Interview mit Jutta Treiber

Du hast sowohl für einzelne Deiner Bücher als auch als Autorin bereits zahlreiche Preise erhalten. Wie wichtig sind Dir Preise?
Preise sind mir wichtig, weil sie eine Anerkennung meiner Arbeit sind. Das Schreiben ist eine sehr einsame Tätigkeit, ich arbeite monatelang – und länger – an einem Buch, ohne jedwede Rückmeldung, und dann ist das Buch irgendwann fertig und schließlich bekomme ich Rückmeldungen vom Verlag und von den LeserInnen. Darüber freue ich mich – meistens :-) - , aber dann plagen mich noch immer Zweifel an der Qualität des Textes. Wenn ich einen Preis bekomme, ist das doch eine Art "offizielle" Bestätigung der Qualität.
Du wirst mit der Verleihung des Österreichischen Würdigungspreises für Kinder- und Jugendliteratur in die Tradition großer österreichischer Autorinnen – beginnend mit Mira Lobe – gestellt. Wie wichtig ist Dir diese Tradition? Empfindest Du Dich als Teil von ihr?
Ich fühle mich durch diesen Preis sehr geehrt. Die früheren PreisträgerInnen sind meine großen Vorbilder, und ich hätte mir, als ich zu schreiben begonnen habe, nie gedacht, dass ich einmal ein Teil dieser Tradition werden könnte. Ich bin sehr dankbar dafür.
Gewürdigt wird Dein Gesamtwerk. Gibt es in diesem Gesamtwerk ein Buch, das Dir ganz speziell am Herzen liegt?
Ich empfinde meine Bücher wie Kinder. Da gibt es kleine lustige Kinder, kleine traurige, größere witzige und ziemlich große ernste, kurze und längere satirische, komplexe erwachsene, musikalische, rhythmische, prosaische ... Da ein Lieblingskind herauszustellen, fällt mir schwer.
Durch die spezielle und nicht wirklich erfreuliche Verlagssituation in Österreich sind viele Deiner Kinder- und Jugendbücher auf dem Markt gar nicht mehr verfügbar? Was heißt das für eine Autorin (gerade zu einem Zeitpunkt, da doch das Gesamtwerk gewürdigt wird)?
Am Anfang konnte ich mit der Tatsache, dass eines meiner Bücher vom Markt verschwindet, ganz schlecht umgehen. Als 1988 "Popcorn zum Frühstück" bei Jugend & Volk erschien, war ich so naiv zu glauben, dass nun alle meine folgenden Bücher bei ebendiesem Verlag in derselben Aufmachung erscheinen würden, eine schöne Sammlung von gleichformatigen Bänden, die man in eine Reihe stellen könnte – und das würde so sein bis ans Ende meiner Tage ... Als dann die ersten Bücher vom Markt verschwanden und als es wenig später den Verlag Jugend & Volk nicht mehr gab, war das furchtbar für mich.
Mittlerweile habe ich mich an dieses "Stirb und Werde" - oder eher "Werde und Stirb" – oder auch "Werde und Stirb und Werde" (denn manchmal werden vergriffene Bücher ja wieder neu aufgelegt) gewöhnt.
Und es ist ja nicht so, dass Bücher ganz verloren gehen, wenn sie nicht mehr am Markt sind. Die Bücher sind im Privatbesitz und können weiterhin gelesen werden, es gibt sie in öffentlichen Büchereien und Schulbüchereien, es gibt sie bei e-bay. Ich selbst besitze noch Ausgaben von Erich Kästner Büchern aus dem Jahr 1949, sie sind genau so alt wie ich (und schauen ebenso ramponiert aus :-)), aber das Innenleben ist noch gut erhalten (Wie sagte Mida Huber: Man wird nur auswendig alt!), meine Kinder haben sie noch gelesen, und vielleicht werden auch meine Enkelkinder sie noch lesen.
Du verlegst insbesondere Deine Erwachsenenliteratur in einem burgenländischen Kleinverlag, in der "edition lex liszt 12". Liegt das an der Wichtigkeit der Förderung regionaler Kulturinitiativen?
Die Förderungen (regional und überregional) sind ja nicht so großartig. Dabei wären sie so wichtig, damit diese kleinen, meist sehr engagierten Verlage überleben können.
Aber der regionale Aspekt ist nicht von der Hand zu weisen. Ich empfinde es sehr angenehm, einen Verlag ganz in der Nähe zu haben. Und ich weiß, dass ich dort willkommen bin. Als ich den Roman "Die Zeit und Hannah" schrieb, gab es eine ausgezeichnete Lektorin im Verlag, die mich sehr ermutigte, mir meine Zweifel nahm und mir immer das Gefühl gab, dass meine Arbeit gut und wertvoll sei. Was ich noch sehr schätze: ich kann in diesem Verlag auch an der Herstellung des Buches mitwirken, zum Beispiel bei der Covergestaltung.
Diesen Kulturinitiativen fügst Du im Sommer eine weitere hinzu und organisierst ein "kleines feines literarisches Sommerfestival abseits des Mainstreams" unter dem Titel "Sommer erlesen". Was wird im Rahmen dieses Sommerfestivals stattfinden?
Das wird eine Serie von neun Lesungen (für Erwachsene) sein, die ich jeden Mittwoch im Juli und August halten werde, und zwar in unserem eigenen Kino in Oberpullendorf. Es ist die erste Lesereihe, die ich veranstalte, eine Art literarischer sommerlicher "jour fixe", und jedes Mal wird es ein bestimmtes Thema geben, zu dem ich passende Texte aus meinen Büchern auswähle und zusammenstelle. Bei Schönwetter finden die Lesungen im Garten des Kinos statt, bei Schlechtwetter im kleinen Kinosaal. Und ich muss sagen, die Reaktionen auf die Ankündigung meines kleinen Festivals waren bisher sehr positiv.
Du gehörst zu den AutorInnen außerordentlich beliebt sind. Suchst Du gerne den persönlichen Kontakt mit den LeserInnen?
Ich suche ihn nicht, man findet mich ... :-) Nein, Scherz beiseite: Lesungen zu halten macht mir wirklich große Freude. Allerdings hätte ich lieber mehr Ausgewogenheit zwischen Lesungen für Kinder und Jugendliche und Lesungen für Erwachsene.
Aber insgesamt ist Lesungen halten eine spannende Herausforderung. Am wunderbarsten ist der Moment, wo du weißt: Jetzt hast du sie!!!!