STUBE-Freitag: Naturbilder
Zu Gast: Illustratorin Willy Puchner
Die Planung der STUBE hatte wieder einmal etwas Prophetisches: viare, aufe, zuawe, zruck (nach vorne, hinauf, herbei, zurück) im wahrsten Sinne des Wortes, denn dieser STUBE-Freitag war eine Sitzgelegenheitsgrenzüberschreitung: Das Sessel-Hocker-Sitzpolster-Schoßplatz-Limit war erreicht, der Seminarraum voller als kaum zuvor.
Diesen Andrang verursachte ein Gast, der seinerseits für Grenzüberschreitungen aller Art bekannt ist: Willy Puchner! Als Grafiker und Fotograf zunächst Weltreisender in Begleitung der Pinguine Joe und Sally, arbeitet er heute vor allem aus dem burgenländischen Refugium als Briefeschreiber, Nachdenker, Träumer, Spaziergänger, Handarbeiter – seit 1978 freischaffend. 2002 und 2012 erhielt er den Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis, 2022 den Österreichischen Kunstpreis in der Sparte Kinder- Jugendliteratur.
Im Werkstattgespräch mit Heidi Lexe spricht er über sein vielfältiges Schaffen als Zeichner, Fotograf und Autor, der sich längst in die österreichische Bilderbuchlandschaft eingeschrieben hat.
Seine Reihe für die FAZ „Puchners Farbenlehre“ wurde nach hundert gestalteten Feuilletonseiten zum Bilderbuch. Das Nachfolgeprojekt heißt „Ansichten der Natur“, ein Titel von Humboldt, und umfasst mittlerweile 22 Blätter in der Größe 50 mal 70, wobei er immer an zwei bis drei Blättern gleichzeitig arbeitet, die Titel wie „Humboldts Kosmos“, „Natur unter Glas“, „Insekten und Spinnen“ oder „Winterschlaf“ tragen. Im Detail liegt alles, meint Willy Puchner, und in der Langsamkeit des Zufußgehens erschließt es sich am besten.
Bestätigt wird dies in den Spaziergängen mit seinem Kater Tiger, dem ein Fotoprojekt gewidmet ist. Der Weg ums Haus, nicht länger als fünf Minuten, kann sich dabei auf zwei Stunden ausdehnen und Bilder entstehen lassen, die mehr über das Leben und jegliche Philosophie erzählen als sämtliche Katzenfotos in den Weiten des Internet. Dabei spielen besondere Plätze wie die „Katzennische“ in der ehemaligen Milchkammer seines Bauernhauses oder der „Tempel der Verehrung“, ein Bildstock als kleiner gestalteter Raum, eine bedeutende Rolle.
Anhand seines neu aufgelegten Bilderbuchs „Ich bin…“ beantwortet Willy Puchner Heidi Lexes Fragen zu analoger und digitaler Technik, zu Textfindung und Stilwechseln und zur Wiederverwendung und neuen Kontextualisierung älterer Illustrationen. Ich glaube, dass Fantasie etwas Reales ist, gesteht er, aber die Kunst bestehe darin, dabei nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren. Vielleicht als haptischen Gegenpol näht Willy Puchner gerne und stellt unter anderem kleine Stofftäschchen mit Zippverschluss her, die seine Fantasiewesen in Szene setzen.
Verleger, Lektorin und Pressesprecherinnen lauschen gebannt.
Im Anschluss an das Gespräch lud der Vermes-Verlag zu einem Glas Wein und Häppchen ein.
Ein Bericht von Alexandra Holmes
Das STUBE-Team mit Willy Puchner und Justin, der seine berufspraktischen Tage in der STUBE absolviert hat.