Tyrolia 2021.
€ 16, 95.

Christine Hubka und Ai Ofner: Und doch sind alle Äpfel rund … Was Judentum, Christentum und Islam gemeinsam haben.

Die abrahamitischen Religionen wurden in den vergangenen Jahren vielfach literarisch bearbeitet und thematisiert: Dazu gesellt sich nun ein Sachbilderbuch von Christine Hubka und Agi Ofner, in dem der Fokus vor allem auf den Berührungspunkten dieser drei Religionen liegt.

Interreligiösität ist nicht nur ein Charakteristikum unserer Gesellschaft, sondern sie lässt sich auch innerhalb mancher Familien finden. Zum Beispiel Jojos fiktive Familie, die auf einer realen Vorlage beruht. Wie so eine religions- und konfessionsübergreifende Zusammensetzung aussehen kann, zeigt sich bereits auf der ersten Doppelseite: Auf dieser blicken die Lesenden in ein Wohnzimmer, in dem gegessen, gelacht und gespielt wird. Neben Jojo, aus dessen Perspektive die erzählenden Passagen geschildert werden, sitzt dort seine Familie, die mit wenigen Worten inklusive ihres Glaubens vorgestellt wird: Unsere Haare sind ganz verschieden. Die Hautfarbe auch. Und wir alle gehören unterschiedlichen Religionen an. Verschiedene Religionen und Konfessionen finden hier Platz und müssen nicht näher beschrieben werden – dabei wird auch der Kirchenaustritt als eine religiöse Selbstbestimmung angesprochen. Mit von der Partie ist immer auch Kater Abraxas, der gemeinsam mit Jojo die unterschiedlichen Religionen ergründet und versucht, diese zu verstehen.

Jede Doppelseite wird einem bestimmten Thema gewidmet, das entweder für sich allein oder in chronologischer Reihenfolge gelesen werden kann. Der Seitenaufbau ist dabei immer gleich gestaltet: Eine erzählende Passage umreißt den Themenpunkt, der auf der jeweiligen Seite von Bedeutung ist. Darin wird bereits eine religiöse Komponente mit einer spezifischen Religion in Beziehung gesetzt, wenn etwa Jojo mit seiner evangelischen Oma in die Kirche oder seinem jüdischen Opa in die Synagoge geht. Davon losgelöst werden in kurzen Sachtextabsätzen die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Religionen herausgearbeitet und durch kompakte, aber leicht zugängliche Texte allerhand Wissenswertes über die abrahamitischen Religionen und deren größten Konfessionen vermittelt.

Aber nicht nur Gotteshäuser, heilige Schriften und Betgewohnheiten finden hier Einzug, sondern auch die unterschiedlichen religiösen Hilfsorganisationen (Caritas, Diakonie, Ohel Rahel oder Karima), Speisegewohnheiten und -regeln oder die Wichtigkeit von Wasser in seinen unterschiedlichen religiösen Funktionen.

So entsteht ein Kaleidoskop an religiösen und spirituellen Themen, die wunderbar aufzeigen, wie Interreligiösität gelebt werden kann. Und so subsummiert Jojo am Ende:
In unserem Garten stehen drei Apfelbäume. Mit den verschiedenen Sorten kenne ich mich schon gut aus. […] Irgendwie schmeckt jede Sorte auf ihre Weise gut.
Mit den Äpfeln geht es mir wie mit den verschiedenen Religionen. Ich kann mich nicht entscheiden, welcher mein Lieblingsapfel ist.

Alexandra Hofer

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