Thema: Weltall in der KJL
Neue Weltallmissionen
Katharina Greve: Die dicke Prinzessin Petronia
Grün ist die Hoffnung – und der Schimmel. Grün ist auch das Kleid der Prinzessin. Das ist jedoch schon die einzige Gemeinsamkeit, die sie mit ihrem berühmten Vetter teilt. Zum Glück, denn sonst wäre uns ein Paradebeispiel für zeitgenössische Satire in Comicform entgangen, das bereits auf Seite sechs die philosophische Essenz von „Der kleinen Prinz“ auf pragmatische Weise in die Tonne tritt: Merke: Mit der Lupe sieht man besser als mit dem Herzen. Bei der Lektüre des Comics kann man von derlei Sprüchen, die Katharina Greve stets auf die linke Seite und in eine Sprechblase der Protagonistin setzt, nach weniger Seiten schon gar nicht mehr genug bekommen. Lose rekurrieren die linksseitige gesetzten Einzeiler mit den ein bis neun Panels umfassenden Strips auf der rechten Seite, die das triste Leben der Kleinen-Prinz-Cousine von Doppelseite zu Doppelseite zu einem Meisterstück des Zynismus macht. All jenen, die den weltbekannten Sinnspruch nicht mehr hören können und all jenen, für die die Prinzen-Erzählung schon vor 75 Jahren zu pathetisch war, sei dieses mit intermedialen Verweisen, einer ordentlichen Portion Popkultur und ironischen Aphorismen angereicherte Comic wärmstens ans Herz gelegt.
avant-verlag 2019.
102 S.
Jan Paul Schutten und Floor Rieder. Das Weltall. oder Das Geheimnis, wie aus nichts etwas wurde
Ich zähle rückwärts und los geht`s: 3 … 2 … 1 … 0 … *BLITZ* Damit beginnt die Reise durch das Weltall, zu der dieses durch und durch stimmige Sachbuch einlädt. Nicht weniger als 523 wissenswerte Fakten sind darin in Bild und Text verpackt: Von Einsteins E=MC2 bis zu der Frage nach der Unendlichkeit des Universums ist von allem etwas dabei. Wer Physik als den langweiligste Fachbereich einer jeden Schulkarriere betrachtet, wird hier vom Gegenteil überzeugt werden, denn Jan Paul Schutten versucht, durch kuriose Details die Neugierde aller Physik-Muffel zu wecken. Und das gelingt nicht zuletzt durch die spannende Genremischung aus Comic-Elementen, intertextuellen Anspielungen (u. a. auch auf Harry Potter) und - natürlich - Sachtext, der durch die Erzählerfigur mit viel Witz erzählt wird. Nicht zu vergessen sind dabei die durchgehend vierfarbig gehaltenen Illustrationen, die die physikalischen Konzepte nicht nur bildlich veranschaulichen und erklären, sondern mit viel Bildwitz die harten Fakten auflockern und – zusammen mit den Anleitungen für eigene Experimente zum Nachmachen – zum Vertiefen in die Thematik animieren. Fazit: Eine grandiose Einführung in die mikroskopischen und makroskopischen Geheimnisse des Universums.
Aus d. Engl. v. Verena Kiefer.
Gerstenberg 2021.
160 S.
Amie Kaufman und Jay Kristoff: Aurora erwacht
Der Weltraum. Unendliche Weiten. Wir schreiben den Tag der Auswahl, und Musterkadett Tyler von der Aurora Academy verpasst die Gelegenheit, sich die besten der besten für seine Mission auszusuchen. Sein neues Team besteht neben Zwillingsschwester Scarlett und Pilotin Cat (es ist kompliziert) aus brillanten, aber sozial unverträglichen Mitabsolvent*innen – und, vorerst noch als blinder Passagier, Aurora. Das Mädchen, wegen dessen Rettung aus einem zweihundert Jahre alten Schiffswrack Tyler die Auswahl verpasst hat. Das Mädchen mit den seltsamen Visionen von Vergangenheit und Zukunft. Das Mädchen, dem plötzlich die halbe Galaxis auf den Fersen ist, während die andere Hälfte langsam, aber sicher, von einer uralten Spezies assimiliert wird.
Witzig, packend und mit popkulturellen Verweisen, die nicht nur Trekkies freuen werden, jagen Kaufman und Kristoff ihre Charaktere durch den Weltraum. Konventioneller erzählt als die „Illuminae-Akten“ – die ebenfalls mit Blick auf den Weltraum sehr empfehlenswert sind – zieht auch dieses Abenteuer die Leser*innen schnell in seinen Bann und findet in den Folgebänden eine grandiose Fortsetzung.
Aus dem Engl. v. Nadine Püschel.
Fischer KJB 2021.
496 S.
Thomas Cadène & Benjamin Adam: Soon
Wie wird unsere Welt in der Zukunft aussehen? Und wie werden wir dann über unsere unmittelbare Vergangenheit sprechen? In einer eindrücklichen, durchaus unkonventionellen Bild-Text-Welt entwirft die Graphic Novel „soon“ ein futuristisches Szenario, in dem Klimakatastrophen, Kriege und Pandemien zu einer Apokalypse geführt und die Menschheit auf ein Zehntel der Bevölkerung dezimiert haben. Die Übriggebliebenen leben in sieben urbanen Zentren; ihr Alltag, ihr Energieverbrauch und ihre Bewegungen werden streng reglementiert.
Als Leser*innen folgen wir dem Protagonist Juri der sich mit seiner Mutter eine Weltreise unternimmt, bevor letztere zu einer Weltraummission ohne Wiederkehr aufbricht. Unterbrochen wird dieser Erzählstrang immer wieder von dokumentarischen Einschüben, die historische Sachinformationen zu der erzählten Zukunftswelt liefern. Dabei handelt sich um Fragmente einer Erinnerungskultur, die Juri in unterschiedlichen Altersstufen im (mediatisierten) Dialog mit seiner Mutter oder Freunden aushandelt. Aufgelockert durch unterhaltsame Details wird autorisierte Geschichtsschreibung dabei ebenso hinterfragt wie alternative Erinnerungsformen entworfen werden.
Aus d. Franz. v. Ulrich Pröfrock.
Lettering v. Minou Zaribaf.
Carlsen 2020.
240 S.
Erin Entrada Kelly: Die Nelsons greifen nach den Sternen
Wenn einem Roman ein Zitat einer Astronautin vorangestellt ist, ist ein Bezug zum Weltall offensichtlich; wenn man den Originaltitel des Buches nachliest („We Dream of Space“) noch einmal mehr. Wenn der Name der Astronautin Christa McAuliffe lautet, ist für Menschen, die in den 1980er-Jahren gelebt haben, ein Kontext klar, der sich den jugendlichen Leser*innen ab elf erst im Laufe des Romans erschließt: Sie sollte als erste Lehrerin im Weltall am Space Shuttle-Flug der Challenger teilnehmen und kam dabei (wie alle anderen Besatzungsmitglieder) ums Leben. Am 28. Jänner 1986 explodierte die Challenger kurz nach dem Start – die Handlung des Textes richtet sich auf dieses Ereignis aus, die erzählte Zeit umfasst den 1. Jänner bis zum 1. Februar. Bird, ihr Zwillingsbruder Fitch und ihr eigentlich älterer, aber schulisch nicht sehr erfolgreicher, Bruder Cash besuchen die 7. Klasse einer Highschool in Delaware, Texas. In der Familie ist gefühlt jede Person auf einer eigenen Umlaufbahn unterwegs, die Atmosphäre von Gleichgültigkeit und Lieblosigkeit geprägt. Die technikaffine Bird identifiziert sich mit den Frauen im Challenger-Team – deren Tod verstört sie zutiefst. Und wird doch zum Anlass für die drei Geschwister, einander Halt zu geben.
Aus d. Engl. v. Beate Schäfer.
dtv 2022.
304 S.
Sharon Rennta: Eichhörnchen Stella fliegt zum Mond
Können Eichhörnchen zum Mond fliegen? ist eine durchaus berechtige Frage, die das Eichhörnchenkind Stella ganz naiv an ihre Mutter richtet. Diese wiederum antwortet ganz pragmatisch , dass das erst nach der Absolvierung der Raumfahrtsschule ginge. Was mit einer einfachen Frage Stellas beginnt, entpuppt sich schnell als großer Traum, für den alles getan wird. Also schreibt man sich in der Raumfahtsschule ein und beginnt die Ausbildung zur Astronautin. Und Stella ist intelligent und ehrgeizig, aber leider zu klein, um die Reise ins All anzutreten – aber als kluges Eichhörnchen weiß man sich natürlich zu helfen und ganz nach dem Motto Man ist nur so groß, wie man sich fühlt findet Stella Mittel und Wege die Ausbildung erfolgreich zu absolvieren. In Bild und Text erzählt Sharon Rentta eine von realen Personen inspirierte Geschichte über Mut, Durchhaltevermögen und Willenskraft, wenn Stella nicht lockerlässt und schließlich ins All fliegt und damit nicht nur bahnbrechendes für die Forschung leistet, sondern auch das erste Eichhörnchen – inklusive aufgestellter Flagge – auf dem Mond ist.
Aus d. Engl. v. Leena Flegler.
Gerstenberg 2022.
32 S.
Immerwährende Weltraumflüge
Chris Wormell und Raman Prinja: Das Planetarium
Kommt herein, lasst euch in die Sessel nieder und hebt euren Blick zum Himmel! Was man dort sieht, ist schier unbegreiflich. Dieses großformatige Sachbuch lädt ein, sich näher mit dem unendlichen All, das alles umgibt, zu beschäftigen und verbindet so zahlreiche Hard Facts über unser Sonnensystem (und darüber hinaus) mit realistisch anmutenden Illustrationen. Ähnlich einem Rundgang durch ein Museum wird der*die Betrachter*in durch die Säle mit Titeln wie Blick in den Weltraum, das Sonnensystem, die Sonne, der Nachthimmel, die Sterne, Galaxie und das Universum geführt. Die Sachtexte des Astrophysikers Raman Prinja informieren, stellen Relationen dar und bringen Licht in die Dunkelheit. In den großflächigen, oft. äußersten detailreichen Illustrationen von Chris Wormell wird mithilfe von Holz- und Linolschnitten das Unsichtbare sichtbar gemacht, mit Einblicken in die Anfänge der Astronomie, in entfernte Galaxien, zur Geburtsstunde eines Sterns und selbst in schwarze Löcher. Am Ende bleibt noch die Frage, was ist, wenn das Universum nicht mehr ist?
Prestel 2018.
95 S.
John Hare: Ausflug zum Mond
Man stelle sich vor, wie es wäre, beim nächsten Schulausflug anstelle des Bezirksmuseums den Mond zu besuchen. Klingt verlockend, vielleicht aber auch ein wenig zu abenteuerlich. Ein Kompromiss wäre es, stattdessen dieses textlose Bilderbuch mit Comictechnik und seine querformatige, abfallend gestalteten Mondpanoramen und ein Schulkind zu beobachten, das wohl früher oder später den Anschluss an die Gruppe verlieren wird, die hier ganz selbstverständlich nicht durch Museum oder Wald, sondern eben durch den Mond streift. Nach einem kurzen Nickerchen ist das Unheil angerichtet: Die Schulklasse ist weitergezogen und auf einem dramatischen Panel sieht man schließlich, wie das Raumschiff ohne dem*der Kleinen abhebt. Die Stimmung am Mond der Zukunft bleibt dank der von dem Kind mitgebrachten Malkreiden allerdings nicht lange trist: Im Kontrast zwischen seinen farbstarken Zeichnungen und der monochromen Mondlandschaft entsteht etwas ganz Neues. Und – ohne zu viel Spoiler – darf verraten werden, dass sich auf der Figurenebene eine gewisse extraterrestrische Vielfalt entwickeln wird.Moritz 2019.
38 S.
Hannah Pang / Thomas Hegbrook: Der Mond. Mystische Geheimnisse und wissenschaftliche Fakten
Wo kommt der Mond her? War er eigentlich schon immer da? Und: Sah er schon immer so aus wie jetzt? Stimmt es, dass die Mondphase genauso Einfluss auf unseren Körper und unser Verhalten hat, wie auf die Gezeiten? Und wie haben sich die Menschen vor unserer Zeit die große, runde, weiße Scheibe am Himmel erklärt, die nachts der Sonne den Rücken freihält? Seite an Seite mit den farbgewaltigen Illustrationen des britischen Künstlers Thomas Hegbrook beleuchtet Hannah Pang die Entität des Mondes von jeder nur möglichen Seite: egal ob naturwissenschaftlich, anthropologisch, kulturgeschichtlich oder technisch. Klar strukturiert und in kurzen, informativen und leicht verständlichen Texten wird die Leser*in über unterschiedliche Zeitalter und Kulturen hinweg über die Bedeutung des Mondes für die Natur, den Menschen, die Religion, die Kunst und den Fortschritt aufgeklärt. Dank der geschickt in den Text eingewobenen Theorien und konkreten Studien, wird der wissenschaftlich-kritische Anspruch des Sachbuchs stets gewahrt, ohne die Leser*in an trockene Fakten zu verlieren. Ästhetisch, informativ und fesselnd bis zum Schluss.
360 Grad 2018.
176 S.
Stefan Beuse und Sophie Greve: Die Ziege auf dem Mond oder das Leben im Augenblick
Was hat eine Ziege auf dem Mond zu suchen? Die Antwort ist einfach: Sie lebt ein nahezu vollkommen glückliches Leben ohne Zeitdruck und ohne Stress. So hat sie alle Freiheiten, den Mond zu erkunden, im Mondstaub liegend den Sternen zu lauschen, die Vulkane zu pflegen und über das Leben zu sinnieren. Wenn etwas auf dem Mond landet, muss es sortiert und benannt werden, denn alles braucht schließlich seine Ordnung und wenn es dann noch Rucola mit Spiegelei gibt, kann sowieso nichts mehr schief gehen. Den kurzen Kapiteln werden von Sophie Greve Illustrationen zur Seite gestellt, die die Ziege in ihrem Tun, ihrer Umgebung und ihren Gedanken abbilden. Diese philosophische Geschichte, die klar an “Der kleine Prinz” erinnert, lädt Klein und Groß ein, gemeinsam zu staunen, einen Moment inne zu halten und sich mit seinen Ängsten auseinanderzusetzen und stattdessen das Positive zu sehen, denn manchmal muss man die Dinge nur ein bisschen im Kopf bewegen, nicht mal in echt, und schon ist alles anders.
Hanser 2018.
72 S.
Britta Teckentrup: Mond
Bereits der ausgestanzte Mond am Cover deutet an, dass sich dieses lyrische Bilderbuch dem Mond mit all seinen Bedeutungsebenen auf ganz besondere Weise widmet. Die schlichten Paarreime von Patricia Hegarty, die jeweils unter das Bild gestellt sind, sprechen assoziativ und anschaulich unterschiedliche Themen an, die mit Mond in Zusammenhang stehen: Warum scheint der Mond, wenn es dunkel wird? Welchen Tieren hilft er bei ihren nächtlichen Aktivitäten? Wie ist das mit den Gezeiten des Meeres? Die doppelseitigen Illustrationen sind passend zum nächtlichen Setting in zurückgenommenen, gedeckten Farben gehalten und betreiben ein eindrucksvolles Spiel mit Licht und Schatten. Der ausgestanzte Mond verändert sich von Seite zu Seite und taucht die dargestellte Flora und Fauna in ein faszinierendes Spiel aus Hell und Dunkel. Bis schließlich auch der Bogen zum eigenen kindlichen Rhythmus geschlossen wird, wenn es im letzten Satz heißt: Nun mach auch du die Augen zu. Der Mond geht auf, du kommst zur Ruh.
arsedition 2018.
32 S.
Norbert Zähringer: Zorro Vela. Ein Märchen aus dem Kalten Krieg
1989 zwischen Ost und West: René, der tollpatschige, einzelgängerische Sohn des DDR-Grenztruppenkommandeurs hat eine Vorliebe für verbotene West-Comics wie „Die Maske des Zorro“. Als ihm eines Tages jedoch plötzlich ein sprechender Rabe, ein freilaufendes Känguru und dann auch noch sein leibhaftiger Comic-Held selbst erscheinen, zweifelt er zunehmend an seinem Verstand. Dass hinter all dem „nur“ der gestaltlose Alien Zorro Vela vom Planeten Oneiros steckt, der sich in alles verwandeln kann, was lebendig ist, trägt nicht unbedingt zu Renés Beruhigung bei. Mithilfe von vier Kindern dies- und jenseits des Eisernen Vorhangs will Zorro Vela die Erde – im Universum als unterentwickelter Lügenplanet bekannt – vor außerirdischen Invasoren retten. Mit Gadgets wie Intershop-Uhren und hässlich altmodischen Brillen können die jungen Protagonist*innen durch wurmlochartige Portale über die innerdeutsche Grenze hinweg zusammenarbeiten. Ironisch gebrochen erzählt Norbert Zähringer ein abgedrehtes Alienabenteuer vor geschichtsträchtigem Hintergrund, das ein Universum voller bizarrer Planeten und skurriler Bewohner*innen entwirft.
Thienemann 2019.
336 S.
Jack Cheng: Hallo Leben hörst du mich?
Aliens oder Außerirdische leben irgendwo auf entfernten Planeten im Weltall. Davon ist auch der elfjährige Alex überzeugt und stellt sich die Frage, wie diese Aliens eigentlich aussehen und wie sie leben. Gemeinsam mit seinem Hund Carl Sagan macht er sich auf die Reise, um eine Rakete Marke Eigenbau mit einem iPod in den Weltraum zu schießen, auf dem das Leben auf der Erde dokumentiert ist. Gleichzeitig ist der iPod auch essentiell für die Textgestaltung; strukturiert wird dieser nicht durch Kapitel im herkömmlichen Sinn, sondern durch verschriftlichte Tonaufnahmen, die zu einer konsequenten Ich-Perspektive des Protagonisten führen – inklusive Leerstellen in Form von leeren Seiten, wenn vergessen wurde, die Aufnahme zu stoppen. Der Text ergründet nicht nur die unendlichen Weiten des Universums, sondern vor allem auch die wichtigen und unwichtigen Fragen im Leben: Ich muss viele Fragen stellen, wie kann ich denn sonst die Wahrheit […] herausfinden? Leuchtet doch ein, oder? ist hier die Devise. Wortwitz und das Spiel zwischen Dialogen, Monologen, dem Know-how über Raketen und All dominieren diesen Text, in dem kurzweilig die Wichtigkeit von Familie und Freund*innen herausgearbeitet wird.
Aus dem Engl. v. Bernadette Ott.
cbt 2017.
384 S.
Nils Mohl: Zeit für Astronauten
Ein guter Planet ist schwer zu finden. Keiner weiß das besser als Bozorg. Doch er irrt noch immer im Mondstaub der Vergangenheit umher. Eine Zeit lang steigt er sogar aus: Er schließt Freundschaft zum Barbesitzer Christos, arbeitet für ihn, lebt in dessen verfallener Bungalowanlage irgendwo am Mittelmeer. Und verliebt sich neu, in ein Mädchen vom Mars. Figuren, die durch die ersten beiden Bände von Nils Mohls Trilogie über das Erwachsenwerden miteinander verknüpft sind: Nach der Liebe und dem Glauben ist der dritte Teil der Hoffnung verpflichtet. Nils Mohl bindet daran das Verlassen des Herkunftsortes, das Erobern neuer Welten, respektive Planeten. Passagen, mit denen Nils Mohl aus dem Erzähltext aussteigt, um in Distanz zu den Figuren deren Schicksal zu reflektieren, sind dem Futur II verpflichtet. Raketen werden am Ende des Romans gezündet worden sein – und nicht nur Raketen. Denn worauf der erzählerische Countdown hinausläuft, wird erst am Ende klar. Im Forward und Rewind der Erzählstruktur führt der Autor das Gegenwärtige, das gerade erst zur Vergangenheit wurde, und das Vergangene, das dieses mitbestimmt, zueinander. Und stellt dabei die Frage: Kommt man je an in seiner eigenen Zukunft?
rowohlt 2016.
421 S.
Jenn Bennett: Unter dem Zelt der Sterne
Wie passen Astronomiebegeisterung, Glamping (glamouröses Camping) und Reptilienvorlieben zusammen? Auf den ersten Blick gar nicht. Auf den zweiten entwirft Jenn Bennet eine ungewöhnliche Liebesgeschichte – die innerhalb des Texts allgemein nur als das große Experiment bezeichnet wird – inmitten der Wildnis des King’s-Forest-Nationalparks vollgepackt mit Know-how über die Sternenbilder unserer Galaxie und Survival-Skills. Die beiden Hauptfiguren Zorie und Lennon kennen sich seit Ewigkeiten, versuchten aus der sogenannten Friendzone auszubrechen, scheitern und finden erst einige Zeit später wieder zueinander. Inmitten von diversen familiären Problematiken und ganz alltäglichen Dingen des Erwachsen-werdens entsteht ein Text über Freund*innen, die vielleicht gar keine sind und die Herausforderung, sich selbst und einander inmitten von Unwettern, Schlangenbissen, schweißtreibenden Wanderungen oder dem innerlichen Gefühlschaos (wieder-)zufinden. Dabei nehmen die Gestirne eine ganz besondere Rolle für die Atmosphäre dieses Textes ein, denn wo könnte man sich besser näher kommen als unter dem Sternenhimmel?Carlsen 2018.
400 S.
Dominic Walliman: Professor Astrokatz
Der Weltraum. Unvorstellbare, unfassbare, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2014 und es sind längst nicht alle Fragen geklärt. Doch Professor Astrokatz weiß Rat und führt seine gelehrigen Studierenden im Comicstil durch das Sachbilderbuch und versucht die brennendsten Fragen zu beantworten, wo denn diese unendliche Weite herkommt. In charmanter Retrooptik, die an die 1970er-Jahre erinnert, werden Urknall, Sonnensystem und Sternarten erklärt und wie diese zusammenhängen. Auch der Raumfahrt wird ein großer Teil gewidmet; Dabei wird ein Bogen von ihren Anfängen über die Gegenwart bis hin zu einer potentiellen Zukunft gespannt. Den Illustrationen von Ben Newman selbst werden Skizzen zur Seite gestellt, die Entwürfe von Baupläne von Marsstädten zeigen. Die daneben gestellten Textbausteine des britischen Physikers Dominic Wallimann geben Detailhinweise zu den teils utopischen, teils realistischen Kuriositäten des Kosmos und vermitteln dieserart auf launige Weise Faktenwissen über das Weltall.
Mit Ill. v. Ben Newman.
NordSüd 2014.
72 S.
Ulf K.: Juri der Weltraumpilot
Juri, ein rothaariger kleiner Junge ist der beste Weltraumpilot im ganzen Universum und düst in seinem Raumschiff an Sternen, Sonnen und Planeten vorbei. Er hat dabei natürlich kein Problem, den hinterhältigen Kosmoschlangen zu entkommen – doch als ein Asteroiden-Sturm ausgerechnet den Super-Wupp-Antrieb seines Raumschiffs zerstört und eine Notlandung auf dem Planeten Zyklonien nötig ist, sind seine Problemlösungs-kompetenzen gefragt. Mit seinem unverkennbaren Comic-Stil, hellen Farben und starken Kontrasten inszeniert Ulf K. ein Weltraum-Abenteuer, das schon sehr jungen Leser*innen Spaß machen wird. Die flächig und reduzierten Doppelseiten setzen in ihrer Akzentuierung auf die Aktionen und Handlungen des kindlichen Protagonisten und können auch ganz ohne Text gelesen werden. Und wenn am Ende schließlich ein Co-Pilot mit einem unerschöpflichen Zykolade-Vorrat gefunden ist, macht das Buch nicht nur Lust zum Wieder-Anschauen, sondern auch zum Nachspielen, Neu-Erzählen und -inszenieren.
Aladin 2015.
23 S.
Thomas Hrabal/Agnes Ofner: Team Wandelstern
Gleich am Vorsatzpapier dieses mit dem Nachwuchspreis „Lesel“ ausgezeichneten Bilderbuchs werden ambitioniert astrologische Feinheiten wie die Unterschiede zwischen Asteroiden, Meteoroiden und Kometen erklärt, um mit dem Einsetzen der Handlung einem leichtfüßigeren Erzählgestus zu weichen: Denn das Wesen der Wandelsterne wird hier anhand einer Familie erklärt, die sich für die Sonnensystem-Meisterschaften bereitmacht, zu dem sich alle Himmelkörper versammeln. Vater Jupiter trainiert die Familie und Mutter Venus umsorgt sie. Bei Disziplinen wie Kurzstrecken-Umlauf, Monde-Jonglieren oder Schnell-Rotieren rechnen sich die Planetenkinder inkl. Pflegekind Pluto gute Chancen aus. Humorig wird in Bild und Text die Geschichte des Sonnensystems auf eine etwas andere Art erzählt, wenngleich auch Sachinformationen über wichtigsten Begriffe und spannenden Informationen rund ums Sonnensystem eingearbeitet werden. Die Planeten werden dabei zu agierenden, ihrem kosmischen Vorbild entsprechenden Tieren, die den Sieg nach Hause holen wollen.
Tyrolia 2016.
26 S.
Shaun Tan: Geschichten aus der Vorstadt des Universums
Shaun Tan, seines Zeichens genialer australischer Illustrator wie Autor malaysischer Abstammung mit schier unendlichem Ausdrucksreichtum erzählt in 15 gänzlich unterschiedlichen Geschichten von den großen und kleinen Wundern des Lebens. Der Künstler lässt poetische Bilder entstehen und facettenreiche Geschöpfe auftreten. Wie etwa den Austauschschüler Eric, der nicht nur fremd ist, sondern wortwörtlich „alien" ... Eine Sammlung, die sprachlich wie formal besticht und Seite für Seite auf neue und überraschende Art und Weise mit Text- und Bildelementen jongliert. Stets sind die Geschichten an Peripherien angesiedelt, dort wo nicht das Eigentliche passiert und sich doch alles abspielt – insbesondere natürlich im Variantenreichtum der Illustrationen: Farbintensive Doppelseiten reihen sich an düstere Radierungen, Kurz- und Kürzestgeschichten an epische Textpassagen, die mitunter mehrere Seiten einnehmen können und surrealistische Bilder an skizzenhafte Sequenzen. Die Illustrationen doppeln sich dabei keineswegs, sondern sind pro Geschichte eine Besonderheit. Kurzum: ein künstlerisches Erlebnis!
Aus dem Engl. von Eike Schönfeld.
Carlsen 2008.
96 S.
Sally Gardner: Zerbrochener Mond
Ein Gedankenexperiment in Romanform, das Aspekte des historischen Erzählens mit Gestaltungsmitteln der Dystopie zusammenführt: Wir schreiben das Jahr 1956; der zweite Weltkrieg ist vorbei und ein totalitär geführtes Riesenreicht beherrscht den Großteil der Erden. Die Hörer*innen folgen Standish Treadwell, der Wörter liebt – auch wenn er sie mit seinen 15 Jahren weder lesen noch schreiben kann. Stimmlich nüchtern und mit ironischem Unterton folgt Andreas Steinhöfel dem Ich-Erzähler, der in einem straff organisierten Nachfolgestaat einer Partei lebt, in der zum Gruß zackig die rechte Hand gehoben wird. Das nunmehrige Mutterland führt die Mechanismen von Selektion und Verfolgung weiter und sucht die restliche Welt mit einer futuristisch anmutenden Großtat zu blenden. Mit allen Propagandamitteln, die zur Verfügungen stehen, bereitet man sich in dieser Welt auf eine glorreiche Landung auf dem Mond vor, die sich bald als reines Schmierentheater herausstellen soll. Gekonnt werden so historische und dystopische Aspekte miteinander verwoben.
Aus dem Engl. v. Ingo Herzke.
Hörbuch gelesen von Andreas Steinhöfel.
Silberfisch 2014.
Rolf Lappert: Pampa Blues
Zwei Männer sitzen nebeneinander. Fragt der eine den anderen: „Glaubst du eigentlich, dass dort oben irgendwo Leben ist?" Die prompte Antwort: „Ich glaube nicht einmal, dass hier unten Leben ist." Dieses Gefühl hat auch der 16-jährige Ben, der sein Leben eigentlich hasst tun in der idyllischen Langeweile des Kaffs Wingroden (ein Anagramm für Nirgendwo) am Rande der Zivilisation lebt und sich um seinen demenzkranken Großvater kümmert, während die Mutter durch die Jazzclubs Europas tourt und nur in Form von Anrufen ihrer Mutterrolle nachkommt. Als seinem Freund Maslow, der im Prinzip das Leben aller Wingrodener finanziert, langsam das Geld ausgeht, fasst dieser einen Plan, um wieder frischen Wind Leben nach Wingroden zu bringen: Die Außerirdischen sollen hierhergelockt werden – dies natürlich nicht in Wirklichkeit – sondern ihr Mythos soll die Tourist*innen bringen. Und tatsächlich kommt das Fremde: Und zwar in Gestalt einer jungen rastlosen Frau, die für Ben die lang ersehnte erste Liebe sein könnte …
Carl Hanser, 2012.
256 S.
Bruno Blume/Jacky Gleich: Gufidaun. Der Außerirdische kehrt zurück
Gufidauns Schaumschiff ist wieder gelandet! Nachdem Martin und Sara in „Gufidaun. Martin und der Außerirdische" mit dem verrückten Bewohner des Planeten Laion Freundschaft geschlossen haben, ist nun die Wiedersehensfreude groß. Diesmal ist er gekommen, um die Welt zu retten: Heranrasende, noch unerkannte Meteoriten bedrohen die gesamte Menschheit, so die Schreckensnachricht des Außerirdischen. ‘Aber womit willst du sie abwehren?‘ Gufidaun überlegt kurz: ‚Brauche Schaumraketen.‘
Jacky Gleichs Illustrationen geben den Figuren einmal mehr ihren einzigartig-ausdrucksstarken Charakter in diesem zweiten Teil, der auch für sich gelesen werden kann ihren. Mit dieser Erstlesegeschichte ist ihr, gemeinsam mit Bruno Blume, erneut ein sehr stimmiges Abenteuer gelungen – ein Weltraumabenteuer auf Erden. Am Ende finden sich die Kinder jedoch nicht auf der Erde selbst, sondern in Gufidauns Schaumschiff wieder. Ob wir uns auf eine dritte, galaktische Geschichte gefasst machen müssen? – Hoffentlich.
Tulipan 2012.
64 S.
Nadia Budde: Begegnungen auf Quittenquart
Den drei Bewohner*innen des Planeten Quittenquart ist langweilig und so machen sie sich auf Entdeckungsreise auf, um etwas Neues zu erleben. Und die unterschiedlichsten Gestalten, auf die sie im Zuge ihrer Reise treffen sind durchaus sehenswert: große, kleine, glupschäugige, gefährliche, stille ... Abstruse Gestalten, nicht ganz so gefährliche Kuschelmonster und mehräugige Wesen führen zu grotesken Szenen, die Nadia Budde farbenfroh und auf unkonventionell witzige Weise in Szene setzt. Auf den Bildern herrscht chaotisches Durcheinander – die jeweiligen Figuren nehmen den Raum völlig ein, die Bilder erzählen ihre eigenen Anekdoten, die nur von wenigen Zeilen Text ergänzt werden. Die Begegnungen sind nicht nur schräg, lustig, aufregend, sondern auch mal unheimlich, wenn das Trio plötzlich drei irdischen Astronaut*innen gegenübersteht. Doch sie wissen wer wen trifft hat’s gut und so wird aus zwei Trios schnell eine Reisegruppe, die noch so einiges zu erleben hat, wie der Buchrücken verrät.
Peter Hammer 2010.
32 S.
Jürg Schubiger/Aljoscha Blau: Das Kind im Mond
Mondstaub scheint sich über das gesamte Bilderbuch zu legen, sorgt für die geheimnisvoll-beruhigte Stimmung eines luftleeren Raums, in dem sich Sprache zu Geschichten formt. Jürg Schubiger geht ganz eigene erzählerische Wege, wenn er zum Mann im Mond führt, der zusammen mit der Frau im Mond und dem Kind im Mond lebt und zu denen sich im wiederholenden Duktus des Erzählens noch allerlei Getier im Mond gesellt. Während sprachlich von der Milchstraße gekostet wird, entwirft Aljoscha Blau Panoramabilder, die aus der Finsternis des Alls geboren scheinen und aus der Perspektive der Familie im Mond den Blick auf die Erde werfen. Ein Leben vor dem Leben könnte damit gemeint sein, denn der Junge verlässt die Familie, um auf die Erde zu reisen. Das marmorierte Gelb-Grau und eine historisierende, künstlerische Realisation der Figuren scheint ebenfalls auf jenes Davor zu verweisen, das zum Wesen jeder kindlichen Biografie gehört. "Weiß der Kuckuck," wie es diesem – und auch allen anderen Kindern – gelingt, seine eigenen Wege zu gehen, sprich die Eltern zu verlassen, sprich auf der Erde anzukommen.
Peter Hammer Verlag 2013.
24 S.
Marissa Meyer: Wie Sterne so golden
Der Titel verweist bereits auf das entsprechende Märchen: Cress (mit vollem Namen Crescent Moon) ist Rapunzel. Mit zehn Jahren wird sie in einen winzigen Satelliten gesteckt. Dort verbringt sie die Zeit damit, ihre Hacker-Fähigkeiten zu optimieren und komplizierte Zopfmuster in ihr langes Haar zu flechten. Marissa Mayer bedient sich in diesem dritten Band nicht nur der Brüder Grimm, sondern verweist auch auf Andersen oder „Star Wars“, als Captain Thorne auf der Bildfläche erscheint und Cress ihm, Scarlett, Wolf und Cinder (die Held*innen der ersten beiden Bücher) Dienste anbietet und gleichzeitig um Hilfe bittet. Thorne wird auch das Schicksal jenes Königsohns zugemutet, der Rapunzel aus ihrem Turm befreien will und dafür mit dem Sturz in die Dornen bezahlt, die ihm seine Augen ausstechen. Jene Wüstenei wird hier zur wortwörtlichen Wüste: Nach Frankreich wird nun nach Afrika gewechselt, wo Cinder auf ihrer Flucht erneut auf Dr. Erland trifft. Bis im Showdown die Hochzeit gecrasht wird und die illustre Rebellengruppe auf tragische Weise getrennt wird …
Aus dem Amerik. v. Astrid Becker.
Carlsen 2014.
576 S.
Roswell. Serie v.Jason Katims
Im kleinen Ort Roswell in New Mexiko (USA) soll 1947 ein UFO abgestürzt sein. Anlass für allerhand Science-Fiction-Szenarien in Film und Literatur. Das wohl schönste Resultat aus diesem mysteriösen Ereignis ist jedoch die us-amerikanische Serie "Roswell", die ohne große Action, dafür aber mit sehr viel Gefühl auskommt … Die extraterrestrischen (sehr gutaussehenden) Überlebenden des Absturzes leben seit dem unerkannt unter den Menschen. Der Plot setzt mit der Heilung eines tödlich verwundeten Mädchens durch einen der Aliens ein und damit auch mit der erstmaligen Ahnung der Menschen um die Wesen unter ihnen. Dabei konzentriert sich die Story über drei Staffeln hinweg mehrheitlich auf die "zwischenmenschlichen" oder besser "alienen" Beziehungen. Die jungen Darsteller*innen (unter ihnen Katherine Heigl) verkörpern ihre Rollen glaubhaft und schaffen andauernde Spannung. Bis zum finalen Höhepunkt darf in bester Serien-Manier also viel geliebt, gelitten und mitgefiebert werden.
61 Episoden (jeweils 42 Minuten) in 3 Staffeln.
USA 1999–2002.
Amie Kaufmann / Jay Kristoff: Illuminae.
Die Illuminae-Akten-01
Das Weltall, zu einem unbestimmten Zeitpunkt in der Zukunft: Wenn Kady gewusst hätte, dass ihr Planet Kerenza angegriffen und ein Großteil der Bevölkerung ausgelöscht wird, hätte sie vielleicht die Beziehung zu Ezra nicht beendet. Denn die beiden werden getrennt und entwickeln als Überlebende auf unterschiedlichen Raumschiffen unterschiedliche Überlebens-strategien. In der zunehmend prekären Situation als verfolgte Flüchtige im Weltall, denen man gezielt wichtige Informationen vorenthält, agieren sie als Hackerin und Kampfpilot. Die künstliche Intelligent AIDAN nimmt dabei eine handlungs-dominierende Rolle ein, die von den Protagonist*innen allerdings erst ergründet werden muss.
Der erste von drei Bänden bietet in Bild und Text ein grandioses Spiel mit Erzählformen vom Bericht der Figuren, über innere Monologe, Chatprotokolle und Personalakten bis hin zur erzählerischen Inszenierung von Computercodes. Die Strukturierung kommt dabei ohne jede Form von Kapitelüberschriften aus, sondern wird durch die unterschiedlichen Textformen gegliedert.
Aus dem Engl. v. Gerald Jung und Katharina Orgaß.
dtv 2017.
608 S.
Andrea de Santis / Steve Parker: Space Kids
„Ich bin das Weltall. Ich bin alles und überall“, stellt sich das Thema dieses Sachbilderbuches vor. Es beginnt eine einführende Reise in den Weltraum, ohne dabei jemals den Faden zur Erde und zur kindlichen Lebenswelt reißen zu lassen. Die verspielten Illustrationen von Andrea de Santis setzen die schlüssigen Erklärungen stets in den Kontext von kleinen Erdenbewohner*innen. Kinder werden so zum Beispiel beim Spielen mit einer Bollerwagenrakete gezeigt, während sich am Himmel darüber die Milchstraße und andere Galaxien auftun. Der britische Wissenschaftsautor Steve Parker erzählt kurz und prägnant von Sternen, Galaxien, dem Sonnensystem, Raumfahrt und Astronautenzahnpasta. Dabei enthält jede Doppelseite ein Thema, das sich in der ersten Person vorstellt. Der Fokus liegt dabei weniger auf der Vermittlung von, sondern lädt mehr zum Staunen über die Unendlichkeit des Universums und die Wunder, die es bietet, ein. Von den weltraumfaszinierten Kindern, die Ausgangspunkt der meisten Doppelseiten sind, wird der Bogen konsequenterweise zurück zur Erde gespannt.
Kleine Gestalten 2018.
40 S.
Torben Kuhlmann: Armstrong
Endlich wissen wir, was während der ersten Mondlandung wirklich passiert ist: Eine Maus mit dem Namen Armstrong ist – entgegen allen anderen – der Überzeugung, der Mond sei kein großer Käse. Und so macht sie sich trotz zahlreicher Widrigkeiten auf, um sich das nötige Wissen (in den Universitäten der Menschen) anzueignen und die nötige Motivation (in Museen) zu sammeln, um mit selbst erprobtem Equipment und nach vielen Rückschlägen tatsächlich auf den Mond zu fliegen – Ihren Namen bekommt sie schließlich von den Menschen, die wiederum ihre Miniaturaufzeichnungen zum Anlass nehmen, um selbst das waghalsige Unternehmen „Mondlandung" zu starten. Mit atemberaubenden sowie detailverliebten Illustrationen verbindet Torben Kuhlmann im Anschluss an Maulwurfstadt (2014) und Lindbergh die abenteuerliche Geschichte einer fliegenden Maus (2015) erneut Historie und Erfindungsgeist humorvoll mit den Funktionsweisen von wissenschaftlicher Innovation.
NordSüd 2016.
128 S.
Sara Trofa und Elsa Klever: Taxifahrt mit Victor
Im Mittelpunkt des Bilderbuchs steht Victor, der die literarisch noch unterrepräsentierte Zunft der Taxifahrer*innwn in die Herzen der Lesewütigen manövrieren könnte. Zu Beginn heißt es, dass er der netteste Taxifahrer überhaupt ist. Bildlich unterstützt wird diese Behauptung durch Victor selbst, der mit lässigem Grinsen, Sonnenbrille, 10-vor-2-Lenkradhandhaltung und mit ordentlich Feuer in den Triebwerken acht höchst zufrieden wirkende Passagiere gleichzeitig durch die zäh fließende Weltraum-Rush-Hour kutschiert. Als ihm aber langweilig wird, beginnt er Streiche zu spielen; Dieses Vorhaben wird in die Tat umgesetzt und resultiert in einer amüsanten Bilderbucherzählung. Denn obwohl das Thema Weltraum samt schnittigen Taxiboliden eine hyperrealistische und chromig-glänzende Bildästhetik erwarten lässt, bleibt Elsa Klever ihrer Illustrationskunst treu und setzt auf matte Farben, harte Kanten und starke Kontraste, die das Weltall als abstrakte Fantasiewelt und schrullige Figuren zeigen, während der Text unerwarteten Pointen ordentlich Komik aufbaut.
Tulipan 2018.
40 S.