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Lektorix des Monats August 2014

 

Der Schmerz, die Zukunft, meine Irrtümer und ich. Von Jenny Jägerfeld. Übersetzt v. Birgitta Kicherer. Hanser 2014. 288 S.

Eine Jugendliche auf Identitätssuche

Jenseits medizinischer Exaktheit lässt sich Phantomschmerz wohl folgend definieren: Wenn man etwas als schmerzlich empfindet, obwohl oder gerade weil es nicht mehr da ist. Dieses Motiv überführt Jenny Jägerfeld hier in eine doppelte Struktur und steigt in ihren Jugendroman mit der Beschreibung jener wenigen Momenten ein, in denen sich Maja im Kunstunterricht die oberste Spitze des Daumens bis zum Knochen absägt. Versehentlich.
„Här ligger jag och blöder“ – „Hier liege ich und blute“, so der schwedische Originaltitel, der die narrative Zeitdehnung besser zu fassen weiß als die universalere Betitelung der deutschsprachigen Ausgabe, die von Birgitta Kicherer stimmig übersetzt ist. Es sind nur wenige Sekunden, die Jenny Jägerfeld hier zur erzählerischen Breite dehnt und es sind nur wenige Tage, die der Amputation folgen. Und in denen doch ein ganzes Familienleben aufgearbeitet wird. Der körperliche Schmerz – ausgelöst von der bezeichnenderweise trennenden Säge – wird zum Erzählanlass, zur Initialzündung für Ich-Erzählerin Maja, die normalerweise bei ihrem alleinerziehender Vater lebt und wie immer ein Wochenende bei ihrer Mutter verbringen will. Bloß: Ihre Mutter ist nicht da. Wie die fehlende Daumenkuppel wird die verlassene Wohnung zur metaphorischen Leerstelle, die Maja mit Bruchstücken der erinnerten Vergangenheit füllt sowie das komplexe und prekäre Mutter-Tochter-Gefüge reflektiert. In den Rückblicken changiert Majas verschwundene Mutter zwischen Abwesenheit, Abgelenktheit und Apathie. Das Bild, das Maja bei der Suche nach ihr immer wieder beschwört, ist bezeichnend: „Mama ein paar Meter weiter weg, in einem identischen Liegestuhl, lesend. Immer lesend. Bücher über Psychologie. Immer. Den Nacken gekrümmt, den Kopf nach unten gebeugt wie ein Flamingo.“ Das jene Seltsamkeit am Ende des Textes über eine konkrete Diagnose eingeordnet wird – die hier nicht verraten werden soll – ist für Maja ebenso einschneidend wie die Verletzung der Hand.
Die Beschreibung des physischen Schmerzes, zwischen Dumfpheit und wütenden Hammerschlägen, der im Text immer wieder als Echo nachhallt, steht motivisch auch für den psychischen Schmerz, den Jenny Jägerfeld adäquat in Prosa zu fassen weiß. Sie stellt ihre Protagonistin nie bloß und zeigt sie doch in all ihrer Verletzlichkeit, die ihrer rauen Coolness zu Grunde liegt. Ein gelungenes literarisches Porträt, das eine Jugendliche gleichsam souverän wie verunsichert, immer aber außerordentlich glaubwürdig zeichnet.

Christina Ulm

>>> hier geht es zur Jahresübersicht 2014

 

 

 

 

 


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