STUBE
  • Angebote
    • STUBE-Card
    • Veranstaltungen
    • Themenbroschüren
    • Schriftenreihen
    • Bestellung
    • Newsletter
  • Fernkurs
    • Zielgruppe
    • Inhalte
    • Bedingungen
    • FAQ
    • Tagungen
    • Aufbaukurs
    • Rückblick
    • Fernkurs Update
  • Buchtipps
    • Kröte des Monats
    • Krötenarchiv
      • Kröten 2024
      • Kröten 2023
      • Kröten 2022
      • Kröten 2021
      • Kröten 2020
      • Kröten 2019
      • Kröten 2018
      • Kröten 2017
      • Kröten 2016
      • Kröten 2015
      • Kröten 2014
      • Kröten 2013
      • Kröten 2012
      • Kröten 2011
      • Kröten 2010
      • Kröten 2009
      • Kröten 2008
      • Kröten 2007
      • Kröten 2006
    • Themenlisten
    • Monatliche Buchtipps
      • MINT-Buch
      • Religiöses Buch
      • Phantastik-Tipp
      • Lyrik-Tipp
    • Rezensionen online
    • Preise
  • Tagebuch
  • Über uns
    • STUBE-Konzept
    • STUBE-Team
    • Kontakt
    • Tätigkeitsberichte
    • STUBE-Chronik
    • Kooperationen
    • Impressum

 

STUBE-Freitag: Fenstertagsmatinée

Zu Gast: Stefanie Harjes
30. Mai 2025


 

Fenstertagsmatinée: unbekannte Genrebezeichnung oder doch ganz neues Format? In manchen Teilen Österreichs heißt der Fenstertag Zwickeltag, wahrscheinlich weil ein Arbeitstag zwischen einem Feiertag und dem ohnehin freien Wochenende eingezwickt ist, vielleicht aber auch, weil man einen Zwickel einnähen muss, wenn etwas zu eng geworden ist, zum Beispiel die Lesezeit oder der Bücherhorizont. Jedenfalls ist an dieser Matinée ganz und gar nichts verzwickt, denn einer Einladung der STUBE lohnt es sich immer zu folgen.

So auch an diesem frühsommerlichen Vormittag, als endlich wieder Stefanie Harjes aus Hamburg angereist war, um im Werkstattgespräch mit Heidi Lexe Einblick in ihr Oeuvre und ihr künstlerisches Tun zu geben. Mit im Gepäck hat sie neben Meerjungfrauen, Nixen und anderen Hybridwesen auch die Herren Kafka und Tucholsky.
Stefanie Harjes ist eine Meisterin der Collage. Papier in all seiner Vielfalt von Tapete, Zeitung, Geschenkpapier bis zu mehrere hundert Jahre alten Archivblättern bestimmt die Materialität ihrer Bilder. Legendär sind ihre Schnipselkisten, in denen sie alles sammelt, was danach ruft, verwertet zu werden, ob in eigenen Bildern oder in Kursen und Workshops, die sie regelmäßig gibt.
Sie berichtet vom viel zitierten Horror vacui, der sie nicht befällt, weil sie immer Material hat, auf das sie reagieren kann. Collagen wären da sehr dankbar, meint sie, weil man immer Dinge findet, die eigentlich nicht zusammengehören, sich aber spielerisch zu etwas Neuem gestalten lassen. Hintergründe wie ihre Arbeitsunterlage mitsamt irgendwann wichtiger, mittlerweile aber vergessener Telefonnummern, spielen dabei eine große Rolle. Zusammenhänge entstehen neu, wenn beispielsweise ein alter Gezeitenkalender den Hintergrund für einen Schwimmer abgibt oder die Fotokopien alter Familienfotos nicht nur Raum geben, sondern auch Zeit und Gleichzeitigkeit darstellen.

Ihre Figuren sind oft Hybridwesen, die über sich hinauswachsen. Nicht nur, wenn es um Frauengestalten mit Fischschwänzen (Meerjungfrauen) oder Fischköpfe mit Beinen, die in Fischgräthosen stecken und an der Bar sitzen (Forelle blau), geht, sondern auch wenn mit einem monströsen Froschkönig Genderhierarchie im Märchen zum Ausdruck gebracht wird. Ihr wiederkehrendes Motiv des Hochseils schafft Raum, obwohl sie die Räumlichkeit oft der Fantasie der Leser*innen überlässt.

Auf Heidi Lexes Frage nach der Illustration als Textauslegung und Lenkung der Lesart antwortet Stefanie Harjes, dass nicht jeder Text einer Illustration bedarf. Oft braucht es Luft und Raum für die Illustration, um zu abstrahieren. Manchmal muss man sich entfernen, um wieder beim Text anzukommen. Gleichzeitig ist es immer auch eine Reise zu sich selbst.


Heidi Lexe stellt Fragen, der nö-Engel und der Geschmackspolizist hingegen unterstützen beim Schaffensprozess.

Ihr jüngstes Werk, die Bilder zu Prosa und Gedichten von Kurt Tucholsky unter dem Titel „Auf tausend Straßen“ (Goya 2025) bringt neben Poesie auch Zeitgeschichte und die Frage nach Satire auf. Darf Illustration alles, so wie die Satire? Stefanie Harjes verneint mit Verweis auf ein Bild, wo der Clown die rote Nase wegwirft. Die Darstellung des Grauens der Nazizeit geht nur abstrahiert oder über die Bande gespielt wie ein am Handydisplay erkennbarer Hitler, der so klein ist, wie das abgebrannte Zündholz neben ihm. Mit Kurt Tucholsky verbindet sie auch die Verwendung von Pseudonymen, die verschiedene „Bezirke ihres Wesens“ zum Ausdruck bringen. So hat Stefanie Harjes einige Mitarbeiter*innen, denn zu den Pseudonymen Betty Protest, Bettinchen von Ozelotel und das Ferd gesellen sich noch der nö-Engel als Beauftragte gegen faule Kompromisse und der Geschmackspolizist.



„Vom Zauber des Zufalls. Mein Leben in der Kunst“ ist eine reich bebilderte Präsentation, in der Stefanie Harjes uns mitnimmt in ihr Atelier und zu ihren Workshops. Darin macht sie das Spiel als wesentlichen Bestandteil ihrer Arbeit und „freudvolle Konsequenz (m)einer überhöhten Anspruchshaltung“ erlebbar.
Stefanie Harjes erzählend, zeichnend und auch singend zu erleben und sich ihre Bücher mit Originalzeichnungen signieren zu lassen, kommt einem sehr ausblicksreichen Fenstertag gleich. Und wer bei Matinée neben Kunst auch an Kulinarik denkt, darf sich über den STUBE-üblichen geselligen Ausklang bei Kaffee und Kuchen freuen.

 

Ein Bericht von Alexandra Holmes

 

 

 

 

 

 

 


STUBE Studien- und Beratungsstelle für Kinder- und Jugendliteratur | Stephansplatz 3/II/11 | A-1010 Wien | T.: +43 1 51552-3784 | stube@stube.at oder fernkurs@stube.at