Kröte des Monats Juni 2014
Druck und Bindung: Ernst Elsnic 2014.
Bald verlegt vom Luftschacht Verlag!
Verena Hochleitner: Der verliebte Koch
Wer verliebt ist, hat bekanntlich die rosarote Brille auf. Nicht so bei Verena Hochleitner. In ihrem Debüt als Autorin ist „der verliebte Koch“ des gleichnamigen Bilderbuchs konsequent in einer monochromen Welt verortet. Die Bilder in Aquarell-Acryl- Mischtechnik werden nur durch kleine, feine Farbdetails aufgelockert – am Vorsatzpapier ist es noch der blaue Handkoffer, der den tätowierten Koch in die Arbeit begleitet, danach folgen die Augen der BetrachterInnen einem frechen, quirligen Grün. In dieser lebhaften Farbe präsentieren sich nämlich die lockigen Gedanken des verliebten Kochs. Denn wenn dieser „gedankenverloren“ in der Suppe rührt, kann es leicht passieren, dass der eine oder andere Gedanke flüchtig wird und loszieht ...
Es sind liebevolle Überlegungen, Ideen der Liebe, die hier – wie Amors Pfeil – durch die Doppelseiten gleiten. Im Schlagabtausch werden Figuren im städtischen Setting (einander) vorgestellt. Die visualisierten Gedanken des Kochs verändern die Alltagsszenen auf ganz unterschiedliche – nicht selten überraschende – Arten: Ob beim Warten in der Bushaltestelle, im Verkehrsstau oder im Waschsalon, immer wird das Grau gebrochen. Verena Hochleitner collagiert Ebenen aufeinander, gibt den Blick auf das Innere, zum Beispiel von Autos, frei oder lässt Wände und sogar gestandene Männer transparent werden. Dadurch entstehen Räume, die einerseits dicht, durch den feinen Strich und die sparsame Farbgestaltung aber andererseits auch ganz leicht wirken. „Ich schaffe mit meinen Bildern Räume, in denen sich der Text entfalten kann“, sagt die gelernte Grafikerin 2012 in einem Interview mit dem FAQ-magazine.
Verena Hochleitner arbeitet gezielt mit Auslassungen, die aus dem angedeuteten urbanen Raum (bisweilen ist gar der zweite Wiener Bezirk zu erkennen) einen Freiraum machen und Platz für die Gedanken des Kochs lassen. Diese kringeln sich mal wie die Haarpracht von Frau Brunnsteiner ganz dicht um deren Kopf und schon „hatte sie sich unsterblich in Herrn Cevela verliebt“; oder sie kreisen wie Comic-Piktogramme um das tragisch in den Händen verborgene Gesicht von Hundesitter Faruk. Der verzweifelt, als er von drei ungehobelten Jugendlichen angepöbelt wird und inständig um Hilfe bittet. Dass es der Hund ist, der auf der Bildebene überdimensional anwächst und so seinen Gassigeher vor dem Schlimmsten bewahrt, bleibt im Text ausgespart.
„Für interessante Bild-Text-Beziehungen gilt, dass das, was ich im Bild ohnehin sehe, im Text nicht beschrieben werden muss und umgekehrt“, so Verena Hochleitner. Demnach ist es nur konsequent, dass die Künstlerin in diesem Bilderbuch alles selbst macht, um eben jene komplexen Beziehungen herstellen zu können: Nicht nur Text und Bild stammen aus ihrer Feder, sie hat das Buch auch selbst verlegt und drucken lassen. Die Liebe bis ins letzte Detail merkt man den aufwändig gepatchworkten Bildern auch an: Ständig reichert die Illustratorin die Textebene durch verzerrte Perspektiven, kleinteilige Details, verschmitzte Figuren, unterschiedliche Muster und filigrane Kulissen an. Das Alltägliche wird zum Besonderen. Die Bilder zur Bühne. Verena Hochleitners Geschöpfe schweben als Federzeichnung, Malerei, Stempel- oder Collagetechnik am Auge vorbei – immer begleitet von den manchmal sogar herzförmigen Gedanken des verliebten Kochs. So gestaltet sie eine intensive Welt des Miteinander, in der jeder (s)einen Platz findet und die angenehm altmodisch-kitschig und zugleich modern bunt ist. Dass es dafür keiner Farben bedarf, beweisen Verena Hochleitners poetisch-zarte Illustrationen meisterhaft. Liebe geht bekanntlich durch den Magen, bei Verena Hochleitner geht sie ihren Weg durch eine willkommen reduzierte Bildwelt – die letztlich den BetrachterInnen eine ganz eigene (Farb-) Interpretation von Liebe ermöglicht!
Wer diesen Weg nicht nur selber umblättern möchte, kann seine Augen auch auf Reise im animierten Kurzfilm zum Bilderbuch schicken: http://vimeo.com/85235248
Elisabeth von Leon
Breaking News: 2015 wird "Der verliebte Koch" in in leicht überarbeiteter und noch verbesserter Form im Luftschacht Verlag erscheinen! Und damit für alle interessierten LeserInnen zugänglich gemacht.
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