Zoran Drvenkar/Jutta Bauer: Weißt du noch. München: Hanser 2017.

„Weißt du noch, als wir losgelaufen sind und die Straße nicht mehr enden wollte? Ein Hügel nach dem anderen kam auf uns zu, und wir dachten, wir wären verloren.“ Ein Bub und ein Mädchen verbringen ihren Tag draußen in der Natur und erkunden die Umgebung. Was nach Alltag klingt, wird bereits auf der nächsten Doppelseite zu einem fantastischen Abenteuer. Die beiden Kinder, die staunend und mit offenen Augen durch die Welt laufen, stoßen auf eine Menge seltsamer Wesen und Tiere, wie einen fahrradfahrenden Zwerg, kartenspielende Ziegen und blökende Kühe. Kindheit an sich ist nun mal ein einziges großes Abenteuer – alles ist neu und aufregend, und mit ein bisschen Fantasie ist auch alles möglich. Man muss nur kurz den Mond beiseiteschieben, dann kann man sehen, dass die Wassertropfen auf der Wiese kleine Diamanten sind. Wer offen ist für die Magie des Alltags und einfach mal die Regentropfen kostet, der weiß, dass sie nach Limonade, Pfefferminze und Tränen schmecken. Aber nicht alles in der Kindheit ist immer schön und lustig. So treffen die beiden Reisenden auch auf einen sterbenden Fuchs, der dringend noch sein Testament abschicken muss. Zoran Drvenkar und Jutta Bauer erzählen in ihrem außergewöhnlichen Bilderbuch nicht nur von den wunderbaren Momenten der Kindheit, sondern auch von den emotional prägenden. Sowohl Text und Bild vermögen es, durch die fantastischen Geschehnisse, die Eindrücke und Empfindungen der beiden Kinder festzuhalten und etablieren eine Wahrheit hinter dem empirisch Sichtbaren. 
Eine weitere Handlungsebene, nämlich die der Redesituation, wird nur durch Jutta Bauers schlichte, aber bezaubernde Illustrationen etabliert. So finden sich auf den meisten Textseiten kleine schwarzweißgehaltene Zeichnungen, die die beiden Kinder als älteres Ehepaar in vergleichbaren Situationen zeigt.  Gemeinsam erinnern sie sich an die Wunder der Kindheit zurück und zeigen damit, wie wichtig es ist, Abenteuer zu erleben – oder zumindest seinen Alltag als Abenteuer zu zelebrieren. Denn was am Ende bleibt, ist die Erinnerung. Und „wer Angst hat vor Abenteuern, der kann gleich zuhause bleiben.“ 

Alexander Pommer

>>> hier geht es zu den Religiösen Bücher 2017