MINT-Buch im Oktober 2024
Knesebeck 2024.
96 S.
Johanna Klement und Karsten Teich. Von Rotze bis Kotze. Die flüssigen Superkräfte deines Körpers
Sie sind klebrig, feucht, riechen meist nicht besonders gut und rufen bei den meisten Menschen Abscheu oder gar Ekel hervor – also nicht gerade das, was man sich unter verlockend oder ansprechend vorstellt. Wovon hier die Rede ist? Von Körperflüssigkeiten! Es mag verwundern, aber auch diese haben ihren Reiz.
Wer’s nicht glaubt, kann sich mit dem folgenden Sachbuch selbst überzeugen. In „Von Rotze bis Kotze“ – so der klingende Titel des Buches - verschreiben sich die Autorin Johanna Klement und der Illustrator Karsten Teich einem Sachbuchthema, der ..sagen wir.. etwas anderen Art.
Das Buch führt in die Welt der bekanntesten Körperflüssigkeiten ein. Es gliedert sich in neun Kapitel, von denen in jedem, jeweils eine Körperflüssigkeit genauer unter die Lupe genommen wird. Begonnen wird mit Tränen, Nasenschleim und Speichel, danach folgen Magensaft, Urin und Blut, bis hin zu Schweiß und Schleim. Mit dem Kapitel „ein Schluck Wasser“ schließt das Buch - und deutet auf die Wichtigkeit von Wasser hin, ohne die die zuvor genannten Körperflüssigkeiten nicht zustande kommen würden.
Körperflüssigkeiten werden nicht selten unterschätzt und zu Unrecht als bloße eklige Substanz eingestuft. Mit diesem Missstand räumt dieses Sachbuch entschieden auf. Körperflüssigkeiten erfüllen lebensnotwendige Funktionen, ohne die ein Kreislauf eines Organismus undenkbar wäre. Sie sind Übermittler wichtiger Botenstoffe oder Reiniger des Körpers. Aber auch ganz einfache Dinge wie etwa das Schlucken oder Weinen wären ohne diese Flüssigkeiten nicht möglich. Einige von ihnen verfügen sogar über besondere Fähigkeiten und bergen auch die ein oder andere Superkraft.
Schleim, Blut und Co. sind natürlich nicht nur für den Menschen bedeutend, sondern gleichermaßen auch für die Tier- und Pflanzenwelt. Im Unterschied zur menschlichen Spezies besitzen deren Körperflüssigkeiten mitunter sehr individuelle und spezifische Funktionen, mit denen jene des Menschen nur schwer mithalten können. So sind z. B. Krötenechsen in der Lage, Blut aus ihren Augen zu spritzen.
Neben der biologischen Seite sind Körperflüssigkeiten auch im Zusammenhang mit der Gesellschaft zu betrachten und daher auch mit moralischen Wertvorstellungen verbunden. Warum ist es unüblich auf die Straße zu spucken? Was hat es mit Aderlass im Mittelalter auf sich? Dabei werden kurze Reisen in die Geschichte und ferne Länder und Kontinente unternommen und gesellschaftskulturelle Vorstellungen im Zusammenhang mit Flüssigkeiten behandelt. Pro Körperflüssigkeit werden die wichtigsten Informationen in kürzeren Abschnitten zusammengefasst, ihre Zusammensetzung, Eigenschaften und Aufgaben erläutert und dabei ein weiter Bogen zu historischen und soziokulturellen Themen gespannt. Körperflüssigkeiten werden so unterschiedlichen Kontexten vorgestellt, die weit über einzelne Organismen hinausgehen.
LESEN – SPRECHEN – TUN
LESEN – Das Sachbuch ist in einem einfachen wie gleichermaßen zum Lesen animierenden sprachlichen Stil gehalten, der regelrecht zum Lernen und Erforschen auffordert, was durch die amüsante illustratorische Gestaltung noch unterstützt wird. Besonders durch (Wort-)Witze und einer kleinen Prise Selbstironie zeichnet sich dieses Sachbuch aus und verleiht ihm eine lockere sowie humorvolle Art, die dieses Thema für den*die Leser*in unterhaltsam gestaltet.
SPRECHEN – Auch wenn sich Körperflüssigkeiten möglicherweise bei einem Tischgespräch beim Essen als nicht besonders schmackhaft erweisen, so ist dieses Buch doch umso unterhaltsamer unter Freund*innen in der Freizeit. Es bietet viel Gesprächsstoff zum gemeinsamen Lachen, Erfahren und Entdecken sowie auch die Möglichkeit, Moralvorstellung zu hinterfragen und mit einigen Tabus zu brechen.
TUN – Der Wissenserwerb bleibt aber nicht nur auf das Lesen beschränkt. So lädt das Sachbuch auch zum Selbstexperimentieren ein. Nach jedem Kapitel wird eine Anleitung für ein Experiment angeführt, das im Zusammenhang mit der gerade vorgestellten Flüssigkeit steht. So können unter anderem selbst Flüssigkeiten hergestellt werden, die dem biologischen Äquivalent in ihrer Beschaffenheit sehr nahe kommen und ihre jeweilige Superkraft nochmal auf nasse, glitschige und klebrige Weise für den*die Leser*in erfahrbar machen.
Elisa Klemmer
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