Ab acht Jahren
Kirsten Boie: Prinzessin Rosenblüte
Hochmut kommt vor dem Fall: für Prinzessin Rosenblüte bedeutet das die Versetzung aus dem Märchenland vor einen Supermarkt von heute. Dort findet sie sich auf einem Fahrradständer sitzend wieder und wird von Emma aufgegabelt, die sich des seltsamen Wesens im rosa Ballkleid annimmt. Der königliche Hof trifft auf die Jetztzeit, wo sich Emma lieber für einen Gummiwurm entscheidet, anstatt sich die Haare zu föhnen. Dass man den Prinzen aus dem Reich der Adler heiraten muss, weil es schon immer so gewesen sei, ist für Emma ebenso unverständlich, wie die Tatsache, dass man als Prinzessin 34 Hofdamen hat, deren Namen man nicht alle kennt. Durch die Vermischung von altertümlicher und moderner Sprache, die die Herkunft der beiden Mädchen kennzeichnet, wird der besondere Humor dieser Geschichte unterstrichen. Mit Emma an ihrer Seite scheint die Charakterverbesserung der Prinzessin, die ihr von einer Fee auferlegt wurde, zu fruchten. Durch Emmas Märchen-know-how finden die beiden einen Weg das soziale Verhalten von Rosi zu verbessern. Dabei wird auf witzige Art und Weise das eine oder anderen Märchenklischee oder Rollenbild aufgebrochen.
Ill. v. Silke Brix-Henker.
Oetinger 1995.
141 S.
Eoin Colfer: Tim und das Geheimnis von Knolle Murphy
Sommer bedeutet Spaß haben, Freund*innen treffen und nichts tun. Nicht aber für Tim und seinen Bruder Marty, die kurzerhand in die städtische Bücherei verfrachtet werden, wo die gefürchtete Bibliothekarin Knolle Murphy regiert. Eoin Colfer greift das mit Klischees beladene Motiv der Bibliothekarin auf und vermag Zuschreibungen so stark zu übersteigern und damit zu ironisieren, dass eine schwarzhumorige Erzählung von besonderem Charme entsteht: Wimmernde Kinder flehen ihre Eltern an, nicht in die Bibliothek zu müssen - und landen schließlich dennoch vor Knolle Murphy, die ohne Erbarmen störungswillige Buben einfach mit ihrer Kartoffelschrotflinte niederknollt. Aus konsequent kindlicher Perspektive wird die Erstbegegnung mit Mrs Murphy geschildert, die kein Pardon mit Unruhestiftern kennt. Unterstrichen von Tony Ross bitterbösen Zeichnungen wird die in der Tradition Roald Dahls stehende Entfremdung zwischen Kinder- und Erwachsenenwelt auf die Spitze getrieben. Lässt Knolle Murphy sich austricksen? Oder weiß gar wahres Risiko im Dienst der Leselust ihr Herz zu erweichen?
Ill. v. Tony Ross.
Aus dem Engl. v. Brigitte Jakobeit.
Beltz 2005.
97 S.
Joachim Friedrich/ Minna McMaster: Lukas und das Geheimnis der sprechenden Tiere
Mit Tieren kommunizieren zu können, ist nicht immer von Vorteil. Zumal wenn man einen hypochondrischen Kater besitzt, der glaubt, jeden Tag eine andere lebensbedrohliche Krankheit zu haben und sich pausenlos beschwert, dass er auf den Mädchennamen Millicent getauft wurde. Lukas kann, wovon viele Menschen träumen. Wenn er sein Hörgerät ausschaltet, schaltet er auf „Tierfunk” und kann die Wehwehchen der Patient*innen in der mütterlichen Tierarztpraxis hören. Dieser zunächst nette Zeitvertreib entpuppt sich innerhalb der temporeichen Geschichte zu einer Gabe, die Katzenleben rettet: Bei der Tierrettungsaktion werden Lukas und Millicent von der kleinen Marie, die oft übersehen wird, und der nicht so kleinen, aber ängstlichen Dogge Horst unterstützt. Humorvoll verschmilzt eine Welt von sprechenden Tieren mit Elementen eines Kinderkrimis, der in „Lukas und die Meckerschweinchen“ (2018) eine Fortsetzung findet. Zum teils sarkastischen Text gesellen sich Illustrationen, in denen vor allem die Gefühle in der Mimik der Figuren ihren Ausdruck finden und mitunter nicht nur Kinder schmunzeln lässt.
Ill. v. Astrid Henn.
Orell Füssli 2017.
175 S.
Christine Nöstlinger: Die besten Geschichten vom Franz.
Der Franz ist sieben Jahre alt und geht in die erste Klasse. Er ist das kleinste Kind in der Schule steht zu Beginn der ursprünglich als Einzelbände erschienenen Sammlung, der ebenso liebenswerten wie unverwüstlichen Franz-Geschichten, in der Leser*innen zunächst mit dem Protagonisten vertraut gemacht werden. Schulgeschichten gesellen sich hier zu Kranken- und Liebesgeschichten und allerhand, was sonst zu einem kindlichen Leben dazu gehört, wie Weihnachten oder Fernsehen. Kinder im frühen Lesealter werden überdies auch auf ihr womöglich erstes Detektivabenteuer mitgenommen. Wie für Christine Nöstlinger üblich handelt es sich auch bei Franz um keine Heldenfigur mit Vorzeigecharakter: mit seinem blonden Lockenkopf sieht er aus wie ein Mädchen, er ist zu klein für sein Alter und seine Stimme wird piepsig, wenn er sich aufregen muss. Umso liebenswürdiger ist er, wenn er sich durch die Problemchen seines Kinderlebens kämpft. Zunächst allein, dann in Begleitung seiner Freundin Gabi stellt er sich den Hürden und dem Unverständnis, wenn sich beispielsweise sein Bruder Josef zum ersten Mal verliebt und erkennt dabei, dass man nie zu klein ist, um tapfer zu sein.
Ill. v. Erhard Dietl.
Oetinger 2018.
278 S.
Käthe Recheis: Kleines Monster Schnibulum
Herumhopsen und juhuchzen! Das ist es, was die Freund*
innen, ein Katzenkind, ein Hamster, ein Hase und ein Otter am liebsten tun. Nur der fünfte im Bunde, der Maulwurf, fühlt sich in seiner misstrauisch-missmutigen Lebenshaltung bestätigt, als sich das Gerücht vom Nahen des alles verschlingenden Silbersuppenmonsters wie ein Lauffeuer verbreitet. Eilig werden – strategisch durchdacht – Vorkehrungen getroffen, um das Schlimmste vielleicht doch noch abwenden zu können. Als bei der folgenden Überschwemmung das Schnibulum ange-
schwemmt wird, das alles andere als ein Monster ist, nutzen die Freund*innen die Gelegenheit, um über ihr Verhalten gründlich nachzudenken... Herzerfrischend und mit Verständnis für die Fehlbarkeit ihrer Figuren erzählt Recheis in unverkitschter Sprache bis zum versöhnlichen Ende. Dabei wird der Text von in schwarz-weiß gehaltenen Illustrationen von Dieter Konsek unterstützt, die auch auf der bildlichen Ebene beweisen, dass das Monster keineswegs ein Monster ist.
Ill. v. Dieter Konsek.
Kerle 1997.
94 S.
Oliver Scherz: Wir sind nachher wieder da, wir müssen kurz nach Afrika.
„Afrika ist da schönste Land, dass ich nicht kenne!“, bekennt Zoo-Elefant Abu und will unbedingt den Heimatkontinent seiner Vorfahren bereisen und erkunden. Kurzerhand klopft er mit seinem Rüssel eines Abends an das Fenster von Joscha und Marie, die sich – kaum verwundert über den tierischen Besuch – kurzerhand mit Äpfeln, Keksen und Globus bepackt auf dem Rücken des grauen Riesen auf die Reise machen – Mama und Papa sind ohnehin nicht da. Zunächst müssen die drei aber so manche Gefahr im Meer, in einer Schneekugel den Hang hinabkullernd und in der trockenen Luft der Savanne meistern. In den zum Teil ganze Seiten füllenden Illustrationen werden die tierischen Akteur*innen und die beiden Kinder kulleraugig gekonnt in Szene gesetzt und unterstützen so die Leser*innen bei der Lektüre. In kleinen Episoden, in denen die Reisegruppe auf allerhand Tiere der afrikanischen Steppe trifft, wird das Erzählen immer wieder zum Thema: Joscha und Marie geben beispielsweise ihre Geschichte über das erlebte Abenteuer mit Abu vor dem Gorilla zum besten, um sich vor ihm zu beweisen.
Ill. v. Barbara Scholz.
Thienemann 2014.
104 S.
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