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Thema: Versromane

Elisabeth Steinkellner: Esther und Salomon

Einmal mehr zeigt Elisabeth Steinkeller ihr vielseitiges literarisches Talent. Der Text folgt zwei jugendlichen Figuren; mit einem Perspektivenbruch in der Mitte, aber zeitlich aufeinander aufbauend. Zum einen ist da Esther, die mit ihrer kleinen Schwester Flippa und den im Streit liegenden Eltern auf Urlaub ist. Dort trifft sie auf Salomon, der wiederum mit seiner Schwester am Strand ist, während seine Mutter in einem der Hotels arbeitet. Die kleinen Schwestern freunden sich an, wie auch Esther und Salomon, die ihre ganz persönliche Sommerzeit verbringen, von der am Ende wenig zu bleiben scheint: Wenn es jemanden gibt, / den man so sehr mag, / dass man denkt: / es zerreißt mich / wenn ich mich / trennen muss, / ist das dann Unglück / oder ... Während Esthers Erzählteil Polaroids an die Seite gestellt werden, die die Spanne dieses einen Sommers umfassen und diesen weiter und die Leerstellen (aus)erzählen, setzt Salomons Stimme ab der zweiten Hälfte des Textes mit assoziativen Bildern von Michael Roher ein. In stimmiger lyrischer Prosa treffen so Sommerliebe auf Fluchtgeschichte, und auf die Sehnsucht nach einer anderen, weit entfernten Figur. Die Komposition aus Text und Bild lässt viel Raum fürs Weiterdenken, -lesen und -fühlen und verknüpft zwei sehr unterschiedliche jugendliche Charaktere in einer ganz besonderen Atmosphäre, in der am Ende ein leises Danke für die Nähe des/der Anderen steht.
Mit Bildern v. Michael Roher.
Tyrolia 2021.
336 S
.

Sarah Michaela Orlovský: Eine halbe Banane und die Ordnung der Welt

Schon der poetische Titel verweist auf die Formgebung dieses Textes, dem neben seiner lyrischen, in Zeilensprünge rhythmisierten Prosa auch ein Theatrales Moment innewohnt: In Form eines (inneren?) Monologs richtet sich eine namenlose kindliche Ich-Erzählerin an ein schwesterliches Du, das hinter der geschlossenen Zimmertür stumm bleibt. Klopf-Klopf / Barbara? / Hörst du mich? / Ich weiß, dass du nicht rauskommen willst. / Das kann ich gut verstehen. Barbara, die an Magersucht erkrankt ist, bleibt über den ganzen Roman hinweg eine Leerstelle, eine Lücke. Sprachlich verdichtet bringt die Sprecherin zum Ausdruck, wie sie aus Perspektive der kleinen Schwester mit der Situation zurechtkommt. Auf nur 60 Seiten ergründet Sarah Michaela Orlovský die Gefühle der jungen Ich-Erzählerin, ihre Versuche zu verstehen ebenso wie ihr Bemühen, eine Portion Glück in das Leben ihrer Schwestern zurückzubringen. Die Verse sind in dunkelblauer Schrift unter die weinroten Gedichttitel gesetzt. Ornamentale blassblaue und -rote Vollmondfragmente komplettieren die bedachte Gestaltung des schmalen Buches, dessen Ende offen bleibt. So ist das mit Lücken. / Sie sind nicht für immer. / Sie wachsen wieder zu. / Wenn man ihnen Zeit gibt. / […] Das wünsche ich dir auch.
Tyrolia 2021.
60 S.

 

Steven Herrick: Wir beide wussten, es war was passiert

Ich bin nicht stolz. / Ich bin sechzehn. / Und ich werde bald obdachlos sein. Seinem alkoholabhängigen, zu Gewaltausbrüchen neigenden Vater ausgesetzt, fasst Billy einen Entschluss. Er verlässt sein heruntergekommenes Zuhause und fährt auf einem leeren Güterzug ins Ungewisse. In der Stadt Bendarat findet er in einem verlassenen Waggon am Bahnhof eine warme, sichere Höhle. Sein „Nachbar“ Old Bill, ein erwachsener Mann, der ebenfalls schon seit vielen Jahren obdachlos ist, wird für ihn zu einem unverhofften Verbündeten. Unerwartete Zuneigung empfindet Billy zudem für die 17-jährigen Caitlin, die ihn regelmäßig in seinem Waggon besucht und sich mithilfe ihrer Arbeit als Reinigungskraft bei McDonalds von ihren steinreichen Eltern zu distanzieren versucht. In Versform lässt der australische Autor die drei überzeugend gezeichneten Figuren abwechselnd in chronologisch angeordneten Gedichten sprechen. In Ich-Form erzählen sie aus ihrer peripheren Lebenswelt von unscheinbaren alltäglichen Kämpfen und dem Versuch, sich trotz allem als normale Jugendliche zu fühlen. Der melancholische Ton der lyrischen Prosa will nicht schönreden, sondern stellt sich den Realitäten zwischen Arm und Reich auf subtil poetische Weise. Die behutsame Übersetzung aus der Feder von Uwe-Michael Gutzschhahn zeugt von dessen sprachlichem Feingefühl und von beider Erzählkunst.
Aus dem austral. Engl. v. Uwe-Michael Gutzschhahn.
Thienemann 2016.
205 S.

Steven Herrick: Ich weiß, heute Nacht werde ich träumen

Der Gedankenstrom, dem das 14-jährige Ich Harry in diesem Roman folgt, entspricht dem Fluss, der den in den 1960er-Jahren verorteten Text wortwörtlich durchfließt und sowohl die Topografie als auch die literarische Motivik der Ereignisse bestimmt – dem Originaltitel „By the River“ entsprechend. Die von Konflikten gezeichnete Kindheit, die von rauer Natur geprägte, aber weitgehend unspektakuläre Landschaft und die erbarmungslose Innensicht des Protagonisten erinnern zudem an eine Kunstform, die sich ebenfalls völlig der Melancholie verschrieben hat: Blues! Der schnell umbrechende Flattersatz schafft viel Weißraum und lädt ein, innezuhalten, bevor man sich wieder den intimen Gedanken des Protagonisten hingibt, der sowohl eine gute Freundin als auch die eigene Mutter an die unbändigen Fluten jenes Flusses verloren hat, an dem Harry mit seinem Vater und seinem jüngeren Bruder Keith lebt. Seinen mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis und dem Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis ausgezeichneten Roman verfasst der australische Autor in einzelnen Miniaturen: In lyrischer Prosa gehaltene Kapitel, die jeweils für sich lesbar sind und sich doch zu einem berührenden Gesamtbild zusammenfügen. Dass der literarisierte Blues unaufgeregt und emotional zugleich im inneren Ohr groovt, ist abermals Uwe-Michael Gutzschhahn zu verdanken, der dafür sorgt, dass Jugend zeitlos erfahrbar bleibt.
Aus dem austral. Engl. v. Uwe-Michael Gutzschhahn.
Thienemann 2018.
239 S.

Marit Kaldhol: Zweet

Nach einem Giftgasalarm flüchtet Lill-Miriam auf den Dachboden der Schule. Auf ihrem Laptop schreibt sie ihre Gedanken nieder, die inhaltlich von ihrer Faszination für Insekten und Bienen und formal von der materiellen Besonderheit ihres Schreibmediums bestimmt sind: Weil das „s“ der Tastatur kaputt ist, ersetzt Lill-Miriam dieses in ihren Notizen mit jenem „z“, das sich auch in den Titel dieses schmalen Büchleins geschlichen hat, in dem Marit Kaldhol mit poetischem und psychologischem Feingefühl von einem unauffindbaren, ausgegrenzten Mädchen erzählt: Drinnen, hinter der verschlossenen Tür fühlt sich Lill-Miriam sicher. Sicher vor den Miniaturschneemännern, die in weißen Schutzanzügen das Schulgelände durchschwärmen. Aber auch sicher vor ihren peinigenden Erinnerungen an das, was damals am Strand passiert ist. Diese Vorkommnisse beschäftigen draußen auch Susan: Liegt es an ihr und an dem, was sie getan hat, dass das Biest die Schule nicht rechtzeitig verlassen hat? Darüber grübelt auch der kubanisch-stämmige Ruben nach, der mit Lill-Miriam das Gefühl des Andersseins teilt und sich Sorgen um seine verschwundene Freundin macht. In lyrisch-poetischen Sinnzeileneinheiten formt die norwegische Autorin eine durchdachte und kunstvolle Erzählung, in der aus drei Perspektiven – jene des Opfers, der Täterin und des Freundes – rekonstruiert wird, was Lill-Miriam zunächst nicht aussprechen kann.
Aus dem Norw. v. Maike Dörries.
Mixtvision 2017.
203 S.


Elizabeth Acevedo: Poet X

In „Poet X“ erzählt die junge afrodominikanische Autorin und gefeierte Poetry-Slammerin von einem hispanischen Mädchen, dessen Familie aus der Dominikanischen Republik nach New York migriert ist: Weder mit der gottesfürchtigen Mutter noch mit dem verschwiegenen Vater kann sich Xiomara identifizieren. Sie ist kein braves Mädchen, das still in Blumenkleidchen lächelt. Sie ist Babyspeck, der sich in D-Körbchen und geschwungene Hüften verwuchs, sie ist dunkel und kurvig und wütend. Wütend über die männlichen wie weiblichen, erwachsenen wie gleichaltrigen, gesellschaftlichen wie familiären Zugriffe auf ihren weiblichen Körper. Diesen versucht sie hinter zu großen Klamotten zu verstecken. Ihre ungestüme, aufbegehrende Stimme weiß sie zunächst nur in jenen rhythmischen Verszeilen zu äußern, die sie in ihrem Notizheft niederschreibt – und die auch das vorliegende Buch speisen. Nur schrittweise wagt sie es, aus dieser Selbstzensur auszubrechen: zuerst alleine vor dem Spiegel und schließlich in einem Spoken Word Poetry Club. Für Xiomara birgt dieses Schreiben und Performen eine Widerstandsform, mithilfe derer sie zu ihrer Stimme und ihrem Körper (zurück-)finden und sich die Sprache ihrer Unterdrücker*innen aneignen und neu ausrichten kann. Dabei wird der Poetry Slam zu jenem „Boxring“, in dem sie Konflikte diskursiv aushandeln kann und nicht mehr verbergen muss, was ohnehin „unversteckbar“ ist.
Aus dem Amerikan. v. Leticia Wahl.
Rowohlt Rotfuchs 2019.
352 S.

Jason Reynolds: Long Way Down

Nachdem sein Bruder von Gangmitgliedern auf der Straße erschossen wurde, ist es an Will, eine Entscheidung zu treffen. Genau eine Minute hat er dafür Zeit – so lange, wie die Fahrt mit dem Fahrstuhl dauert. Der zeitlich radikal verdichtete Text, den der afroamerikanische Autor in Zeilen-, Wort- und Buchstabeneinheiten rhythmisiert, experimentiert dabei nicht nur mit Klang, Tempo, Form und Layout, sondern auch mit der Wahrnehmung von Zeit und Realität. In jedem Stock, den Will auf seiner Liftfahrt passiert, steigt eine Figur aus Wills familiären bzw. freundschaftlichen Umfeld zu ihm in den Fahrstuhl, die zu diesem Zeitpunkt eigentlich nicht mehr lebt. Sie alle wurden Opfer jener unausgesprochenen, scheinbar undurchbrechbaren Spirale, die einen Racheakt nach dem nächsten fordert. Im Angesicht dieser traumatischen Erfahrungen sieht sich Will im beengten und vernebelten Raum des Fahrstuhls (alle auftretenden Personen qualmen eine Zigarette nach der anderen) auf sich selbst und seine sich beinahe überschlagenden Gedanken zurückgeworfen. Überzeugend zeichnet Jason Reynolds das subjektive Bewusstsein eines von sozialen Institutionen im Stich gelassenen Opfers von Waffengewalt nach und erzählt auf eingängige Weise von jenen gesellschaftlichen Mechanismen, in deren Kreislauf Ganggewalt nicht nur reproduziert wird, sondern auch durchbrochen werden kann.
Aus dem Amerikan. v. Petra Bös.
dtv 2019.
320 S.

Kwame Alexander: The Crossover. Englische Lektüre für das 5. und 6. Lernjahr

Ein Autor, der die (eingeschriebenen) auditiven und visuellen Dimensionen lyrischer Prosa auf einzigartige Weise nutzt, ist der afroamerikanische Schriftsteller Kwame Alexander. Seine zahlreichen Versromane liegen zwar leider (noch?) nicht in deutschsprachiger Übersetzung vor, der Klett-Verlag hat jedoch in seiner Schullektüre-Reihe „English Editions“ das amerikanische Original des ersten Versromans von Kwame Alexander für junge Englisch-Lernende herausgegeben: „The Crossover“ erzählt aus der Ich-Perspektive des 12-jährigen Josh, der gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Jordan im Basketballteam der Highschool spielt. Als die intime Beziehung der Brüder ebenso wie ihr Familiengefüge zunehmend aus den Fugen gerät, sucht Josh in seiner Lieblingssportart Halt. Diese nimmt auch auf formaler Ebene eine besondere Rolle ein: Mittels lautmalerischer und grafischer Darstellungen wie dem Einsatz von Großbuchstaben, unterschiedlichen Schriftgrößen oder Wörtern mit spezifischen lautlichen Qualitäten sowie der Platzierung der Buchstaben auf der Buchseite ahmt der Text die Bewegungsabläufe und Körperlichkeiten der Figuren nach. Besonders beim Laut- aber auch beim Leise-Lesen entsteht so ein außergewöhnliches 2D-Sound-Bild der beschrieben Bewegungen.
Klett English Editions 2016.
253 S.


Sarah Crossan: Wer ist Edward Moon?

Ed war mein Bruder, aber auch so was wie mein Dad und mein bester Freund. Aus der Sicht des kleinen Bruders erzählt der 17-jährige Joe Moon in lyrisch-prosaischen Zeilensprüngen von seinem Verhältnis zu Ed, den er seit zehn Jahren nicht mehr gesehen hat. Des Mordes an einem Polizisten verdächtigt, wurde dieser zu der in Texas, USA, geltenden Höchststrafe verurteilt. Die letzten Wochen vor dem Hinrichtungstermin möchte Joe mit seinem großen Bruder verbringen und reist dafür in jene entlegene Stadt, in der sich dessen Gefängnis befindet. Die Frage der Schuld bleibt dabei jedoch ebenso eine Leerstelle wie die Perspektive des Verurteilten. Fokussiert wird stattdessen auf Joes Zurechtkommen mit der sowohl für Ed als auch für ihn zeitlich und räumlich prekären Situation des Wartens. Während sein Bruder in der Todeszelle sitzt, befindet sich Joe in einer fremden Umgebung, in der er auf sich alleine gestellt ist. Seine psychologischen Innensichten und be-/entstehende soziale Spannungen bringt Sarah Crossan in jener reduzierten, verdichteten Sprache zum Ausdruck, die auf der weißen Buchseite viel Raum lässt für die Gedanken der Leser*innen.
Aus dem Engl. v. Cordula Setsman.
Mixtvision 2020.
357 S.

Sarah Crossan: Eins

Man möchte meinen, dass es kein Thema gibt, das im Jugendbuch noch nicht behandelt wurde – bis man auf dieses Buch stößt: Die jugendliche Ich-Erzählerin Grace und ihre Schwester Tippi sind an der Hüfte abwärts zusammengewachsen und teilen einige Organe. Auch diesen Roman verfasst Sarah Crossan in freien Versen im Flattersatz, was dem Text eine enorme Dichte verleiht. Sie erzählt über die Situation der Familie, das ständige Angestarrt- und Bemitleidet-Werden, aber auch über die innige Beziehung der beiden Schwestern, deren Charakter durchaus verschieden sind. Während die empfindsame Grace eine Vorliebe für Gemüse hat, trinkt die vorlaute Tippi lieber Kaffee und raucht Zigaretten. Ihren Alltag haben sie gelernt, gemeinsam zu bewältigen ­– ob in der neuen Schule (die sie nunmehr besuchen, weil sich die Eltern den Heimunterricht nicht mehr leisten können), oder bei ihren Gesprächen mit der Psychotherapeutin (während denen der jeweils andere Zwilling Kopfhörer aufsetzt). Die riskante operative Trennung ist für beide trotz allem keine Option – bis die Verschlechterung ihres körperlichen Zustands sie unumgänglich macht … Das besondere Thema dieses Jugendromans wurde vom Verlag auch in besonderer Buchgestaltung umgesetzt: Erst der transparente Schutzumschlag und der bedruckte Umschlag ergeben eins: die Silhouette beider Schwestern.
Aus dem Engl. von Cordula Setsman.
Mixtvision 2016.
417 S.

Dante Medema: Diese eine Lüge

Delia fühlt sich in ihrer Familie nicht wirklich zu Hause, in der Lyrik hingegen umso mehr. Im Rahmen ihres Abschlussprojekts an der Schule, in dem sie sich mit ihrer genetischen und ethnischen Abstammung auseinandersetzen soll, macht sie einen Gentest und erfährt so, dass sie tatsächlich nicht die leibliche Tochter ihres Vaters ist. Ich habe sie erwartet, / die nächste / Hiobsbotschaft. / Aber jetzt, wo sie da ist, / möchte ich mir / die Ohren verstopfen. Im Laufe des Romans sucht Delia Kontakt zu ihrem biologischen Vater – und zu Kodiak, ihrem Kindheitsfreund und nunmehr Projektpartner, dem seit einem Fehltritt allgemein geächteten „Bad Boy“. Wie sehr ihr Umfeld unter ihren verzweifelten Recherchen leidet, begreift Delia beinahe zu spät ... Die US-amerikanische Autorin Dante Medema packt ihr Debüt über Identität, Loyalität und Leidenschaft in eine rasante Mischung aus reimlosen Versen, in denen Delia ihre Erfahrungen, Erkenntnisse und Emotionen zum Ausdruck bringt und reflektiert, und aus Chatnachrichten, die sich aus der Kommunikation zwischen Delia und ihren Freund*innen ebenso wie ihrer Familie speisen. Dabei wird deutlich, dass die Suche nach sich selbst und Zugehörigkeit nicht nur Wurzel-, sondern auch Blütenforschung bedeutet.
Aus dem Amerikan. v. Bettina Obrecht.
Thienemann 2020.
377 S.


Alison McGhee: Wie man eine Raumkapsel verlässt

Das Rezept von Dads perfektem Maisbrot rekonstruieren. Diese ungewöhnliche Obsession treibt den 16-jährigen Ich-Erzähler Will an, und natürlich ist von Anfang an klar, dass es dafür einen triftigen und tragischen Grund geben muss. Doch der bereits einige Jahre zurückliegende Suizid des Vaters ist nicht das einzige, womit er umgehen muss. Erzählt ist der Text in Abschnitten von jeweils nur einer halben Seite. Wie die US-amerikanische Autorin auf ihrer Homepage berichtet, unterlagen diese Miniaturen im englischen Original einem besonderen Kompositionsprinzip: „What I Leave Behind“ is a novel in almost-verse. I composed it in 100 chapters of 100 words exactly. Diese formal durchdachten Fragmente werden auf jeder Doppelseite von einer ebenso wohlüberlegten graphischen Komponente ergänzt: Zwischen die verknappten Textpassagen (auf der rechten Buchseite) ist jeweils eine chinesische Kalligraphie (auf der linken Seite) gesetzt, die wiederum eine Bedeutung im Roman hat. Das mag überladen klingen, ist es aber überraschenderweise gar nicht – dargestellt werden vielmehr Figuren, die in ihrem Bemühen, einander Halt beim Aushalten des eigentlich Unaushaltbaren zu geben, sehr rührend sind. Dazu gehört auch die Wahrheit über Dads Maisbrot …
Aus dem Engl. v. Birgitt Kollmann.
dtv 2021.
208 S.

Elisabeth Steinkellner / Michaela Weiss: Die Nacht, der Falter und ich

In freien Versen, Prosa-Miniaturen und filigranen Monotypien eröffnet dieses besondere Buch, bei dem es nicht um einen klassischen Versroman handelt, behutsam, nuanciert und vor allem sehr poetisch Einsichten in das Innenleben eines (oder mehrerer?) jugendlichen Ichs. Ungewöhnlich ist dabei, dass dieses Ich weitgehend unbestimmt bleibt. Dieser auch geschlechtsspezifischen Unbestimmtheit entspricht, dass die Texte nicht in eine durchgängige, lineare Geschichte eingebettet sind. Unter Titeln wie „Erdbeerkiwikarussell“, „Faltherz“ oder „Mondscheinsonate“ drücken die nur lose zusammenhängenden Zeilen aus der Feder Elisabeth Steinkellners elementare Gefühle wie Abschied und Aufbruch, Verlust und Glück, Sehnsucht und Hoffnung aus. Diesen stellt Michaela Weiss reduzierte Bilder gegenüber, die im Lektüreprozess Raum für jene Unbestimmtheit lassen. Im Dialog mit dem Text führen die Illustrationen die Ebenen von Imagination, Erlebtem und Wirklichkeit zueinander und entwickeln eine ganz eigene Bildsprache. Dieses Zusammenwirken von Bild und Text ebenso wie der Zusammenhang der einzelnen Textfragmente kann, muss aber nicht während der Lektüre von den Lesenden hergestellt werden. Die zurückgenommene und zugleich eindringliche Gestaltung ermöglicht dabei stets vielschichtige Resonanzen zwischen den Zeilen, Texten und Bildern.
Tyrolia 2016.
120 S.

 

 

 


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