Thema: Farben in der Kinder- und Jugendliteratur



Atelier Flora: Alles Farbe
Was verbindet den Koch mit dem Ei, das Huhn mit dem Federkissen oder den Schnee mit dem Gipsbein? Mehr als die Dramaturgie einer Geschichte. Es ist die Farbe Weiß, die ihnen allen gemein ist. "Alles Farbe!" verpackt postmoderne Assoziations- und Verwandlungsfreude in das klassische quadratische Format der Fotobücher für Kleinkinder.
Seitenfüllende Fotos von spielenden - bastelnden - essenden Kindern wechseln sich mit Zeichnungen in verschiedensten Techniken ab. In einem gemeinsamen Schaffensprozess des Atelier Floras wurde mühevoll gesammelt, geknetet und arrangiert. Der bunte Setzkasten von Alltagsgegenständen erlaubt neugierige Blicke auf Altbekanntes sowie auf Ungewohntes.
Dada meets Fluxus und die Produktion eines Bilderbuches gerät zu einem Happening, dessen Dokumentation das Produkt selber ist. Fazit: Einfach selber machen!
Beltz & Gelberg 2012.
160 S.
Willy Puchner: Willy Puchners Welt der Farben
Deneuve-Blau als Farbe von Paris, Popocatépetl- Orange als Farbe des Vulkans oder Isis-Gold als Farbe von Ägypten: Die Wahrnehmung einer Farbe löst Assoziationen aus, die hier an verschiedene Orte gebunden werden – einerseits konkret benannte, andererseits solche, die universaleren Charakter haben. In Anlehnung an Goethes Farbenlehre reiht Willy Puchner Farbnuancen, die er an diesen Orten gesammelt hat, aneinander, gibt ihnen einen Namen und ergänzt sie um andere immaterielle Mitbringsel wie handschriftliche Anekdoten. Für jede dieserart verortete Seite bzw. Tafel entwirft er ein ganz eigenes Farbspektrum: Gletscherblau, Himmelblau, Blauwalblau und Eisblau sind etwa Farben der Antarktis. Willy Puchner malt dabei kein Bild mit einer Farbpalette, sondern eine Farbpalette aus einem Bild; er dekonstruiert das gedankliche – gemäß dem Titel persönliche – Bild eines Ortes in seine einzelnen Kolorierungen. In der Kombination des ordnenden, systematischen Zugangs mit einer solch ungezwungenen, behutsamen und sukzessiven Füllung seiner Seiten erschafft Willy Puchner in Form eines kunstvollen Setzkastens aus Farben und Ideen eine abstrakte Auflistung der Welt. Ein tiefgründiges Bilderbuch, das seiner persönlichen Wahrnehmungswelt entstammt und einlädt, diese zu erforschen
Residenz 2011.
40 S.
Dagmar Binder / Marie Blazejovsky: Himmelblau, Sonnengelb und Rosenrot. Meine Zauberwelt der Farben
Während die Anzahl der Grundfarben noch recht überschaubar wirkt, gibt es doch eine Vielzahl an Schattierungen: Das Blau des Himmels ist definitiv anders als jenes der Jeans, giftgrün unterscheidet sich von moosgrün. Nach Farben gegliedert finden sich hier in jedem Kapitel vielfältige Anregungen, mit Farben zu experimentieren. Die kräftigen Illustrationen von Maria Blazejovsky veranschaulichen, was mit Farben alles möglich ist. Darüber hinaus gibt es Wissenswertes über die Wirkung der Farben, ebenfalls lieferbar ist eine CD mit Liedern, Gedichten und Geschichten von Farben.
Patmos 2004.
96 S.


Sabine Lohf: Zitronengelb und Feuerrot. Das Buch der vielen Farben
Was haben Prinzessinnenrosa und Hexenhaarrot gemeinsam? – Obwohl sie zwei sehr unterschiedliche Farbnuancen repräsentieren und auch sonst unverwechselbar auftreten, werden sie in diesem Pappbilderbuch von ein und derselben Mädchenfigur dargestellt. Einmal in Kleidchen aus Rosenblütenblättern und schon auf der nächsten Seite in einem Rock aus echtem, orangenem Kürbis. Jede Doppelseite zeigt ein neues, schön-klingendes Farbenwort, dem unterschiedlichste Bildassoziationen gegenübergestellt werden. Von Bananengelb über Zebrastreifenweiß bis hin zu Buntkariert – Sabine Lohfs Ideenschatzkiste aus größtenteils haptisch dargestellten und abfotografierten Collagen und Miniaturobjekten macht Lust auf eigene Farbideenumsetzungen und lädt darüber hinaus zum Spiel mit Worten ein.
Moritz 2013.
106 S.
Ricio Bonilla: Welche Farbe hat ein Kuss?
Minimia, die kindliche Ich-Erzählerin des Bilderbuches malt für ihr Leben gerne. Rote Marienkäfer, blauer Himmel, gelbe Bananen und vieles mehr wurden bereits von ihr abgebildet, als sie eines Tages vor der Frage steht, wie denn eigentlich ein so abstraktes Ding wie ein Kuss zu malen sei. Auf der Suche nach Lösungsmöglichkeiten werden der Reihe nach unterschiedliche Farben durchdekliniert. Minimia listet hierbei sowohl ihre konkreten als auch ihre abstrakten, ihre positiven und negativen Farbassoziationen auf. Rot erinnert sie nicht nur an Spaghettisoße, sondern auch an Wut. Gelb ist die Farbe von guten Ideen und Honig, aber leider ebenfalls von Bienen. Auch im Kinderuniversum eher unpopulären Farben wie braun, grau und schwarz wird auf diese Weise positives abgewonnen. Kontrastiv zu den bunten Farben ist die sympathisch-pfiffig gezeichnete Protagonistin selbst großteils in schwarzweiß gehalten. Nebenbei erteilt sie eine Absage an den unter vielen Mädchen der Altersgruppe vorherrschenden rosaglitzer Trend, denn Feen und Prinzessinnen kann sie nicht ausstehen. Da sie sich für keine Farbe entscheiden kann entschließt sich Minimia schließlich zur Feldforschung. Ein Kuss von Mama bringt des Rätsels Lösung.
Aus dem Span. v.
Jumbo 2018.
32 S.
Jutta Bauer: Die Königin der Farben
Malwida ist die Königin der Farben – und wenn sie ruft, dann kommen ihre Untertanen eilig herbei: Vom sanften Blau über das gefährliche Rot bis hin zum Gelb, das warm und hell, aber auch gemein sein kann. Während die Königin mit schlichten schwarzen Pinselstrichen dargestellt wird, treten die einzelnen Farben in Form von Buntstiftstrichen, die den Hintergrund auf unterschiedliche Weise in Besitz nehmen, auf. In Bild und Text ungemein poetisch erzählt, liefert dieses erstmals 1998 erschienene Bilderbuch Inspirationen zur eigenen Weiterbeschäftigung – ob durch das Anmalen der letzten Seite, Tanz oder Theater. Aus einem Fernsehfilm entstanden, gibt es mittlerweile neben Hörbuch und Memory zur "Königin der Farben" auch ein Buch, das unterschiedliche Ideen und Materialien zum Einsatz des Bilderbuchs in Kindergarten, Grundschule, Förderschule und Sekundarstufe präsentiert.
Beltz & Gelberg 2008.
64 S.
Alice Hoggstad: Das kunterbunte Monsterbuch
Die Monster sind los! Vollbunte Wesen mit Fangarmen, spitzen Zähnen, Glubschaugen und Stacheln werden von einem Mädchen auf Wege sowie Hauswände gezeichnet und erwachen zum Leben. Bald schon helfen sie dem Mädchen und anderen Kindern die ganz in schwarzweiß gehaltene Stadtszenerie nach und nach detailreich zu bemalen. Sie erzeugen einige Unruhe unter den Stadtbewohner*innen. Denn nicht alle sind der kreativen Verschönungsaktion wohlgesinnt… Alice Hoogstads Bilderzählung kommt gänzlich ohne geschriebenen Text aus. Sie enthält vielschichtige und wimmelbuchartige Abbildungen, die zu eingehender Betrachtung einladen. Die gezeichneten Monster sehen mehr gutmütig aus als gefährlich und machen Lust, selbst den Stift in die Hand zu nehmen und kreativ zu werden. Ob ganz monstermäßig auf Hauswänden oder anderen Untergründen bleibt zu verhandeln…
aracari 2015.
24 S
Inge Fasan / Linda Wolfsgruber: Das Meer ist riesengroß
Verschwommen im Meer, getrieben von den Wellen des Schicksals zwischen Kindheit, Jugend und dem Erwachsenwerden. Der als Kind ausgesprochene Wunsch, das Meer zu sehen, zieht sich über knapp ein Jahrzehnt bis zu seiner Erfüllung. Dazwischen liegen Irrfahrten und Ablenkungen. Das Meer in seiner unfassbaren Größe erstreckt sich in der Inhalts-, Text- und Bildgestaltung als Metapher für die Vielschichtigkeit des Lebens. Linda Wolfsgrubers ausschließlich in blauen Farbtönen gehaltene Illustrationen scheinen zwischen stark zurück genommenen Objekten und breiten Farbflächen zu verfließen. Ein auf allen Ebenen anspruchsvoll gestaltetes Bilderbuch über das Treiben zwischen den Wellen des Lebens.
Bibliothek der Provinz 2007.
42 S.
Michael Stavaric / Linda Wolfsgruber: Als der Elsternkönig sein Weiß verlor
Als der tyrannische Elsternkönig eines Tages sein Weiß verliert, geht er sogar so weit, “alle weiße Farbe gänzlich aus seinem Reich zu verbannen”. Das kann nicht lange gut gehen, und so muss er schließlich sein Reich verlassen, um eine neue Bestimmung zu finden. Stavaric nimmt einen Text aus seinem Erwachsenenroman “Gotland” ein weiteres Mal auf und erzählt in dichter, poetischer Sprache eine mehrfach lesbare Parabel - auf das Alter(n), aber auch auf andere prägende Veränderungen des Lebens. Linda Wolfsgrubers mit Pappendeckeldruck gearbeitete Illustrationen setzen die Tragik der Geschichte mit wenigen expressiven Strichen um. In einem faszinierenden Wechsel von Transparenz und Flächigkeit legt sie Schichten des Gezeigten übereinander und lässt so das bestimmende Weiß in ein immer stärker um sich greifendes Schwarz übergehen: Bis letzten Endes mit dem Wiederfinden des Weiß auch ein hoffnungsvolles Hellblau seinen Platz im Bildraum findet.
kunstanst!ifter 2017.
36 S.
Reinhard Ehgartner / Helga Bansch:
Das kleine Farben-Einmaleins
Der Start ins Leseleben erfolgt heute viel früher als zu Zeiten der guten alten Fibel und gestaltet sich viel kreativer. An der Kinderzimmerwand hängt zum Beispiel eine Leselatte: Helga Bansch zitiert in der ersten der doppelseitigen Illustrationen sich selbst und stellt damit das Zählbuch der besonderen Art mitten hinein in das Einmaleins einer Buchstart-Welt. Gereimt und in fließendem Sprachrhythmus werden das Bilderbuchkind, die Lesemaus Mio und mit ihnen die LeserInnen mit hinein genommen in die Kreativwelt illustrer Tierfiguren, die in immer höherer Anzahl erscheinen. Am Ende treffen alle unterwegs – im wahrsten Sinne des Wortes – aufgelesenen Tiere im Kinderzimmer ein und machen sich auf zu einer neuen (imaginierten) Reise. Ein fließender Sprachrhythmus regt gemeinsam mit zugänglichen Reimen und fremden wie vertrauten Wörtern zum Mitsprechen und eigenständigen Spielen mit Sprache an – seit 2014 auch mehrsprachig! Das im Mittelpunkt stehende Kind bleibt geschlechtslos, „1 mal Weiß“ und lässt gerade dadurch ein hohes Identifikationspotential für Mädchen und Buben zu; es beginnt das Buch früh am Morgen, überall liegen Bücher und wer genau hinsieht, erkennt bereits erste Verweise auf die nachfolgenden Seiten … Darauf erkundet das Kind dann gemeinsam mit Maus Mio immer wieder neue Lebensräume: 2 Prärie- Löwen, 3 quakende Frösche, 4 Flamingos am Teich … Am Ende treffen alle unterwegs – im wahrsten Sinne des Wortes – aufgelesenen Tiere im Kinderzimmer ein und machen sich auf eine neue (imaginierte) Reise. Die leicht zugänglichen Umsetzungen der tierischen Lebensräume in unterschiedlichsten Techniken lassen in ihren Kompositionen viel Platz für Details und illustrieren den vielfältigen Zauber des Lebens. Eine beinahe synästhetische Version des „alten“ Einmaleins!
Wiener Dom-Verlag 2012.
20 S.
Mehrsprachige Ausgaben:
Kroatisch-Bosnisch-Serbisch-Montenegrinisch, Türkisch, Italienisch, Englisch. Türkisch, Kroatisch-Bosnisch-Serbisch-Montenegrinisch, Englisch, Arabisch.
Tyrolia 2014 & 2016.
20S. / 20 S.
Drew Daywalt / Oliver Jeffers: Der Streik der Farben
Drew Daywalt / Oliver Jeffers: Die Heimkehr der Farben
Wenn die Malkreiden streiken und ihrem Unmut in wortgewandten Briefen, wie sie nur unzufriedene, frustrierte Farben verfassen können, lautstark Gehör schaffen, dann befinden wir uns in einem genialen, originellen Bilderbuch von Drew Daywalt und Oliver Jeffers. Ungeniert und mit flottem Wortwitz berichten Blau, Pink und Gelb von ihren Problemen, sie fühlen sich überfordert, vernachlässigt, eifersüchtig. Mit feinen, aber bestimmten Strichen weiß der irische Illustrator ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Seine kecken Illustrationen, die Duncans Kinderzeichnungen auf raffinierte Weise mit den Vorstellungen der Malkreiden fusionieren, tragen wesentlich zum humorvollen Ton des US-amerikanischen Filmemachers und Autors bei. Nur gut, dass Duncan so schnell eine Lösung weiß.
In der Fortsetzung sind die Kreiden schließlich gealtert und in die Welt ausgezogen – manche weiter weg als andere (die es gerade mal bis zur Tür hinaus in den garstigen Regen und dann schnell wieder zurück ins trockene Haus geschafft haben). In Postkarten berichten sie von ihren skurrilen, abenteuerlichen Erlebnissen. Die Zuverlässigkeit so mancher Erzählungen wird allerdings immer fragwürdiger und wieder weiß Duncan, die kleinen und großen Problemchen der Kreiden auf amüsante Weise zu umschiffen.
Aus dem Engl. v. Anna Schaub.
NordSüd 2016 / 2018.
40 S. / 40 S.



Dolf Verroen: Wie schön weiß ich bin
Zu ihrem zwölften Geburtstag erwartet Maria eine Überraschung. Sie ist in einer großen Suppenterrine versteckt und ist – „ein Menschlein“, Koko, ihr erster eigener Sklave. Dazu erhält sie die passende Peitsche. In vierzig kurzen, fast lyrikhaft anmutenden inneren Monologen erzählt Maria von ihrem Alltag als Tochter eines Plantagenbesitzers in Surinam. Immer wieder ist man als LeserIn fassungslos über die Grausamkeit und Kälte, mit der die SklavInnen behandelt werden. Konsequent aus der Sicht des altklugen Mädchens erzählt wird auf jede moralische Bewertung verzichtet. Dadurch wird umso deutlicher, wie wenig Individuen die innere Logik des gesellschaftlichen Systems hinterfragen, in das sie hineingeboren werden – ein Text, der grundlegende ethische Fragen aufzuwerfen vermag und in seiner Dichtheit wohl begleitende Vermittlung durch Erwachsene braucht.
Aus dem Niederländ. v.
Rolf Erdorf.
Fischer Schatzinsel 2007.
80 S.
Charlotte Kerner: Blueprint Blaupause
"Das Wort Klon mag ich übrigens nicht, weil es inzwischen zu abgenutzt und abgelacht ist. Ich nenne mich lieber Blueprint. Die Blaupause ist eine Kopie, die ohne Umwege über ein Negativ gewonnen wird und auf einem weißen Grund blaue Linien zeichnet." Die Beziehung zwischen Siri und ihrer Mutter Iris ist eine besondere: Denn als die begabte Mutter von einer schweren Erkrankung erfuhr, ließ sie sich klonen. Angesiedelt in einer unbestimmten Zukunft, wird hier das noch nicht Mögliche als Geschichte aus der Sicht einer Betroffenen erzählt – und dadurch das Mögliche weitergedacht. Ein Buch zum Streiten und Nachdenken über die ethische Problematik des Klonens, erzählt auf hohem literarischen Niveau.
Beltz & Gelberg 2008.
208 S.
Joyce Carol Oates: Nach dem Unglück schwang ich mich auf, breitete meine Flügel aus und flog davon
Bei einem Autounfall kommt Jennas Mutter ums Leben, sie selbst überlebt schwer verletzt. "Im Blauen", so empfindet sie das durch Medikamente erleichterte Dahindämmern auf der Intensivstation, kann sie verdrängen, was sie danach umso härter einholt: Das Gefühl, am Unfall und damit am Tod der Mutter schuld gewesen zu sein. Jenna muss zu ihrer Tante übersiedeln, deren Versuche, sich um sie zu bemühen, weist sie brüsk ab, zu tief sitzen Schmerz, Trauer und Schuld. Sprachlich ungemein packend und dicht erzählt, arbeitet die Autorin mit eindringlichen Motiven wie Kälte und Schmerz, stets ganz unmittelbar am Erleben der Protagonistin orientiert. So sperrig der Titel dieses Jugendromans scheinen mag, so unmöglich ist es, sich dem Sog dieser Geschichte zu entziehen.
Aus dem Engl. v.
Birgitt Kollmann.
Hanser 2008.
272 S.