Irène Cohen-Janca/Maurizio A.C.Quarello: Die letzte Reise. Janusz Korczak und seine Kinder. Aus dem Franz. v. Edmund Jacoby. Berlin: Jacoby & Stuart 2015.

„Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.“, so heißt es bei Johannes 15,13. Der polnische Arzt und Pädagoge Janusz Korczak ist eine Figur der Zeitgeschichte, der dies paradigmatisch gelebt hat. Seine Konsequenz, den Weg mit seinen Waisenkindern bis zum bitteren Ende mitzugehen, aber auch sein Leben und Wirken, seine Haltung, Kindern auf Augenhöhe zu begegnen, wurden in den letzten Jahren mehrfach zum Thema von herausragenden Bilderbüchern, unter anderem „Blumkas Tagebuch“ von Iwona Chmielewska (2011 im Gimpel Verlag erschienen). Bei Jacoby & Stuart ist nun eine Übersetzung aus dem Französischen erschienen, die ihren erzählerischen Schwerpunkt auf die letzte Zeit im Leben von Korczak legt: Der fiktive Ich-Erzähler Simon wächst im Waisenhaus von Janusz Korczak auf – es ist 1940, die Lage wird schwieriger: Der Doktor, wie ihn die Kinder nennen, wird verhaftet, alle Bewohner*innen des großen Hauses müssen ins Ghetto übersiedeln. Der italienische Künstler Maurizio A.C. Quarello setzt seine stark schraffierten Graphit-Illustrationen durchgängig auf sepiafarbenes Papier, er zeigt Korczaks ausdruckstarkes Gesicht in Momenten des Schmerzes, aber auch der Fröhlichkeit mit seinen Kindern. Für die im Titel angedeutete letzte Reise, die Deportation im August 1942, wurde ein besonderes Mittel der Buchgestaltung gewählt: Der Zug aus Babys und Kindern, aus Betreuerinnen und Jugendlichen, allen voran Korczak, wird auf einer ausklappbaren Seite dargestellt – und vermittelt damit eindrucksvoll jenes füreinander Einstehen von dem auch im Johannes-Evangelium die Rede ist.

Kathrin Wexberg

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