Kröte des Monats Jänner 2010
Moritz 2009
96 S., € 15,50
Antje Damm: Nichts und wieder nichts. Anlässe um miteinander über NICHTS nachzudenken
"Über vieles wissen wir nichts." Lässt das auch den Umkehrschluss zu, dass wir über Nichts vieles wissen? Antje Damm führt in einer assoziativen Aneinanderreihung von 44 Doppelseiten vor, wie vorschnell über das Nichts geurteilt wird und wie viel sich dahingegen oftmals hinter einem scheinbaren Nichts verbirgt.
Pfeile weisen auf das Innere eines rein weißen Kreises. "Was siehst du im weißen Kreis? Nichts?" Doch der Blick durch eine Lupe und ein Mikroskop auf den darauffolgenden Bildern offenbart, was dem Auge zuerst verborgen blieb: Eine Hausstaubmilbe von 0,03mm Größe. Mit diesem Beispiel ist das zu Grunde liegende Konzept dieses Buches umschrieben. Es geht darum, aufzuzeigen, dass es niemals Nichts gibt – selbst z.B. in einem Vakuum nicht –, sondern es eine Frage der mangelnden Sensibilität der eigenen Wahrnehmung ist, die zu solch einer Annahme führt. Die weiteren Beispiele, an denen die Autorin unterschiedlichen Facetten des "Nichts" in den Blick nimmt, lassen sich in drei Kategorien unterteilen. Zum einen die Kategorie des Alltags, in der zum Beispiel der Frage nachgegangen wird, ob man wirklich nichts hört, "wenn es mucksmäuschen still ist". Dazu führt Damm das berühmte Musikstück "4'33''" des amerikanischen Komponisten John Cage an, bei dem die beteiligten Musiker*innen ihre Instrumente schweigen lassen. Die zweite Kategorie enthält stärker theoretisch orientierte Herangehensweisen wie die Wiedergabe von Aussagen verschiedener Philosophen und Künstler zum Thema. In die letzte Kategorie fallen sprachphilophische Zugänge, bei denen der leichtfertigen Verwendung des "Nichts" in der täglichen Kommunikation auf den Mund geschaut wird. "Manche haben nichts oder stehen plötzlich vor dem Nichts." – Dazu ein Mann, der vor den Überresten seines eingestürzten Hauses steht.
So unterschiedlich die inhaltlichen Ansatzpunkte auf der Textebene sind, so unterschiedlich setzt Antje Damm die grafischen Gestaltungsmittel ein. Neben den in Graustufen gehaltenen Tuschezeichnungen kommen vollfarbige Illustrationen, Collagen und Fotoelemente zum Einsatz. Mit einer Mixtur aus Verspieltheit und Theorie, der Wiedergabe von Aussagen von Kindern wie auch Philosophen und dem kontinuierlich wechselnden Einsatz verschiedener Bildstile erschafft Antje Damm, ganz dem Untertitel Folge leistend "Anlässe um miteinander über NICHTS nachzudenken".
Lukas Bärwald
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