Religiöses Buch im April 2017
Mirjam Zels: Fast wie Freunde. Mannheim: Kunstanstifter 2017.
Es gibt Dinge im Leben, mit denen man sich lieber nicht beschäftigen möchte. Probleme oder Ängste sind Faktoren, die einen Menschen maßgeblich beeinflussen und doch wird oft weggeschaut, um sich mit diesen unangenehmen Dingen nicht auseinandersetzen zu müssen. Anders verhält sich die Protagonistin Sophie in Mirjam Zels Bilderbuch „Fast wie Freunde“.
Sophie lebt in einer kleinen Stadt, in der eigentlich alles in Ordnung ist. Die Bewohner*innen grüßen einander, wenn sie sich auf der Straße sehen, gießen ihre Blumen, gehen einkaufen und die Kinder schwimmen im Teich, klettern auf Bäumen und fahren mit dem Rad durch die Gegend. Die Einwohner*innen der kleinen Stadt haben eigentlich alles, was man zum Leben braucht. Und dann hatten sie da noch etwas anderes. Man konnte es sogar sehen. Aber die Leute schauten lieber nicht so genau hin.
Sophie fällt alles sehr schwer: das Schwimmen, das Radfahren und das Herumklettern auf Bäumen. Niemand kann ihr helfen. Doch eines Tages kommt die Erkenntnis, dass es ihre Angst ist, die sie in ihrem Leben so sehr einschränkt und sie so schwermütig macht. Darauf macht sie sich mit ihr vertraut und lernt sie fast wie einen Freund kennen. Diesen Freund braucht man nicht immer, aber manchmal ist es doch gut, dass er einen begleitet, wenn man ganz dringend seine Hilfe benötigt.
Mirjam Zels erzählt von einem Mädchen, dass das schafft, von dem viele Erwachsene nur träumen können, ein oft verdrängtes Gefühl in ihr Leben zu integrieren. „Fast wie Freunde“ arbeitet mit einfach wirkenden, aber unglaublich kraftvollen Bildern, die das „Problem“ der Stadt erst auf den zweiten Blick erkennen lassen. Die Autorin gibt der Angst die Gestalt von kleinen schwarzen Männchen mit weißen Knopfaugen, die ebenso individuell gestaltet sind wie die Figuren selbst. Mit kleinen schwarzen Ärmchen halten sie an ihren Freund*innen fest, um sie vor den Gefahren der Welt zu schützen. Während die Hintergrundkulissen sehr schlicht und in gedeckten Farben gehalten sind, lebt die Geschichte vor allem durch die zu Beginn traurige fast leidvolle Mimik der Figuren, die sich mit Sophies Erkenntnis aufhellt und fröhlich wird. So wird deutlich, dass Angst nicht immer etwas Schlechtes ist und man sie genauso gut an der Hand halten, als Mitfahrer auf den Moped sitzen oder praktisch in der Handtasche verstauen kann, für den Fall, dass man sie schnell an seiner Seite braucht…
Alexandra Hofer
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