Kröte des Monats September 2008
Gelesen von Andreas Steinhöfel
Silberfisch 2008
4 CDs,
€ 19,95
Andreas Steinhöfel: Rico, Oskar und die Tieferschatten
Emil und die Detektive war gestern. Heute setzt die "Schwerkraft" allerlei "illegale" "Egoismen" in Gang, durch "phänomenale" "Verbesserungsfunktionen" jedoch kommt alles wieder ins "Lot". Dazu braucht es weder einen braven Streber noch eine Bande gewitzter Helfer. Es reichen Rico und Oskar. Seinen Ausgang nimmt das Abenteuer der beiden in der Dieffe 93 - denn wie schon in "Beschützer der Diebe" lotst Andreas Steinhöfel seine Hauptfiguren durch Berlin. Sich dabei zurechtzufinden ist gar nicht so einfach, wenn man wie Rico ein "tiefbegabtes" Kind ist, rechts und links irgendwie nicht auseinanderhalten und - ganz im Gegensatz zu Steinhöfels Protagonisten Max aus "Der mechanische Prinz" - schon gar keinen Stadtplan lesen kann. Mann, Mann, Mann. Da hilft es auch nichts, ein so cleveres Kerlchen wie Oskar kennenzulernen, denn schon bald ist Oskar selbst Opfer des Entführers Mister 2000, dem er eigentlich das erpresserische Handwerk legen wollte. Da gilt es für Rico trotz all seiner Schwächen gehörig Stärken zu mobilisieren.
Mobilisieren: etwas in Bewegung bringen. So hätte Rico es in seinem persönlichen Wörterbuch formuliert, das er als enthusiastischer Ich-Erzähler seinem am Computer verfassten Tagebuch ("Orthografie: Heißt Rechtschreibung in kompliziert.") handschriftlich hinzufügt. Mann, Mann, Mann. Als außergewöhnlich offenherzig verfahrender Erzähler vermag Rico trotz persönlicher Langsamkeit gehörig Drive in die sich ohnehin schon überschlagenden Ereignisse zu bringen…
Als Erzähler vermag Andreas Steinhöfel in der ungekürzten Hörbuchfassung der Geschichte durch seinen schwungvollen und im Tempo mit Bedacht variierenden Ton um eine zusätzliche Ebene von Dynamik und Dramaturgie zu bereichern. Als kleines Highlight am Ende jeder CD leitet der Autor in der Person Ricos mit dessen unnachahmlichem Charme von der einen zur nächsten CD über: "Das dritte Hörbuch ist zu Ende, du musst das fünfte rein tun - ne, Moment, also ... - ist ja nur noch eins übrig, nimm das."
Heidi Lexe
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