Kröte des Monats Mai 2011
Aus dem Engl. v.
Verena Küstner.
Knesebeck 2011
64 S., € 17,50
The Metropolitan Museum of Art: Was siehst du?
Um Kindern Kunst zu vermitteln, gibt es in entsprechenden Sachbüchern bewährte und bekannte Strategien: Ein lustiges Tier, das durch das Museum führt, eine abenteuerliche Geschichte, die rund um die Entstehung des Bildes gesponnen und so weiter… Dieses Kunst-Bilderbuch geht einen wohltuend anderen Weg. Anstatt rund um die Bilder zusätzliche Dinge zu erfinden, wird genau das Gegenteil gemacht, nämlich der Blick durch die gestanzte rechte Hälfte der Doppelseite zunächst nur auf einen ausgewählten kreisrunden Bildausschnitt gelenkt – mit entsprechenden Fragen, was hier wohl zu sehen sein mag. Die nächste Doppelseite bietet dann auf der linken Hälfte Informationen zum Bild und seinem kunsthistorischen Kontext, die rechte zeigt das ganze Bild. Aus der Sammlung des New Yorker Metropolitan Museum of Art, die mehr als 3 Millionen Werke umfasst (die übrigens online in einer Datenbank abrufbar sind) wurden 15 Bilder ausgewählt. Von Andy Warhols Selbstporträt über ein Motiv aus einem japanischen Drama des 18. Jahrhunderts bis hin zu einer Miniaturmalerei aus der vermutlich usbekischen Safawidischen Epoche wird ein breiter Bogen durch verschiedene Epochen, Stile und Kontinente gespannt. Fragen regen dazu an, sich genauer mit dem Bild, aber auch dem je eigenen Blick auf Kunst zu beschäftigen: "Dieses Bild zeigt eine Szene aus einem japanischen Theaterstück, in dem der Schauspieler einen Fuchs spielt, der sich als Mann verkleidet hat. Deshalb malte der Künstler einen Mann, der eigentlich ein Fuchs ist – oder einen Mann, der einen Fuchs spielt, der vorgibt, ein Mann zu sein? Macht das für dich einen Unterschied, wenn du auf das Bild schaust?" Kunstvermittlung für Kinder wird hier also nicht nur als reine Vermittlung von Faktenwissen verstanden, sondern vielmehr als Anregung, sich mit dem eigenen Zugang zum Bild zu beschäftigen – und damit immer wieder neue Varianten zu ermöglichen.
Kathrin Wexberg
>>> hier geht es zu den Kröten 2011