STUBE-Freitag: Tagebuch
Zu Gast: Cornelia Travnicek
Nach dem feierlichen Abschluss des Aufbaulehrgangs und dem frischen Start des 9. Fernkurs-Jahrgangs geht es nun auch für die STUBE-Freitage in ein neues Semester, das ganz im Zeichen der österreichischen Kinder- und Jugendliteratur steht.
Zum Auftakt ist die österreichische Autorin Cornelia Travnicek zu Gast, die für ihren Jugendroman „Harte Schale, Weichtierkern“ für den deutschen Jugendliteraturpreis nominiert ist.
Im Werkstattgespräch mit Heidi Lexe erzählt sie zunächst aus ihrer Lesebiographie, dass sie „Jugendlichen-Schullektüre“ verweigerte und sich früh der Allgemeinliteratur zuwandte. (Bleibt zu hinterfragen, wie „Demian“ und die üblichen Verdächtigen heute eingestuft würden.) Jedenfalls ist es ihr einerseits wichtig, Belletristik zu schreiben, die auch von jungen Leuten gerne gelesen wird, und andererseits ist ihr Selbstvertrauen als Autorin mittlerweile ausgereift genug, dass das Schreiben für Kinder- und Jugendliche nicht dem Sturz ins Bodenlose gleichkommen muss, auch wenn das Damoklesschwert der Rezeption dies nahelegen könnte.
Das Selbstvertrauen hat sich Cornelia Travnicek würdig verdient: 2012 erhielt sie den Publikumspreis bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur (Bachmannpreis) für „Junge Hunde“, 2013 das Kranichsteiner Jugendliteratur-Stipendium des Deutschen Literaturfonds, 2020 war „Feenstaub“ auf der Shortlist zum österreichischen Buchpreis und heuer schließlich gibt die Nominierung zum deutschen Jugendliteraturpreis für „Harte Schale, Weichtierkern“ Anlass zu hoffen.
Crossover/young adult/all age sind Schlagworte und Klassifizierungsversuche, denen Cornelia Travniceks Schreiben regelmäßig begegnet. „Chucks“ war in dieser Hinsicht eben kein Überraschungserfolg, weil es einen Nerv der Zeit getroffen und über Genregrenzen hinweg „funktioniert“ hat. Die Verfilmung 2015 gab dem Buch weiteren Rückenwind. „Feenstaub“, als Neuinterpretation von Peter Pan gelesen, stellt insgesamt eine Metapher dar und spielt mit einer Traumwelt und dem ganz realen Hintergrund von kriminellen Kinderbanden, die aus Gründen der Strafmündigkeit nicht erwachsen werden dürfen.
Elisabeth Steinkellner, ehemalige und aktuelle Fernkursteilnehmer*innen und STUBE-Tagebuchschreiberin Alexandra Holmes lauschen gebannt.
Im Gegensatz dazu ist „Harte Schale, Weichtierkern“ ein genuines Jugendbuch, das einem mutigen Experiment von Beltz & Gelberg entsprungen ist, nämlich einen illustrierten Jugendroman zu entwickeln. Der erste Wurf dieses Experiments, in dem auch die Tagebuchform etabliert wurde, war Elisabeth Steinkellners „Papierklavier“. Cornelia Travnicek erzählt von ihrer Ambivalenz zu Auftragsarbeiten und dem Genre Tagebuch, mit dem sie noch eine Rechnung offen hatte, aber auch von der glücklichen Fügung dieses Projekts, das schließlich persönlicher wurde als gedacht.
Wie persönlich, erfahren Sie detailliert im >>> Video-on-demand, das im STUBE-Card Bereich abrufbar ist.
Zum Ausklang gab es wie immer Speis und Trank und die STUBE-typische Gastlichkeit.
Ein Bericht von Alexandra Holmes