paläontologin Brigitta Schmid
16. April 2021
Nachdem beim letzten STUBE-Freitag Fakt und Fiktion im Zusammenhang mit Zeitgeschichte und Erinnerungskultur eine große Rolle gespielt haben und die STUBE nicht die STUBE wäre, wenn sie es nicht ganz genau wissen wollte, ging es diesmal hinab in die Tiefen der Urzeit, an die sich genau niemand erinnern kann, weshalb genau deshalb die Frage nach Fakt und Fiktion wieder mit von der Partie war.
Zu Gast war Dr.in Brigitta Schmid, die als Kuratorin das Naturhistorische Museum Wien praktischerweise in- und auswendig kennt. Heidi Lexe und Alexandra Hofer befragten sie zur facettenreichen Arbeit im Museum und stellten mit ihrer Hilfe Sachbücher aus der Kinder- und Jugendliteratur auf den Prüfstand.
Zunächst ging es um die Frage, was das Faszinosum der Paläontologie ausmacht, warum sich „Dinos" nach wie vor größter Beliebtheit erfreuen und ob denn nicht schön langsam alles zum Thema erforscht wäre. Brigitta Schmid erklärte, wieso die gigantische zeitliche Dimension es mit sich bringt, dass jeder Fund eigentlich eine Ausnahme darstellt, dass nicht alle Saurier gleichzeitig auch DINO-Saurier sind und dass technischer Fort-schritt (zum Beispiel DNA Analysen oder 3D-Drucker) nicht nur neue Erkenntnisse befördern, sondern auch die Präsentation im Museum beeinflussen.
Anhand von „Ausgestorben" von Nikola Kucharska (Ravensburger) und „Die Dinosaurier und andere Wesen der Urzeit" von Johan Egerkrans (Woow Books) wurde demon-striert, worin die Qualitäten des Sachbuchs liegen, woran es aber auch immer noch hakt. Einerseits lässt sich in der Illustra-tion ein Imagewandel erkennen, der die „schrecklichen Echsen" nicht mehr blutrünstig, sondern sympathisch und Empathie her-vorrufend darstellt. Dies ist besonders deshalb nützlich, weil es über das Schicksal der „Dinos" hinaus bezüglich des (heute vor allem vom Menschen verursachten) Artensterbens sensibilis-iert. Andererseits wird insofern ungenau gearbeitet, als zwar ehrgeizig recherchiert und illustriert, nicht aber ausgewiesen wird, welcher wissenschaftlichen Auslegung und Quelle man folgt. Brigitta Schmid würde sich darüber hinaus auch Zeitleisten wünschen, die sowohl die historische Zuordnung erleichtern, als auch verdeutlichen würden, dass bei weitem nicht alle Saurier zur selben Zeit am selben Ort gelebt haben.
Größenvergleiche zwischen (Dino-)Saurier und Mensch rühren schon alleine deshalb heftig an Fakt und Fiktion, weil der Mensch erst viel später die Bildfläche betreten hat.
Abschließend erzählte Brigitta Schmid von den Anfängen der Paläontologie sowie weiblichen Pionierinnen und beantwortete die Frage nach ihrem Lieblingsmuseum. Damit gewährte sie auch Einblick in den Mikrokosmos Museum, dessen Leben sich nicht nur in den Schauräumen abspielt, sondern vor allem „backstage" grundgelegt ist, wo der kulturhistorische Schatz und der enorme Wissensbogen seine magischen Momente entfaltet.
Die Videos vom Gespräch mit Brigitta Schmid sind im internen STUBE-Card-Bereich abrufbar, ebenso eine elaborierte Medienliste des STUBE-Teams zum Thema Lieblingsdinos.
Bis zum nächsten STUBE-Freitag begleitet uns wie gewohnt die ÜbergangsZeit. Wir bitten von Bewerbungen als Jogger*in, Kinderwagerlschieber*in oder Vogelstimmenimitator*n Abstand zu nehmen. Das Casting für den ÜbergangsZeit-Background ist bereits abgeschlossen.
Ein Bericht von Alexandra Holmes
Alle STUBE-Freitage und alle Video-Angebote sind im Angebot der STUBE-Card enthalten, die >>>hier bestellt werden kann.
Auch das Naturhistorische Museum Wien wird bald wieder seine Pforten öffnen dürfen. Dort kann man dann nicht nur die größte Meteroitensammlung Europas bewundern, sondern ab dem 20. Oktober 2021 widmet sich neben dem Dinosaal eine Sonderausstellung unter dem Titel KinoSaurier den liebsten Urzeit-Giganten der STUBE:
Dinosaurier sind seit 66 Millionen Jahren ausgestorben, und doch "wissen" wir alle, wie diese Urzeitriesen ausgesehen haben! Aber wie sind die Bilder in unseren Köpfen entstanden? Filme wie "Jurassic Park", "King Kong" und "In einem Land vor unserer Zeit" haben unsere Vorstellung von Dinosauriern geprägt. Entsprechen sie dem Stand der Forschung? Und wie haben sie sich im Laufe der Zeit verändert?
alle weiteren Informationen finden sich >>> hier.
Und: In der Sommernummer des Magazins „Naturhistorisches“ wird ein Bericht über die Präparation eines Plateosaurus erscheinen, der aktuell im Naturhistorischen Museum ganz speziell für diese Ausstellung angefertigt wird.
Zur aktuellen Ausgabe und jenen aus der Vergangenheit geht es >>> hier.