Festakt und Ausstellungseröffnung am 26. Februar
Heinz Janisch und Linda Wolfsgruber
Es ist noch früh genug im Jahr 2025, dass man sich janusköpfig geben darf: Jüngst wurden die Juryentscheidungen sowohl für den österreichischen als auch für den katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis der deutschen Bischofskonferenz bekanntgegeben und lassen Vorfreude auf die Preisverleihungen in diesem Jahr aufkommen.
Gleichzeitig ist es mehr als angemessen, die halbjährliche Novitätenmhysterie des Buchmarktes für eine Weile auszusetzen und Rückschau auf bleibende Werte zu halten, denn an diesem Abend im Kardinal König Haus wird die Ausstellung zu Linda Wolfsgrubers vielfach bepreistem Buch „Sieben“ offiziell eröffnet und die Tatsache, dass Heinz Janisch 2024 mit dem renommierten Hans Christian Andersen-Preis ausgezeichnet wurde, gewürdigt. Im fein komponierten Wekstattgespräch blickt Heidi Lexe auf das Werk der beiden Künstler*innen und bezieht zahlreiche Weggefährt*innen, die sich im Publikum befinden und mitfeiern, mit ein.
Der Hans-Christian-Andersenpreis wird vom International Board on Books for Young People (iBbY) alle zwei Jahre verliehen und gilt als Nobelpreis der Kinder- und Jugendliteratur. Bisher ging er zweimal nach Österreich: 1984 an Christine Nöstlinger und 1990 an Lisbeth Zwerger. Für Heinz Janisch schließt sich mit dem Preis insofern ein Kreis, als er sich in „Die Reise seines Lebens“ mit der komplexen Persönlichkeit Andersens auseinandersetzte.
Auch Linda Wolfsgruber, deren Schaffen sich oft um Märchen und biblische Stoffe dreht, hat sich mit Andersen befasst: In „Der Halskragen“ wird Dingen ein Leben gegeben, und ihre erste Zusammenarbeit mit Heiz Janisch, „Die Prinzessin auf dem Kürbis“, stellt ebenfalls Bezüge zu Andersen her.
Linda Wolfsgruber erzählt von der Stoff-Findung, die sowohl Aufträgen als auch dem Alltag und eigenen Einfällen entwächst. Meistens geht sie Hand in Hand mit der Wahl der Technik. Im Falle von „sieben“ war das nicht anders. Das Buch kann auch als Essenz ihres Werdegangs gesehen werden, vereint es doch die Arbeiten einer großen Zeitspanne mit Weltsichten mehrerer Lebensetappen vom Skizzenbuch aus dem Naturhistorischen Museum in Wien bis hin zu den Kuppelbildern in der Stiftskirche Innichen. Gebündelt und in größte Könnerschaft gegossen verleihen die Kratztechnik Bilder dieser Schöpfungsgeschichte eine kindlich unschuldige Strahlkraft. Der Mensch übernimmt mit seinem Auftreten in der Schöpfung schließlich die Perspektive, wird aber gleichzeitig in die Pflicht genommen: „Weil sie uns anvertraut ist“. Es ist eine einmalige Gelegenheit, diese Bilder in Originalgröße ausgestellt zu sehen.
Viele kamen, um mitzufeiern: die Verlegerinnen Katrin Feiner (Tyrolia), Anna Stacher-Gfall (Jungrbunnen) und Geschäftsführerin Nina Grünberger (NordSüd) ebenso ...
Von der Schöpfung ist es nicht weit zur „zweiten Arche“, in der Heinz Janisch nach den Fantasie- und Fabelwesen fragt, die nicht in der Arche mitgenommen wurden. Ebenso interessiert ihn, was all die Märchenprinzessinnen und -prinzen eigentlich heute tun, denn wenn sie tatsächlich nicht gestorben sind, leben sie heute ja wirklich noch.
... wie Kolleg*innen (v.l.o.): Michael Hammerschmid, Elenora Leitl, Alexandra Holmes, Elisabeth Steinkellner, Michael Roher, Julie Völk, Mattäus Bär uvm.
„Für die Literatur ist nichts zu klein“, lautet sein Grundsatz, den er nicht nur in der kurzen Textform, sondern auch im Umgang mit jungen Leser*innen einlöst. Das Spiel mit Worten und das Ausprobieren, was Sprache alles kann, sind dabei nie Sebstzweck, sondern immer tiefgründige Kunst und ein Akt der Selbstermächtigung. Rückblickend erzählt Heinz Janisch wunderbar davon, wie er als Jungspund Mira Lobe über die Schulter schaute. Gegenwärtig liest sich die Liste der Kolleg*innen, mit denen er zusammenarbeitet (von Erwin Moser und Helga Bansch über Linda Wolfsgruber und Birgit Antoni bis zu Michael Roher, Michaela Weiss und Nadine Kappacher) wie die jüngere österreichische KJL-Geschichte. Und mit Blick in die Zukunft gibt er jungen Kolleg*innen als DIXI-Preis Tutor Starthilfe.
Von Linda Wolfgsruber sind aktuell sechzig Titel lieferbar, von Heinz Janisch rund achtzig. Man kann Auszeichnungen für das Lebenswerk ob ihres dezenten „das-war’s-dann-wohl“-Beigeschmacks skeptisch gegenüberstehen, aber man kann auch einfach Christine Nöstlingers Rat, die Tür in die Kindheit immer einen Spalt offen zu lassen, befolgen und ab sofort nur mehr Prequels schreiben.
Der Saal war voll, die Menschen glücklich.
Ein Bericht von Alexandra Holmes
Fotos von >>> Peter Rinnerthaler