Kröte des Monats Juni
2009
Carlsen
2009
274 S., € 13,30
Andreas Steinhöfel / Peter Schössow: Rico, Oskar und das Herzgebreche
"Was du den Weisen und Klugen verborgen hast, hast du den Kleinen und Unmündigen geoffenbart" (Mt 11,25) – mit diesem Bibelzitat verwies die Jury des Katholischen Kinderbuchpreises 2009, mit dem "Rico, Oskar und die Tieferschatten"ausgezeichnet wird, auf das christliche Menschenbild, das der Figurengestaltung von Andreas Steinhöfel unausgesprochen innewohnt. Im sehnsüchtig erwarteten Fortsetzungsband "Rico, Oskar und das Herzgebreche" ist es hingegen der tiefbegabte Protagonist Rico selbst, der in einer seiner Notizen auf die Bibel verweist: "TOHUWABOHU: Ein hebräischer Ausdruck aus der Bibel, von ganz am Anfang. Die Erde war wüst und wirr, also total durcheinander. Deshalb beschloss der liebe Gott, da gleich am ersten Tag ein bisschen Ordnung reinzubringen. Man könnte auch wie Kraut und Rüben sagen, aber das Gemüse erfand Gott erst zwei Tage später."
Es ist tatsächlich ein gehöriges Tohuwabohu, in das Rico und sein Freund Oskar (der mittlerweile seinen Schutzhelm abgelegt hat, dafür aber mit Sonnenbrille ausgerüstet ist) ein zweites Mal geraten – und das, obwohl die erzählte Zeit nicht einmal eine Woche umfasst: Denn diesmal gilt es nicht ein Geheimnis rund um einen fremden Bösewicht aufzulösen, im Zentrum der Ermittlungen steht vielmehr Ricos Mutter, die offensichtlich erpresst wird. Unterstützt werden die beiden dabei von Erwachsenen wie der rührigen Frau Dahling, die so leckere Müffelchen macht, und Herrn van Scherten vom Bingoabend, die den beiden kindlichen Helden an Skurrilität um nichts nachstehen… Nachdem die ganze Truppe ein weiteres Mal im Krankenhaus landet, kommt es schließlich zu einem Happy End, das kaum Wünsche offen lässt: Nicht nur, dass der Liebe zwischen Ricos Mutter und dem sympathischen Polizisten Bühl nach Auflösung aller dunklen Geheimnisse endlich nichts mehr im Wege steht, bekommt der vom Schicksal ordentlich gebeutelte Rico sogar den langerträumten Hund. Dennoch: Es bleiben viele Gründe, sich melankomisch zu fühlen, neben einer Fülle an witzigen Situationen (einige davon in bester Tradition der Screwball-Comedy: So ist die Champagnertussi, Bühls mutmaßliche neue Liebe, in Wahrheit seine Schwester), wird diesmal der Traurigkeit der beiden Kinder mehr Raum gegeben.
Kathrin Wexberg
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