STUBE-Freitag: Superheld*innen
Zu Gast: Anna Stemmann
Anna Stemmann ist zum STUBE-Freitag von Frankfurt (ohne Einsatz von Superkräften) angereist.
STUBE-Freitag-
Illustration mit Batowl von Anna Stemmann.
Kathrin Wexberg
Claudia Sackl
Carina Kargl
Heidi Lexe
Peter Rinnerthaler
„Pow“, „Bam“, „Vrooooom“, „Kapow“! Der Superheld_innen-STUBE-Freitag katapultierte am 14. Oktober 2016 das audiovisuelle Erlebnis der Veranstaltungsreihe in eine neue Dimension. Grund dafür waren die vielen Medienbeispiele, die das STUBE-Team vor rund 40 Zuhörer*innen, darunter Schüler*innen im Rahmen ihres Wahlpflichtfaches Deutsch, in Szene setzten.
Eingeleitet wurde die thematische Auseinandersetzung von Anna Stemmann (Goethe-Universtität Frankfurt), die ihren Vortrag "Von Aquaman bis Zorro. Zur transmedialen Historie der SuperheldInnen" mit den Worten einleitete: "Ich stehe heute [...] nicht nur als Literaturwissenschaftlerin vor Ihnen, sondern vor allem auch in meiner Funktion als Vollblut-Nerd." Die versprochene Euphorie auf zwei Ebenen konnte Anna Stemmann in einer perfekt inszenierten Prezi-Präsentation umsetzen: einerseits durch den theoretischen Blick auf die diachrone sowie synchrone Entwicklung der Superheld*innen und andererseits durch die Zuwendung auf ihren persönlichen Super-Helden: "Batman". Neben einem kurzen Abriss zu den unterschiedlichen Äras der DC- und Marvel-Comics, vergleichbaren Superheld-Narrativen und dem Mythos Superheld war aber auch Zeit für humorvolle Videobeispiele, zum Beispiel aus der Batman-TV-Serie der 1960er-Jahre. Legendär ist der Satz: “Some days, you just can’t get rid of a bomb!”
Bevor das intermediale Superheld*innen-Mash-up so richtig losgehen sollte, widmete sich Kathrin Wexberg Superheld*innen in der Kinder- und Jugendliteratur. Einleitend verwies sie darauf, dass auch in ganz aktuellen Kinder- und Jugendromanen Superheld*innen eine wesentliche Rolle spielen. Kindliche, fantastische, tierische und tragische Held*innen standen im Fokus der Betrachtung, die zeigte wie vielfältig das Motiv der Superheldin oder des Superhelden eingesetzt wird. Abschließend kam Kathrin Wexberg auf den wohl bekanntesten jugendliterarischen Superhelden zu sprechen: Donald Delpe, der in Antony McCartens Roman Superhero (Diogenes 2007) immer wieder Bezüge zum Ursprungsmedium der Superheld*innen herstellt: der an Krebs erkrankte Teenager findet in selbstgezeichneten Comicszenen einen individuellen Weg, die Krankheit zu bekämpfen.
Anna Stemmann hatte eingangs festgehalten: "Kein Superheld ohne Villain". Claudia Sackl war schließlich mutig genug, die Seite zu wechseln, um sich ganz den Antagonist*innen widmen zu können. Sie zeigte, dass es in den Comicuniversen sowohl einzelne "Erzfeinde" gibt, die den Superheld*innen stets mit Arbeit versorgen, wies aber auch darauf hin, dass sich seit geraumer Zeit auf actionreiche Weise ganze Teams gegenüberstehen. Neben der Konzentration auf "das Böse" nahm Claudia Sackl zudem die Beziehungsstrukturen der Superhelden in den Blick: die Bandbreite reicht vom normalsterblichen "love interest", vor der man die Superhelden-Identität zu verstecken hat, über die "damsel in distresse", zur ambivalenten Verbindung zu weiblichen Superheldinnen, wie etwa Catwoman.
Carina Kargl war nach der Pause für die Superkräfte der Superheld*innen zuständig. Sie lieferte einen breiten Überblick in die physischen und psychischen Leistungsfähigkeiten, die den starken Frauen und Männern zur Rettung von Metropolis, Gotham City und Co. zur Verfügung stehen. Neben "herkömmlichen" Superkräften wie Röntgenblick, "tollem Atem" und übermenschlicher Kraft, konnte Carina Kargl zeigen, dass es immer wieder zu Rückbezügen auf die vier Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde komme. Bei Aquaman angekommen durfte natürlich ein humorvoller Exkurs zu Spongebobs Antihelden "Meerjungfraumann und Blaubarschbube" nicht fehlen.
Heidi Lexe stieg in ihren Vortrag mit einem Daredevil-Trailer (2003) und Ben Afflecks Frage: "Kann ich auch so ein Kostüm haben?“ ein. Es folgte eine modeaffine Kostümschau, die den dürftigen Stoffeinsatz bei weiblichen Figuren genauso in Frage stellte wie die Funktion des Superheld*innen-Umhangs, in der Fachsprache unter dem Begriff "Cape" bekannt. Eine zentrale Erkenntnis muss im O-Ton zitiert werden: "Kostümierungen entstammen ja einem theatralen und karnevalesken Zusammenhang und dienen dazu, eine Illusion herzustellen: es soll eine deutliche Differenz zwischen der Realität und deren Abbildung durch das Moment der Mimesis entstehen". Doch nicht nur das Cape, sondern auch die Maske, Hotpants und die Brille wurden genau analysiert, bevor Heidi Lexe augenzwinkernd in Aussicht stellte, in naher Zukunft einen wissenschaftlichen Schwerpunkt zum das Thema "Der Gürtel des Superhelden. Symbolik und Funktion des Kostümaccesoires" zu setzen.
Unter dem Titel "Der Raum der Superheld*innen. Von der Megacity zum Kuhdorf" betrachtete Peter Rinnerthaler die Lebens- und Handlungsräume der DC- und Marvelcomics. Besonders die Städte Supermans und Batmans standen im Fokus der Betrachtung. Während Metropolis eine ambivalente Beziehung zur realen New York City eingeht, war die Wandlungsfähigkeit Gotham Citys im Laufe der Zeit eine interessante Beobachtung. Mit großer Lust zur 90er-Jahre-TV-Serien-Ästhetik kam Peter Rinnerthaler auf die entgegengesetzte Verortung der Supermanerzählung zu sprechen. Während sich Lois & Clark von 1993 bis 1997 im urbanen Lifestyle der Serien "Ally McBeal" oder "Friends" lieben lernten, stand der "Smallville"-Superman ganz im Zeichen der Kleinstadtidylle, die man von "Dawson`s Creek" oder den "Gilmore Girls" kennt.
Tage danach klingt es immer noch in den Ohren: "Somebody save me / I don't care how you do it / Just save, save ..."
Ein gut besuchter STUBE-Freitag mit mit vielen neuen Gesichtern, Freund*innen und Familie.
Literaturliste der Superheld*innen:
Heiko Wolz: Allein unter Superhelden. Ill. v. Anke Kuhl. dtv 2013.
Frida Nilsson: Die maskierte Makrone. Auf der Jagd nach dem Feuerteufel. Ill. v. Ulf K. Aus dem Schwed. v. Friederike Buchinger. Gerstenberg 2012.
Kate DiCamillo: Flora & Ulysses. Ill. v. K.G. Campbell. Aus dem Amerikan. v. Sabine Ludwig. dtv 2014.
Salah Naoura: Chris, der größte Retter aller Zeiten. Beltz & Gelberg 2015.
Martine Leavitt: Mein Leben als Superheld. Aus dem Engl. v. Birgitt Kollmann. Nagel & Kimche 2006. (OT: Heck Superhero)
Antony McCarten: Superhero. Aus dem Engl. v. Manfred Allié und Gabriele Kempf-Allié. Diogenes 2007.
Death of a Superhero. Film von Ian Fitzgibbon nach dem Roman von Anthony McCarten. Deutschland/Irland 2011. 93 min.
Suicide Squad. Regie David Ayer. USA 2016. 123 min.
Deadpool. Regie Tim Miller. USA 2016. 109 min.
Comicauswahl in alphabetischer Reihenfolge: All Female X-Men: The X-Men / Apollo & Midnighter: The Authority / Avengers: The Avengers / Batman: Detective Comics / Batman & Robin: Detective Comics / Black Widow: Tales of Suspense / Birds of Prey: Black Canary/Oracle / Captain America: Captain America Comics / Catwoman: Batman / Dr. Octopus: The Amazing Spider-Man / Dr. Sivana: Whiz Comics / Elektra: Daredevil / Fantastic Four: The Fantastic Four / Femforce: Femforce / Green Lantern & Green Arrow: Green Lantern/Green Arrow / Hawkeye: Tales of Suspense / Hulk: The Incredible Hulk / Hulkling & Wiccan: Young Avengers / Iron Man: Tales of Suspense / Iron Man & War Machine: Iron Man / Joker: Batman / Gerechtigkeitsliga: Justice League of America / Kamen Rider: Kamen Rider / Northstar & Colossus: The Ultimate X-Men / Poison Ivy & Harley Quinn: Bombshell / Sandman: The Amazing Scarecrow: World’s Finest Comics / Spider-Man / Spider-Man: Amazing Fantasy / Superman: Action Comics / Superman & Wonder Woman: Superman/Wonder Woman / Thor & Loki: Journey into Mystery / Two-Face: Detective Comics / Die Unglaublichen: The Incredibles. Regie Brad Bird. USA 2004. 115 Minuten. / Wonder Woman: All Star Comics / X-Men: The X-Men
Comicauswahl in chronologischer Reihenfolge: Superman: Action Comics#1 / Superwoman: Action Comics#60 / Supergirl: All Star Comics#58 / Captain Marvel: Whiz Comics#2 / Flash: Flash Comics#1 / The Fantastic Four#1 / The Incredible Hulk#1 / Hellboy: San Diego Comic-Con Comics#2 / Aquaman:
More Fun Comics#73 / Aquagirl: Adventure Comics#266 / Black Condor: Crack Comics#1 / Spider-Man: Amazing Fantasy#15 / Captain America Comics#1 / Batman: Detective Comics#27 / Batwoman: Detective Comics#233 / Catwoman: Batman#1 /
Superman. Regie Richard Donner. USA 1978. 137 min.
Batman Returns. Regie Tim Burton. USA 1992. 126 min.
Daredevil. Film von Mark Steve Johnson. Mit Ben Affleck und Jennifer Garner. USA 2003. 103 min.
Elektra. Film von Rob Bowman. Mit Jennifer Garner. USA 2005. 97 min.
Batmans Rückkehr. Film von Tim Burton. Mit Michael Keaton und Michelle Pfeiffer. 126 min.
Will Eisner: The Spirit. Die besten Geschichten. Wattenheim: Salleck Publications 2008.
Spiderman. Film von Sam Raimi. Mit Tobey Maguire. USA 2002. 121 min.
The Amazing Spiderman. Film von Marc Webb. Mit Andrew Garfield. USA 2012. 136 min.
Batman Begins / The Dark Knight / The Dark Dark Knight Rises. Filme von Christopher Nolan. Mit Christian Bale. USA 2005/2008/2012. 180 min./193 min./204 min.
Superman. Film von Richard Donner. Mit Christopher Reeves. USA 1978. 148 min.
Superman – Die Abenteuer von Lois & Clark. TV-Serie. Created by Deborah Joy LeVine, Joe Shuster, Jerry Siegel. USA 1993-1997.
The Incredibles [Die Unglaublichen]. Film von Brad Bird. USA 2004. 115 min.
Grant Morrison und Giuseppe Camuncoli et al: Multiveristy: Guidebook (2015-) #1. DC Comics 2015.
Anna Stemmann: Der Held und sein Raum. Batmans Metamorphosen im Spiegel von Gotham City. komparatistik online 2014. Online unter: http://www.komparatistik-online.de/2013-1-12
Batman. Film von William Dozier. TV-Serie 1966-1968. USA 1966.
Gotham. Film von Bruno Heller. TV-Serie 2014- . USA 2014.
Spider-Man. Film von Sam Raimi. USA 2002. 116 min.
Iron Man. Film von Jon Favreau. USA 2008. 123 min.
Lois & Clark: The New Adventures of Superman. Idee von Joe Shuster u. Jerry Siegel. TV-Serie 1993-1997. USA 1993.
Smallville. Idee von Alfred Gough u. Miles Millar. TV-Serie 2001-2011. USA 2001.
Das STUBE-Team und Anna Stemmann in Superheld*innen-Action-Pose.