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Lektorix des Monats Februar 2012

 

Iwona Chmielewska:
Blumkas Tagebuch.
Gimpel 2011.

Würde für jedes Kind

Am 5. August ist es 70 Jahre her, dass Janusz Korczack gemeinsam mit Zöglingen des von ihm geführten Waisenhauses aus dem Warschauer Ghetto ins Konzentrationslager Treblinka deportiert wurde. Die Tatsache, dass der polnische Arzt sich selbst durchaus hätte retten können, hat ihn zu einer Ikone gewaltlosen Widerstandes gemacht. Eine Stärke von Iwona Chmielewskas großformatigem Buch jedoch ist es, über Janusz Korczak eben nicht von diesem heroischen Ende her zu erzählen.

Bereits von 1912 an leitete Janusz Korczak das Waisenhaus Dom Sierot in Warschau, in dem die hier erzählte Geschichte des Mädchens Blumka verortet wird. Aufgeblättert wird – Seite um Seite – ihr Tagebuch, wobei die Doppelseiten des Buches selbst nicht den Tagebuchseiten entsprechen, sondern die Illustrationen und kurzen Textpassagen wie aus diesem Tagebuch herausgefallen erscheinen. Ausgehend von einer Fotografie stellt Blumka sich selbst, elf andere Kinder und letztlich "unser[en] Herrn Doktor" vor und kombiniert Details der kindlichen Biografien dabei mit kleinen alltäglichen Begebenheiten. Die haptische Qualität des Tagebuchs wird im materiellen Charakter der Illustrationen gespiegelt: Fein schraffierte Figuren werden in den leeren Raum meist faserigen Tonpapiers gesetzt; aus den linierten Blättern des Tagebuchs hingegen entstehen kleine Papierinstallationen, die Motive des Geschilderten aufgreifen und weiterführen.
Entsprechend bruchstückhaft erscheinen Blumkas Erinnerungen und entsprechen damit auch dem pädagogischen Konzept von Janusz Korczak. Ihm war an keinem geschlossenen Theoriegebilde gelegen, sondern daran, ethische Haltungen zu überprüfen, wenn er in seinen pädagogischen Veröffentlichungen ebenso wie in seinem praktischen Handeln das Recht des Kindes auf Achtung betont hat: "Es ist der Herr Doktor, der sagt, dass jedes Kind das Recht hat, seine Träume und Geheimnisse für sich zu behalten." Daher besitzt im Waisenhaus "jedes Kind seine eigene Schublade, in die niemand schauen darf." Es macht die Besonderheit des Buches aus, dass diese beiden zusammengehörigen Informationen nicht nebeneinander gestellt, sondern in Text und Bild immer wieder Details aufgegriffen und neu platziert werden. In dieser Form des nicht-linearen Erzählens bleibt jedes Kind mit seiner Würde präsent – ganz dem antihierarchischen Erziehungskonzept Korczaks entsprechend, in dessen Waisenhaus es zum Beispiel ein Kindergericht gegeben hat. In der künstlerisch seelenvollen Gestaltung des Buches wird die historische Dimension dieser pädagogischen Konzeptes umso deutlicher, als die Fiktionalität von Blumkas Erzählen nie in Frage gestellt wird.

Heidi Lexe

 

Buchtipp in DIE FURCHE 5/2. Februar 2012

 

Ursula Poznanski: Saeculum.
Loewe 2011.

Spiel oder Ernst?

Die Technikaffinität der so genannten Digital Natives wird immer wieder öffentlich diskutiert. Dennoch gibt es nicht wenige Jugendliche, die das Gegenteil lockt: der anachronistische Reiz von Mittelalter-Festivals oder möglichst originalgetreuen Rollenspielen.
War es in ihrem ersten, von der Jugendjury des Deutschen Jugendliteraturpreises ausgezeichneten Roman "Erebos" die Welt der Computerspiele, denen sich Ursula Poznanski gewidmet hat, ist es nun ein ausgerechnet im österreichischen Wieselburg angesiedeltes Mittelalter-Rollenspiel. Protagonist Bastian, ein ehrgeiziger Medizinstudent, ist nur durch den Charme eines Mädchens zur eingeschweißten Gruppe dazu gestoßen und nicht ganz sicher, was er von dem ganzen Szenario halten soll - zumal eingangs radikal alles abgesammelt wird, was im 14. Jahrhundert (daher auch der Titel von Spiel und Buch, Saeculum) noch nicht erfunden war. Dies gilt nicht nur für Luxusdinge wie Handy und Schokolade, sondern auch Bastians Brille - ein Detail, das im weiteren Verlauf der Handlung noch folgenschwer sein wird. Denn schnell kippt die Stimmung, als immer mehr Mitglieder der Gruppe spurlos verschwinden. Mit Bastians ständigen Rationalisierungsversuchen bleibt bis zum Ende des spannend erzählten Textes in der Schwebe, ob es sich, wie einige der zunehmend panisch werdenden Mitspieler*innen vermuten, um einen alten Fluch handelt, es für alles eine logische Erklärung gibt, oder ein Mörder sein Unwesen treibt... So wird auf knapp 500, in aufwändiger Buchgestaltung verpackten Romanseiten gerätselt, verdächtigt, geliebt, gehungert, und schließlich in an Texte wie "Herr der Fliegen" erinnernder Radikalität (fast) bis zum Äußersten gegangen.

Kathrin Wexberg

>>> hier geht es zur Jahresübersicht 2012

 

 

 

 


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