Religiöses Buch im Sommer 2024
Moritz 2024.
64 S.
Leslie Niemöller und Liliane Oser: Die Gurkentruppe
Das Glück ist ein Vogerl, heißt es oft. In diesem Erstlesebuch ist das Glück vielmehr eine Gurke, beziehungsweise eine Gurkentruppe. Als diese wird nämlich die Freundesgruppe bezeichnet, die sich über den Text hinweg formiert.
Aber alles der Reihe nach: Hans, das Schwein, lebt alleine in einem geerbten Haus, wo er weder einen Fernseher noch andere Zeitzerstreuer hat und sich daher zunehmend einsam fühlt. Nur gut, dass Ben, der ängstliche Bär, eine Bleibe sucht, ebenso wie der mit einem ausgeprägten Sinn für Ordnung ausgestattete Hase Toto. Hinzu kommt das vom Heimweh geplagte, leicht depressive Zebra Tayo und der bewegungsambitionierte Biber Nick. Ein tierisches Quintett, das unterschiedlicher nicht sein könnte, findet so zu einer bunten Wohngemeinschaft zusammen, die sich erst aneinander gewöhnen muss. Und das mit jeder Menge Sinn für Humor und Situationskomik.
Leslie Niemöller entwirft in ihrem Debüt eine liebenswürdige Hausgemeinschaft, in der unterschiedliche Charaktere aufeinandertreffen. Bildlich wird das alles von Liliane Oser in Szene gesetzt, die schon des Öfteren für die Bebilderung der etablierten und am Buchmarkt durch ihre Qualität herausragenden Moritz Erstlesebücher verantwortlich zeichnet. Einmal mehr gelingt es ihr, die Einzigartigkeit der Figuren zu Papier zu bringen und dadurch das erste Selberlesen ebenso attraktiv wie ansprechend auf der Bildebene zu begleiten.
Was auf den ersten Blick wie eine leichte Freundschaftsgeschichte daherkommt, verhandelt aber auf den zweiten Blick auch durchaus tiefgründig wesentliche gesellschaftliche Themen und Fragen nach dem guten (Zusammen)Leben. Es ist ein Plädoyer für die Individualität jedes Einzelnen und ist ganz der Botschaft verschrieben, in Gottes Garten leben viele Arten von Menschen. Dabei arbeitet die Autorin diverse psychische Verfasstheiten ein, wenn Tayo etwa nicht aufstehen kann, weil ich keinen Antrieb habe oder es dem Biber Nick nicht möglich ist, auch nur eine Sekunde still zu sitzen. Dabei werden keine Schubladisierungen oder gar Diagnosen formuliert, aber dennoch gezeigt, welche Herausforderungen mit solchen Verfasstheiten einhergehen, für die selbst Betroffenen wie für ihr Umfeld. All das schwingt im Subtext mit, wenn davon erzählt wird, dass es gemeinsam weniger einsam ist und die zwischenmenschliche (oder hier vielmehr zwischentierische) Interaktion maßgeblich zum Gelingen eines glücklichen Lebens beitragen kann. Dieserart wird auch die philosophische Dimension des Buches greifbar, wenn die fünf Freund*innen in all ihrer Einzigartigkeit und nach einem ausgiebigen Winterschlaf über Träume, das Leben und die Frage nach dem Glück philosophieren:
»Wenn wir alle zusammen sind, das ist Glück. Freunde, das ist Glück.«
»Dann sind wir selbst das Glück?«, fragte Ben ganz aufgeregt.
»So ist es«, sagte Hans und lachte.
Alexandra Hofer
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