mixtvision 2024.
224 S.

Volker Surmann: Leon Hertz und die Sache mit der Traurigkeit

Manchmal hab ich das Gefühl, das Kreuz will
mir was sagen, und ich weiß nur nicht was. Vielleicht hat’s auch
gar keine Antwort für mich, sondern stellt nur eine Frage.

Das Kreuz ist ein Unfallkreuz in Berlin. Leon hat es entdeckt und es beschäftigt ihn, weil der Radfahrer, für den es aufgestellt wurde, an seinem Geburtstag verunglückte.

Selten gelingt es einem Jugendbuch, das Thema Tod und Trauer so unverstellt und gleichzeitig witzig aufzubereiten, wie es in Volker Surmanns Jugendbuchdebut über Leon und sein Unfallkreuz der Fall ist. Und noch viel zu selten gibt es Jugendbücher, die eine Freundschaft zwischen zwei Buben so zärtlich arrangieren, wie es hier gemacht wurde.

Der dreizehndreivierteljährige Leon lebt bei seiner alleinerziehenden Mutter und leidet an juveniler Depression, Stimmungstiefs, die immer dann anklopfen, wenn er sie gar nicht brauchen kann. In Ethik vermasselt er deswegen auch das Referat über das besagte Unfallkreuz und muss es nun noch einmal neu vorbereiten. Ausgerechnet Rouven, der queere Emo aus seiner Klasse, bietet ihm dabei seine Hilfe an. Gemeinsam wollen sie herausfinden, was es mit dem Unfalltod des Radfahrers, der vor einigen Jahren beim Kreuz von einem LKW erfasst wurde, auf sich hat. Wer stellt da noch regelmäßig Blumen auf? Und warum wollen Leute überhaupt so öffentlich trauern?
Surmann lässt Leon im Zuge der Suche unterschiedlichen Personen begegnen, die sich allesamt in Berlin tummeln und viel zu selten in Kontakt miteinander kommen. Dabei stellen sich ganz von selbst Fragen ein, die zum einen ganz direkte religiöse Dimensionen haben, aber darüber hinaus auch die aufgeklärte Gesellschaft beschäftigen. Wie wollen wir erinnert werden? Wie miteinander auskommen, auch wenn wir ganz verschieden sind? Und wie Toleranz leben?

Zum Schluss dreht sich die Geschichte und nun ist es Rouven, der wegen Mobbing Leons Hilfe braucht. Mit der Episode wächst der schüchterne Bub über sich hinaus und kann nun endlich für seine Meinung vor den Mitschüler*innen einstehen. Und auch über sich selbst weiß Leon nun besser Bescheid.
Auf meinem Grab soll niemand mit ’nem Rasenmähtrecker drauf rumkurven, meint Leon, nachdem er seine Recherche abgeschlossen hat. Und Rouven, sein neuer bester Freund, wird es sich merken, für den Fall dass es mal soweit ist …

Jana Sommeregger

 

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