Agnès de Lestrade/Constanza Bravo: Danas Uhrwerk. Aus dem Französ. v. Anna Taube. München: Mixtvision 2013.

„Alles hat seine Stunde. Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit“, heißt es in Kohelet 3. So stimmig sich das in Theorie anhören mag, so schwierig ist es im täglichen Alltag zu leben – und besonders akut wird diese Frage im Zusammenleben zwischen Kindern und Erwachsenen, deren Empfinden und Erleben von Zeit sich ja oft deutlich voneinander unterscheidet. Schon Michael Endes „Momo“, vor genau 40 Jahren mit dem bezeichnenden Untertitel „Die seltsame Geschichte von den Zeit-Dieben und von dem Kind, das den Menschen die gestohlene Zeit zurückbrachte“ erschienen, berichtet davon, wie eben ein Kind es ist, dass zusammen mit dem weisen Meister Hora den grauen Männern die gestohlene Zeit wieder zu entreißen vermag. Aber auch an eine jüngere Zielgruppe adressierte Bücher, wie jüngst „Kuschelexpress“ von Emile Jadoul greifen das Missverhältnis von gestresst durchs Leben hetzenden Erwachsenen und der Sehnsucht von Kindern, den Moment zu genießen, auf wenn ein kleiner Hase versucht, den Hasenvater zum in Ruhe Kuscheln zu bewegen. Agnès de Lestrade, im deutschen Sprachraum mit ihrem 2010 ebenfalls bei mixtvision erschienenem Bilderbuch "Die große Wörterfabrik" bekannt geworden, erzählt in „Danas Uhrwerk“  ebenfalls von einem Kind, das ein besonderes Verhältnis zur Zeit hat, verpackt in ein ungewöhnliches Sprachbild: Denn Danas Herz ist eine Uhr. So verschenkt sie auch an die Menschen, die ihr lieb sind, verschiedene Arten von Uhren, die von der Schweizer Künstlerin Constanza Bravo in faszinierend-vielschichtigen Bildern in Szene gesetzt werden: Bemerkenswert ist dabei der Kontrast zwischen detailgenau wiedergegebenen technischen Details wie Uhrzeigern, winzigen Schrauben und Werkzeugen auf der einen, farbenfroh collagierten Flächen auf der anderen Seite. So gelingt es schließlich auch diesem besonderen Bilderbuch-Kind, den Erwachsenen den Wert gemeinsam in Ruhe verbrachter Zeit zu vermitteln – und ganz am Ende steht ein friedvolles Bild jenes Abends, an dem Danas
Uhren-Herz erstmals nicht hektisch „tick tack tick tack“ macht, sondern ganz geruhsam „bumm bumm bumm“.

Kathrin Wexberg

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