Schreibwerkstatt mit Nils Mohl.
20. - 23. Juni 2024 | Wien
Sie kennen das vielleicht: „Was in der Werkstatt stattfindet, bleibt auch in der Werkstatt.“ Nur, wie soll ich Ihnen dann davon erzählen, was da wirklich war und wie das wirklich ist? Aber Sie lesen hier ja ein Tagebuch, da plaudert man nichts aus, sondern ein … sozusagen.
Aufmerksame STUBE-Beobachter*innen wissen bereits, ein ungeschriebenes Gesetz lautet: „Kein STUBE-Jahr ohne Nils Mohl.“ (An dieser Stelle wäre es zulässig, in Analogie zur Fußball-EM ein dezentes „immer wieder, immer wieder“ anzustimmen.) Was aufmerksame Leser*innen ebenfalls wissen, ist, dass Nils Mohl in seinen Texten formal nichts dem Zufall überlässt und dass er diesbezügliche Überlegungen strukturiert und didaktisch bekömmlich mit anderen Schreibenden teilt. So haben an vier brütend heißen Tagen in der STUBE nicht nur die Köpfe geraucht, sondern es sind auch schlaue, ergreifende, lustige, überraschende Texte entstanden.
Wirklich schwierig ist beim Schreiben immer das Anfangen. Der Teil lässt sich nicht überspringen. Manchmal ist der Trick aber einfach: Woanders als am Anfang anzufangen. Leicht gesagt und oft auch getan, denn vor dem ersten Satz kommt die Idee zu einer Geschichte, die sich noch nicht für Anfang, Mitte und Ende interessiert, die einfach nur erzählt werden möchte. Um ins Erzählen zu kommen, gibt es viele Methoden, die dabei helfen, den Stoff in den Griff zu bekommen. Ein Mohl‘sches Werkzeug dafür ist das 3x3 des Erzählens, das erstens aus der Hauptfigur einen Helden macht, der wirklich etwas draufhat, (und natürlich auch Heldinnen, die mindestens genauso viel draufhaben), das zweitens Schauplätze entwirft, die sich essentiell mit der Figur verknüpfen, und das drittens Ereignisse generiert, die der Leser*innenschaft nichts weniger als ein kathartisches Leseerlebnis bereiten. Erster Anwendungsbereich für das 3x3 des Erzählens waren Blitzgeschichten. Darauf folgte als literarische Hausapotheke gegen Kopfschwirren Mohls Story-Kreisel, ein Leitfaden zur Entwicklung von Plot Points. Derart ausgestattet ging es an die Arbeit an den eigenen Texten, begleitet von Coachinggesprächen mit Nils Mohl und untereinander. Krönender Höhepunkt: die Lesungen!
Mit Ventilatoren, Hydrierung und Platzgeschenken wurde gegen die Hitze angekämpft.
Wenn Sie jetzt wissen möchten, wie schreibende und geschriebene Held*innen über sich hinauswachsen, oder ob Wien schon so südlich ist, dass man hier auch bei heißem Wetter Tee trinkt, und ob das irgendetwas mit Babyschuhen zu tun hat, dann …ja dann siehe oben: „Was in der Werkstatt stattfindet, bleibt in der Werkstatt.“ Aber trösten Sie sich: „Kein STUBE-Jahr ohne Nils Mohl.“
Ein Bericht von Alexandra Holmes | Fotos von Nils Mohl