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Lektorix des Monats Oktober 2015

 

Maren Gottschalk: Factory Man.
Die Lebensgeschichte des Andy Warhol.
Weinheim: Beltz & Gelberg 2015, 264 S., € 19,50
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Was ist "ein echter Warhol"?

Eine abschälbare Banane auf einem Plattencover. Jackie Kennedy vor und nach dem Tod ihres Mannes. Und natürlich die berühmteste Suppendose der Welt: Die Bilder, die der skandalumwitterte Künstler Andy Warhol geschaffen hat, sind mittlerweile Ikonen der Pop Art und in unzähligen Varianten (von der Pralinendose bis zum Kühlschrankmagneten) kommerziali-siert. Maren Gottschalk, die bereits Biographien unter anderem von Frida Kahlo, Astrid Lindgren, Pablo Neruda und Nelson Mandela vorgelegt hat, begibt sich hier erneut auf die Spuren-suche eines Lebens – diesmal eines Mannes, der enormen Wert auf Selbstinszenierung legte und gerne von sich behauptete, nicht mehr zu sein als seine Bilder und Filme. Der Weg vom kränklichen Kind einer armen russinischen Einwandererfamilie bis zum exzentrischen Millionär wird mit genauer Quellen-kenntnis und dennoch gut zugänglich nachgezeichnet: Besonders ertragreich zeigen sich hier die jedem Kapitel nach-gereichten Episoden „Im Blitzlicht“, die jeweils einen ausge-wählten Aspekt von Warhols Leben darstellen. Spannend für kunstinteressierte Jugendliche sind die substanziellen Fragen nach dem Wesen von Kunst und der Bedeutung des Künstlers, die sich etwa anhand der von ihm so häufig eingesetzten Technik des Siebdruckes stellen: Was ist „ein echter Warhol“? Stammt ein Kunstwerk trotzdem von ihm, wenn die technische Abwicklung des Druckes von seinen Assistenten durchgeführt wurde und Warhol selbst dabei gar nicht anwesend war? Eine Auseinandersetzung mit Leben und Werk Andy Warhols bedingt auch eine Auseinandersetzung mit unzähligen Figuren US-amerikanischer Kulturgeschichte – Truman Capote, Bob Dylan, Lou Reed, Jack Kerouac, um nur einige davon zu nennen. Den Sex- und Drogenexzessen, die in Warhols New Yorker statt-fanden, werden weniger bekannte und durchaus überraschende Fakten zur Seite gestellt: Etwa die Tatsache, dass Warhol auch als Erwachsener über Jahre hinweg mit seiner Mutter zusammen lebte und Zeit seines Lebens regelmäßig in die Kirche ging. Vieles von dem, was Warhol und seine Weggefährt*innen künstlerisch auszuloten versuchten, scheint wie eine Vorweg-nahme von späteren medialen Phänomenen wie Reality TV oder die mittlerweile allgegenwärtige Selfie-Manie. Warhol hätte die Möglichkeiten des Internets geliebt, so viel steht fest – und die Lektüre dieses Buches lädt dazu ein, sich anschließend bei Youtube & Co in die dort abgebildete Vielfalt seiner künstlerischen Ausdrucksformen, vom Siebdruck bis zum experi-mentellen Film, zu verlieren.

Kathrin Wexberg

>>> hier geht es zur Übersicht 2015

 

 

 

 


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