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Lektorix des Monats Juni 2012

 

Shaun Tan: Der rote Baum.
Aus dem Engl. v. Eike Schönfeldt.
Carlsen 2012.
32 S. € 17,40.


 

Wie du es dir vorgestellt hast

Bereits im Vorsatzpapier fällt ein vereinzeltes dunkles Blatt und noch bevor die Geschichte beginnt, tröpfeln Buchstaben wie ein Hilferuf aus einem Megafon. Doch die Buchstaben verlaufen sich, lassen Schlieren zurück, die sich durch die Bildränder der folgenden großformatigen Illustrationen ziehen. Shaun Tan, zuletzt für seinen animierten Kurzfilm "The Lost Thing" sogar mit dem Oscar ausgezeichnet, gelingt es einmal mehr mit solchen Details zu verführen und ihnen Illustrationen folgen zu lassen, deren Wunderwelten dem Schlaraffenland eine Absage erteilen. Er wählt Formsetzungen industrialisierter Sujets und kombiniert sie mit in sich verschlungenen Fantasiefiguren. Zeit und Raum sind dabei ein wesentliches Stilelement für ihn: Seine großformatigen Bilder scheinen jeden Rahmen zu sprengen und werden kombiniert mit Panels, die minutiös Zeitablaufe in all ihrer Verlangsamung einfangen. Wie hier das Bild des Mädchens, das wartet und dabei die Momente zählt. Sie zeichnet Striche auf einen unbestimmten Untergrund, doch als die Panels nach und nach wegzoomen zeigt sich ein Schneckenhaus – und damit der Inbegriff der nicht und nicht vergehenden Zeit.
Es ist dieses Mädchen, um das sich die Geschichte dreht und der australische Autor und Illustrator nutzt diesmal seine Formsetzung, um von Traurigkeit und Depression zu erzählen. Das fallende Blatt nämlich dringt ein in das Zimmer eines kleinen Mädchens, in dessen Leben ein Tag "ohne Aussicht auf etwas Schönes" beginnt. Plötzlich überflutet ein ganzes Blättermeer das Zimmer und das Mädchen flüchtet, um sich mit jeder neuen Doppelseite zu bestätigen, das solche Tage "nur noch schlimmer" werden können. Sie flieht hinaus in eine Welt, in der die Öde anwächst, in der das Dickicht der Städte nicht mehr überwindbar scheint, in der die Traumbilder ebenso wie die Wellen hoch schlagen, in der künstlerische Trugbilder nicht mehr funktionieren. Shaun Tan fängt in seinen ausgeklügelten, überbordenden, gemalten und aus unterschiedlichem Material collagierten und dennoch auf einen zentralen Bildeffekt hin gestalteten Illustrationen die Emotion des Mädchens in zivilisationskritischen, ja sogar apokalyptisch gesteigerten Bildern ein. Und dennoch vermag er die Bedrohung mit einfachen Mitteln aufzubrechen: Am Ende des Tages kehrt das Mädchen in jenes kleine Zimmer zurück. Das Blättermeer ist verschwunden und aus einem kleinen roten Blatt wächst der titelgebende rote Baum als Bild der Hoffnung und des Glücks: "genauso wie du es dir vorgestellt hast".

Heidi Lexe

 

Buchtipp in DIE FURCHE 23/6. Juni 2012

 

Brian Selznick: Wunderlicht.
Aus dem Amerikan. von Uwe-Michael Gutzschhahn.
cbj 2012.
637 S., € 20,60.


Liebeserklärung an das Staunen

Eine Liebeserklärung an die Magie des Kinos, so bezeichneten Kritiker den mehrfach Oscar-prämierten Film "Hugo Cabret" von Martin Scorsese. Der Autor der Romanvorlage legt nun einen zweiten formal ähnlich gestalteten Roman vor, der auch als Liebeserklärung lesbar ist: an Astronomie, Wunderkammern und Kleinod. Das Buch füllen viele solcher Leitmotive, die sich alle um das Staunen drehen und zwei parallel laufende Geschichten verbinden. 1977 sucht der junge Ben nach seinem Vater; 1927 sucht das Mädchen Rose nach ihrer Mutter. Das Besondere dieser insgesamt großen Biografie einer Familie ist die Erzähltechnik.
Stimmige Textpassagen berichten von der Suche Bens, Roses Reise hingegen wird ausschließlich über monochrom schraffierte Illustrationen erzählt, die sich zu sequenziellen Bildfolgen fügen. Dadurch, dass diese ganzseitig sind ersteht der Eindruck eines bildgewaltigen Daumenkinos oder Stummfilms. Diese Art Zeichensprache war bereits in "Hugo Cabret" gelungen und innovativ – in "Wunderlicht" unterstützt sie darüber hinaus auch die Bindung an die Figuren. Denn sowohl Rose als auch Ben sind gehörlos und angewiesen auf visuelle Impulse – eine Weltwahrnehmung, der man sich durch die Rezeption der Bilder nähern kann. Die Übergänge zwischen beiden Handlungslinien sind klug konstruiert, sie setzten sich ineinander fort und finden zahlreiche Berührungspunkte. Dabei sind es weniger Schlüsselereignisse, die Ben und Rose verbinden, sondern vielmehr Schlüsselorte. Dreh- und Angelpunkt ist das American Museum of Natural History in New York, das beide besuchen und zwischen ausgestellten Dioramen und Meteoriten Freundschaft, Familie und (in Bens Zeit) sogar einander finden …

Christina Ulm

>>> hier geht es zur Jahresübersicht 2012

 

 

 

 


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