Kröte des Monats September 2013
Nilpferd in Residenz 2013.
48 S., € 14,90.
Saskia Hula / Ina Hattenhauer: Die coolste Schule der Welt
Schulbeginn und Nationalratswahl – in diesen Tagen wird das österreichische Bildungssystem naturgemäß oft sehr kritisch beäugt. Unterschiedlichste Vorstellungen unterschiedlichster Parteien resultieren oft in Stagnation. Umso schöner liest sich die Fortsetzung des Kinderbuchs „Die beste Bande der Welt“, mit der Saskia Hula und Ina Hattenhauer im letzten Jahr den österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis bekommen haben. Ungeachtet der erwachsenen Querelen nehmen in „Die coolste Schule der Welt“ die Schüler*nnen ihre Schulbildung gleich selbst in die Hand.
„Seit zwei Wochen geht Oskar in die Schule. Und es ist gar nicht so übel.“ Oskars Bemühungen um die beste Bande der Welt haben (gleich auf den ersten Seiten sichtbar) gefruchtet, schließlich ist Oskar jetzt nicht nur mit Jojo, Rastamän und Supermario bestens befreundet, sondern sogar mit einem der damals gefürchteten Mädchen, Wilma. Die Sprengelgrenzen sind hier aber offensichtlich schon abgeschafft, denn bis auf Oskar und Wilma gehen alle Bandenmitglieder getrennte (Schul-)Wege. Und Oskar denkt sehnsüchtig an die Schulen der anderen, die augenscheinlich viel cooler sind als seine eigene. Rastamän zum Beispiel muss zwar weit in die Schule fahren, aber „dafür kann er dort lernen, was er will. Wie viel er will und wann er will. Wenn er überhaupt will. Wenn er nämlich nicht will, kann er auch in den Garten gehen und ein Baumhaus bauen.“ In den anderen Schulen ist also nicht nur das Gras viel grüner und so imaginiert sich Oskar den wunderbaren Unterricht, den seine Freunde ihren eigenen Angaben nach erleben dürfen. Ina Hattenhauer widmet jedem „Schultyp“ eine eigene Doppelseite und fabuliert bildlich von ganz speziellen Unterrichtsmethoden: Bei Supermario ist alles „very britisch“ – „dort reden sie den ganzen Tag englisch, mit lauter echten Engländern“ und bei Jojo ist alles High-Tech, sogar der Klassen-Hamster trägt den entsprechenden Namen James Bond. Und weil ummelden ob der freundschaftlichen Vernetzungen gar nicht so leicht ist, beschließen Oskar und Wilma sich all das selbst in die Schule zu holen, also die Engländer, die Baumhäuser und die Hamster. Dass der Herr Direktor bei so viel didaktischem Engagement sein skeptisches „Schwierig, schwierig“ bald sein lässt, könnte sich die österreichische Bildungspolitik ruhig zum Vorbild nehmen …
Das grundgelegte und zentrale Thema der Diversität führen die Illustrationen zur perfekten Erfüllung: Wo Saskia Hula in bewährt lakonischer und pointierter Sprache die Figuren vorstellt, macht sie Ina Hattenhauer zu markigen Charakteren. Wo der Text die Struktur der Geschichte vorgibt, fetten sie die Illustrationen mit zahlreichen kleinen Binnengeschichten auf. An der wuchtigen (und ganz wie ihr Sohn sehr haarigen) Mama von Rastamän, die mit zarter Perlenkette in die Schule kommt und Oskars jugendlich-hippem Volksschullehrer merkt man Ina Hattenhauers Freude an Individualität, die sie mittels Kostümen und Überzeichnungen visualisiert.
Hattenhauer und Hula gelingt mit diesem Kinderbuch zum Vor- oder ersten Selberlesen eine eigenständige Variation des Erfolgsrezeptes des erfolgreichen Vorgängerbuches. Erneut trägt der Subtext der humorigen Geschichte eine sehr soziale Botschaft – denn die coolste Schule der Welt ist letztlich die, die man sich selbst gestaltet, die das Beste aus allem vereint.
Ein wahres Kinderbuchfest – nicht nur für die Schultüte.
Christina Ulm
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