Kröte des Monats April
2010
Aus dem Engl. v.
Klaus Fritz.
dtv 2010
200 S., € 13,30
Jenny Valentine: Kaputte Suppe
Der englische Originaltitel dieses Buches lautet "Broken Soup" – ein Oxymoron, das in seiner Widersprüchlichkeit noch deutlicher als die Übertragung ins Deutsche zum Ausdruck bringt, dass Einiges nicht so läuft, wie es eigentlich sollte. Seit ihr älterer Bruder Jack vor zwei Jahren tödlich verunglückt ist, ist für die fünfzehnjährige Ich-Erzählerin Rowan nichts mehr, wie es vorher war: Der Vater ist ausgezogen und kommt nur sporadisch vorbei, die Mutter nimmt schwere Psychopharmaka und ist vollkommen apathisch. Rowan übernimmt es, sich um ihre kleine Schwester zu kümmern, Einkauf und Haushalt zu erledigen – für Freund*innen und Freizeit bleibt ihr kaum noch Zeit. Doch dann reicht ihr ein attraktiver Bursche im Supermarkt ein Foto-Negativ, von dem er behauptet, es sei ihr aus der Tasche gefallen. Bee, ein Mädchen aus ihrer Schule, hat die Szene beobachtet und bietet ihr an, das Bild zu entwickeln – mit einem überraschenden Ergebnis. Daraus entspinnt sich eine Reihe an Verwicklungen, die neben einer hinreißend geschilderten ersten Liebe und der kathartischen Eskalation der familiären Situation auch die Erkenntnis bringen, dass zu ihrer Familie mehr Menschen gehören, als Rowan gedacht hat: Im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Wie schon in ihrem ersten Roman "Wer ist Violet Park?" skizziert die britische Autorin Jenny Valentine (die unter anderem Goldschmiedin und Verkäuferin in einem Bioladen war) ihre Figuren mit einer gelungenen Mischung aus Komik und Tragik, flapsiger Teenagersprache und tief empfundener Verzweiflung. Die deutsche Band "Wir sind Helden" besingt in ihrem Lied "Kaputt" familiäre Verstrickungen, die denen in "Kaputte Suppe" durchaus ähneln – und kommen im Refrain zu einer Schlussfolgerung, die auch für Hauptfigur dieses Jugendromans gilt: "So viel kaputt/aber so vieles nicht/Jede der Scherben/spiegelt das Licht/So viel kaputt/aber zwischen der Glut/zwischen Asche und Trümmern/war irgendwas gut."
Kathrin Wexberg
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