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Lektorix des Monats Oktober 2010

 

Laurie Halse Anderson: Wintermädchen
Aus dem Engl. v. Salah Naoura.
Ravensburger 2010.

Die Zahl auf der Waage

"Ich brauche keinen Muffin (410), ich will weder eine Orange (75) noch Toast (87), und von Waffeln (180) kriege ich Erstickungsanfälle." Als die 18-jährige Ich-Erzählerin Lia erfährt, dass Cassie, ihre ehemals beste Freundin, tot in einem Motelzimmer aufgefunden wurde, scheint es nach außen, als wäre ihr Essverhalten nach einer stationären Therapie wieder im Normalbereich. Doch Cassies Tod und die damit verbundenen Schuldgefühle führen dazu, dass Lia nach und nach in eine von ihrer Magersucht geprägt Welt abgleitet.
Das realistisch gezeichnete Setting einer amerikanischen Upperclass-Familie wird zunehmend mit einer mystisch aufgeladenen Stimmung kontrastiert, in der Lia immer öfter von der verstorbenen Freundin heimgesucht wird – nach und nach wird den Lesenden klar, dass die beiden in einem ständigen Wettkampf miteinander standen, wer dünner werden könne. Im Kontrast zu Lias zunehmendem psychischen und physischen Verfall steht ihre exakt geplante strategische Vorgehensweise, ihren Zustand vor ihrer Umwelt zu verbergen: In den Bademantelstoff eingenähte Münzen täuschen ein höheres Gewicht vor, heimlich gehortete Vorräte an Abführmitteln und Psychopharmaka helfen ihr, nach außen hin ausgeglichen zu wirken.
Die für Essstörungen so charakteristische konstante Selbstzensur wird literarisch mit ungewöhnlichen Stilmitteln umgesetzt, die weit über die Sprache im engeren Sinn hinausgehen: Zahlreiche Durchstreichungen, "Nichts funktioniert nie funktioniert was es frisst mich einfach von weiter von innen auf", Wiederholungen und leere Seiten spiegeln den unaufhörlichen Versuch, die eigenen Gedanken, den eigenen Hunger unter Kontrolle zu bringen. Lia steht kurz vor einem tödlichen Ende – bis eine letzte Konfrontation mit Cassie eine Entscheidung bewirkt: "Es gibt kein magischen Heilmittel, nichts, was all das für immer verschwinden lässt. Es gibt nur kleine Schritte nach vorn. Ein leichterer Tag, ein unerwartetes Lachen, ein Spiegel, der keine Rolle mehr spielt."
Wie schon in ihrem Debütroman „Sprich“ (2004 mit Kristen Stewart in der Hauptrolle verfilmt) versteht es die Autorin, von deren umfangreichem literarischen Œuvre leider erst zwei Bücher ins Deutsche übersetzt wurden, eine seelische Ausnahmesituation durch radikale Sprachbilder darzustellen. Für ihren eindringlichen Roman recherchierte sie sehr genau. Dennoch legt sie hier kein Problembuch zum Thema Essstörungen vor, sondern ein in seiner Sprachgewalt beeindruckendes literarisches Werk.

Kathrin Wexberg

 

Buchtipp in DIE FURCHE 40/7. Oktober 2010

 

Agnès de Lestrade:
Die große Wörterfabrik
Ill. v. Valeria Docampo.
Aus dem Franz. v. Anna Taube.
mixtvision 2010

Wortlos glücklich

Wortlos miteinander glücklich zu sein, bekommt in dieser Bilderbuchwelt eine ganz besondere Bedeutung. Denn Paul, der in das Nachbarmädchen Marie verliebt ist, verfügt über keie Worte. Gemeint ist damit nicht ein metaphorischer Makel verbaler Unsicherheiten, sondern ganz wortwörtlich eine konkrete soziale Unzulänglichkeit: In dem Land, in dem Paul lebt, werden Wörter von der Wörterfabrik produziert und müssen käuflich erworben werden. Die argentinische Bilderbuchkünstlerin Valeria Docampo, von der im deutschen Sprachraum erstmals Bilderbuchillustrationen zu sehen sind, taucht dieses Land in Sepia- und Brauntöne und setzt mit roter Farbe bildliche Akzente.
Die runden, markanten Gesichter ihrer Figuren, deren schwingende Kleider und außergewöhnliche Hüte durchdringen das industriell anmutende Sujet, das bestimmt wird von der an den Turm zu Babel gemahnenden Wörterfabrik. Die Buchstaben bekommen ganz besonderen Wert, werden zum modischen Accessoire der Wohlhabenden, während diejenigen, die kein Geld haben, die Mülleimer nach weggeworfenen Wortschnipseln durchsuchen. Wie soll Paul Marie mit solchen Sprachresten seine Liebe erklären? Doch wenn der Ausverkauf und das Sonderangebot auf die Welt der Sprache übertragen werden, haben jene, die in fetten Lettern sprechen, das Nachsehen gegenüber jenen, die Worte einfangen, als seien sie Schmetterlinge. In das kräftige Rot junger Liebe hineingehaucht, vermögen gerade die scheinbar schlichtesten Worte ihre überraschende Kraft zu entfalten und die Spiralform der Wörterfabrik in einen emotionalen Wirbel zu verwandeln.

Heidi Lexe

>>> hier geht es zur Jahresübersicht 2010

 

 

 

 


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