Religiöses Buch im Februar 2021
Tyrolia 2020.
€ 16,95.
Lena Raubaum und Clara Frühwirth: Es gibt eine Zeit ...
Es gibt eine Zeit …
eine Zeit zum Weinen / und eine Zeit zum Lachen,
eine Zeit für die Klage / und eine Zeit für den Tanz;
eine Zeit zum Steinewerfen / und eine Zeit zum Steinesammeln,
eine Zeit zum Umarmen / und eine Zeit, die Umarmung zu lösen (Koh 3, 4-5)
Diese bekannten, gerne bei ganz unterschiedlichen Anlässen rezitierten Zeilen aus dem Alten Testament berichten über das Werden und das Vergehen; über verschiedene Empfindungen zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Eine gewaltige Bildsprache, die Lena Raubaum in ihrem Bilderbuchtext in einen zeitlosen kindlichen Erfahrungshorizont überträgt und weiterdenkt.
Gemäß dem biblischen Vorbild werden Gegensatzpaare in sprachspielerischer Weise nebenaneinander gestellt und damit zueinander in Beziehung gesetzt. Es gibt eine Zeit für viele Stimmen und eine, da bin ich für mich …
So wird viel Raum eröffnet: für Stimmungen und Empfindungen in ihrer Gegensätzlichkeit und Gleichzeitigkeit. Die konkrete Trennung zwischen vermeintlich gegensätzlichen Gefühlsregungen wird auf der Text- und Bildebene aufgebrochen, denn Es gibt eine Zeit für ein mutiges Herz und eine, da fürchtet es sich … sind nicht zwingend nur voneinander getrennt zu betrachten.
Für alles unter dem Himmel, gibt es eine bestimmte Zeit …: Und dieses alles wird in seiner Vielfältigkeit mit kreativen Wortschöpfungen wie Chaosgewimmel und Hautgewand von Lena Raubaum neu gedacht, ohne dabei auf die biblische Referenz zu vergessen, und bietet so Zeit fürs Besinnen sowie Innehalten.
Die Grazer Illustratorin Clara Frühwirth schafft zu den kurzen Zeilen assoziative Illustrationen, die einem Kaleidoskop gleich unterschiedliches Tun von einem oder mehreren Kindern in Szene setzen, die scheinbar nichts miteinander gemein haben. Erst auf den zweiten Blick könnte man die Gemeinsamkeit erkennen: Kinder haben unterschiedliche Gefühle, haben zu verschiedenen Zeitpunkten Mut oder Angst und vielleicht auch mal beides gleichzeitig.
Als wiederkehrendes Element und Symbol der Zeit integriert die Illustratorin den Querschnitt eines Baumes, den sie gemeinsam mit Miniaturen, Figuren und Requisiten auf den Doppelseiten arrangiert. Alltagsgegenstände finden in surrealer Logik zu einander; darunter findet sich immer auch eine rote Glasmurmel sowie ein Murmeltier, die beide schlicht als Murmel bezeichnet werden können und so einmal mehr die Mehrdeutigkeit des Textes hervorstreichen. Die scheinbar bunt zusammengewürfelten Bilder bieten Zeit zum Verweilen und Zeit zum um-, vor- und zurückblättern und die assoziativen Gedankenanstöße weiterzudenken, denn Es gibt eine Zeit für suchende Augen und eine, da taucht etwas auf.
Lesen und Staunen ist schon sehr fein, in einem gemeinsamen Projekt haben Lena Raubaum und Clara Frühwirth diesem Bilderbuch aber auch eine musikalische Version verliehen: inklusive Ukulele und Cello.
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Und: Lena Raubaum hat an einem sehr besonderen Ort, dem Wiener Uhrenmuseum, ihr Buch vorgelesen.
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Alexandra Hofer
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