Aus d. Span. v. Ilse Layer.
Gabriel 2025.
144 S.

Ellen Duthie, Anna Juan Cantavella und Andrea Antinori: Hallo Tod, ich hab da mal 'ne Frage

[D]er Tod ist ein seltsames Thema. Er macht neugierig, jagt aber auch Angst ein. Wie wenn man einen Horrorfilm sieht und sich die Augen zuhält. Aber dann kann man nicht anders, als gleich wieder hinzusehen, bevor man sie sofort wieder bedeckt. (S. 10)

Der Tod ist in der Kinder- und Jugendliteratur omnipräsent und findet sich auch immer wieder in den Religiösen Büchern des Monats wieder. Zumeist sind das erzählende Texte. Zu diesen gesellt sich dieses Frühjahr ein Sachbuch, das dem Tod auf Augenhöhe begegnet. Dazu haben die Autorinnen eine Reihe von Workshops entwickelt, in denen sich Kinder mit der Frage nach dem Tod und Fragen an den Tod beschäftigen. Die Ergebnisse dieser Workshops sind auf dem Vor- und Nachsatzpapier zu finden. Aus einer Fülle an Fragen haben sie dann für dieses Buch 38 von Kindern unterschiedlicher Nationalität ausgewählt, die exemplarisch dafür stehen, wie velfältig die Beschäftigung mit dem Lebensende sein kann.

Werde ich sterben? ist die erste Frage, die nach der Einleitung von einem Mädchen namens Clàudia gestellt wird und schnell wird summiert, dass das eine der wenigen Fragen in diesem Buch ist, die tatsächlich beantwortet werden können: Ja – wir alle müssen irgendwann sterben. Deutlich komplexer geht es weiter und man stellt sich die Frage, wie die Haut nach dem Tod verschwindet, was nach diesem ominösen Tod eigentlich kommt oder warum Haustiere eingeschläfert werden, Menschen aber nicht. Gekonnt, einfühlsam und stets das fragende Kind/den fragenden Jugendlichen ernstnehmend werden Antworten verfasst, oder – so müsste man vielleicht sagen – versucht, diese nachvollziehbar zu machen.

Die Antworten muten wie Briefe an, in denen das fragende Kind mit Liebe*r …  begrüßt wird. In einer konsequenten Du-Ansprache setzen die Autorinnen die Lebenswelt der Kinder mit den Fragen nach dem Tod in Beziehung, führen Beispiele an und stellen ihrerseits (Rück-)Fragen an das Kind, die zum Weiterdenken anregen. Dieserart werden unterschiedliche Dimensionen aufgemacht, naturwissenschaftliche Vorgänge nach dem Tod ebenso aufgegriffen wie ethische Fragestellungen nach Sterbehilfe und transzendente Auseinandersetzungen ermöglicht, ohne dabei den Aspekt des Trauerns außer Acht zu lassen. In Text und Bild ergibt sich so ein facettenreiches Kaleidoskop, das den Tod als steten Begleiter im Leben ins Zentrum rückt.

Illustratorisch wird die durchaus ernste Thematik von teils schwarzhumorigen, teils sehr ernsten Bildern des vielbepreisten Künstlers Andrea Antonir begleitet. Sie erzählen den Text nicht unbedingt weiter, lockern immer wieder auf und drehen die Perspektive auch ein Stück weit um: Denn immer wieder greift im Bild der Tod selbst zum Stift, um die Frage der Kinder (sozusagen aus erster Hand…) zu beantworten.

Dabei verfolgt das Buch keinen belehrenden Zweck, sondern hat vielmehr die Intention für den Tod zu sensibilisieren und darüber zu sprechen, was im Leben allzuoft ausgeklammert wird.

Ob als gesamtes Buch oder als Einzelfrage zum Philosophieren oder Theologisieren mit Kindern und Jugendlichen – dieses Sachbuch gibt zwar keine definitiven Antworten, hilft aber dabei, um über das Unaussprechliche, das uns alle früher oder später betrifft, ins Gespräch zu kommen.

Alexandra Hofer

 

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