Lektorix des Monats Jänner 2016
Sebastien Perez/Benjamin Lacombe:
Superhelden - das Handbuch.
Aus dem Französ. v. Edmund Jacoby.
Berlin: Jacoby & Stuart 2015, S. 92, € 22,60
„Ein Superheld zu sein, ist super!“
Mit dieser enthusiastischen Feststellung führt ein Superheld namens Phospho die Lesenden in die Materie dieses fiktionalen Sachbuchs ein. Visuell begleitet wird die Aufforderung, sich in die Geheimnisse des Superhelden- Berufs einzulesen, von einer ganzseitigen Darstellung, die sich auf das bekannte US-amerikanische Rekrutierungsplakat aus dem Ersten Weltkrieg bezieht, auf dem Uncle Sam auffordert, der Army beizutreten. Das ist nur eines von zahllosen (Bild-)Zitaten und Anspielungen – umfasst die Darstellung doch Superhelden aus unterschied-lichen Zeiten und Regionen. Während die Bücher des französischen Künstlerduos über Elfen (Das Elfenbestimmungs-buch, dt. 2012) und Hexen (Lisbeth, die kleine Hexe/Hexen-almanach, dt. 2009) in einer mehr oder weniger durchgängigen Ästhetik und Textform gestaltet waren, wird hier wild gemixt: Schließlich geht es im Sinne des Handbuch-Charakters ja darum, die künftigen Berufskolleg*innen zunächst auf ihre Eignung zu testen (Der Test: Hast du das Zeug zum Super-helden?), mit grundlegenden Dokumenten vertraut zu machen (Die Charta der Superhelden, verabschiedet 1937) und natürlich durch Lebensgeschichten und Tagebuchauszüge für ihre eigene Laufbahn zu inspirieren. So werden unterschiedliche Aspekte wie Decknamen, Outfit, Typologisierung der Fähigkeiten und verschiedene Superheldencharaktere detailreich in den Blick genommen, systematisiert und erklärt. Die suggestive Kraft von Benjamin Lacombes Bildern zeigt sich ein weiteres Mal eindrücklich in den Augen seiner Figuren – auch wenn diese hier immer wieder hinter enganliegenden Masken versteckt sind. Komplettiert wird das schwergewichtige, auch haptisch ansprechende Buchvergnügen durch die beigelegte 3D-Brille, um Phospho bei seinem Flug durch schwindelerregende Hochhausschluchten zu folgen. Weil auch als Superheld ein wenig Übersicht nicht schaden kann, folgt dem eigentlichen Ende noch ein Super-Inhaltsverzeichnis und ein Super-Namensregister. Ob nun Baron Baryton, Wasp Woman oder Super-Rhino die persönliche Lieblingsfigur wird, es bleibt festzuhalten: „Und vergesst diese schwachsinnigen Umhänge! Wichtig ist nur die Maske und die schreckliche Wirkung von Spinat.“
Kathrin Wexberg
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