Kindercomic

Sid Sharp: Der Wolfspelz
Ein Schaf im Wolfspelz, das ist Bellwidder Rückwelzer. Als äußert selbstbewusstes Schaf fühlt sich Bellwidder wohl in seiner Schafshaut. Den Morgen beginnt er mit Dehnübungen, einem ausgedehnten Bad und einem Blumenfrühstück sowie positiven Affirmationen vor dem Spiegel. Es wäre alles so schön, würden die angsteinflößenden Wölfe nicht die Futtersuche erschweren. Um sich seiner Angst zu stellen, näht er sich ein Wolfskostüm und begibt sich mutig unter die Wölfe. Bis sich das Kostüm aufzulösen beginnt und das Schaf inmitten der Wölfe steht mit der Erkenntnis, dass diese Unbekannten vielleicht doch gar nicht so böse sind, wie zu Beginn geglaubt wurde … Liebevoll und bunt illustriert Sid Sharp eine Geschichte über Freundschaft und die Bedeutung von Wahrheit. Dabei greift er die Frage auf, ob wir nicht manchmal etwas genauer hinsehen und mehr Vertrauen in uns selbst bekommen müssen, um zu verstehen, dass die Welt nicht voller Wölfe in Schafspelzen ist. Selbstliebe und -vertrauen wird facettenreich verhandelt und so zur Eigenreflexion im Leseprozess angeregt. Eine komplexe Graphic Novel, die zugänglich und immer wieder überraschend den Weg zur Selbstfindung zeichnet, mit einem äußerst sympathischen Protagonisten.
Aus d. Engl. v. Alexandra Rak.
NordSüd 2023.
122 S.
Suzanne und Max Lang: Kein Stress, Jim!
Der Schimpanse Jim von Suzanne und Max Lang ist vielleicht bereits bekannt: Nachdem er keinen Bock mehr hatte und die Nacht durchgemacht wurde, stand die schöne Bescherung vor der Tür. Und nun hat Jim nur mehr ein Ziel: jeglichen Stress los zu werden. Denn so ein Affenleben kann sehr mühsam sein. Was hilft da besser als ein Morgenspaziergang durch den langsam erwachenden Dschungel? Gar nichts. Und wenn man dann noch so wie Jim mit einer Stressorange – »Orange pressen, Stress vergessen« – ausgestattet ist, kann einem gelungenen Start in den Tag eigentlich nichts mehr im Wege stehen, oder? Falsch gedacht. Denn der friedliche Spaziergang und somit Jim wird von allerhand anderen Dschungelbewohner*innen gestört, die sich dem Flanieren durch den Wald anschließen. In einer dem Kindercomic entsprechenden Form mit einfacher Panelstruktur entspinnt sich so ein morgendliches Abenteuer, in dessen Zentrum der Affe samt seiner Orange steht. Angereichert mit einer Papayaschlacht, einem Rezept für Bananeneis am Stiel und der alles überschattenden Frage, wie eine neue perfekte (Stress-)Orange gefunden werden kann, wartet „Kein Stress, Jim!“ mit jeder Menge Situationskomik auf und besticht wie auch bereits die Vorgängerbände in neuer Form.
Aus d. Engl. v. Pia Jüngert.
Loewe 2022.
79 S.


Patrick Wirbeleit und Stephan Lomp: Weltraumpolizistin Oma Gurke
In diesem Sci-Fi-Comic wird ein Polizeibot der Weltraumpolizei vom intergalaktischen Handelsposten Helga Centauri während einer Verbrecherjagd überraschend auf die Erde teleportiert. Er landet dort in einem Altersheim: Oma Gurke, die eigentlich in ebenjenem Altersheim wohnt, findet sich plötzlich an seiner Stelle auf Helga Centauri und im Anzug des Polizeibots wieder. Der intergalaktische Handelsposten ist ein Polizeiregime, in dem das Stricken mit Strafen geahndet wird, weil Nachrichten hier nicht mündlich weitergegeben, sondern in einem Wörtlich-nehmen der Metapher vom Textgewebe auf Pullover und Schals gestrickt werden. Freie Meinungsäußerung ist unerwünscht und es ist an Oma Gurke als Polizeibot die Schurk*innen, die Strickverbrechen begehen, zu jagen und festzusetzen. Dabei läuft sie zu ungeahnten Höhen auf, macht der Weltraumpolizei aber einen Strich durch die Rechnung. Unterdessen sieht sich der Polizeibot mit dem Leben im Altersheim konfrontiert und wird dort zum Selbstdenken angeregt. Farbenfrohe, bewegungsreiche Panels nehmen Elemente des klassischen Superheld*innencomics auf und erzählen mit verhältnismäßig wenig Textanteil, aber mit umso mehr Soundwords und Splashlinien von vertauschten Rollen, der Gefahr von Stricken und den Vorzügen vom gediegenen Leben im Altersheim.
Kibitz 2023.
83 S.
Patrick Wirbeleit, Andrew Matthews und Owe Heidschötter: Das unsichtbare Raumschiff
Die Besatzung des Raumschiffes Invisibility 2 bestehend aus Kapitän Bück, Offizierin Suki, Leutnant Bot und der zottelige, an den Star-Wars-Helden Chewbacca erinnernde und ebenso Wortkarge Honk triumphiert, als der neue Unsichtbarkeitsmodus sofort funktioniert. Einziger Schwachpunkt: Er lässt sich nicht wieder ausschalten, und das Team befindet sich in totaler Dunkelheit – so wie auch die Lesenden. Auf schwarzen Panels werden die Figuren durch unterschiedlich farbige Sprechblasen markiert und so voneinander unterschieden. Für die Lesenden findet sich die Crew in Farbe am Schmutztitel, wo auch die Farbe und Form der Sprechblasen zugewiesen werden. Nur bei einem kurzen Wackelkontakt wird die Crew im Raumschiff selbst sichtbar. Die schwarzen Seiten gepaart mit einem Weltraumabenteuer, das nur über den Weg der Kommunikation funktioniert, hält so einige Tücken für die Crew bereit. Und wer glaubt, dass nicht auch Bösewichte in völliger Dunkelheit in die Flucht geschlagen werden können, wird überrascht werden. Das ständige im Dunkeln Tappen, ohne einander zu sehen, mit dem Einsatz von Soundwords und Situationskomik, macht den besonderen Reiz dieses spannenden und unterhaltsamen Comics aus, der (fast) ganz ohne figurative Bilder auskommt.
Kibitz 2022.
69 S.
Roald Dahl und Pénélope Bagieu: Hexen hexen
Hexen. Es gibt sie! Basierend auf dem erstmals 1983 erschienenen Roman von Roald Dahl folgt die Graphic Novel der Panik des kindlichen Protagonisten, der von seiner Großmutter vor den Machenschaften der perfiden Meisterinnen der Tarnung gewarnt wird. Schon wenig später gerät er auch tatsächlich mitten hinein in einen Hexenkonvent. Effektvoll wird Roald Dahls schwarzhumoriger Erzählton durch eine moderne Bildsprache ergänzt, mittels derer Figuren und Ereignisse im coolen Styling des 21. Jahrhunderts in knalligen Farben wirkungsvoll überzeichnet werden. Die weitgehend geordnete, sehr geradlinige Panelstruktur steht dabei in dynamischem Kontrast zur abgrundtiefen Hässlichkeit der Hexen, wobei zugeschriebene äußerliche Attribute keinesfalls ausgespart werden, und dem sich in den Laustärkereglern der Sprechblasen abzeichnenden Wahn ihres brutalen Kinder-Vernichtungs-Plans. Actionreich hält der Protagonist dagegen und sorgt – selbst im schwarzmagisch bedingten Miniaturformat einer Maus – für eine ebenso pfiffige wie diverse Neu-Inszenierung.
Aus d. Franz. v. Silv Bannenberg.
Reprodukt 2020.
320 S.
Marie Desplechin / Magalie Le Huche: Hexenkram. Grüna und Pyrina
Grüna empfindet ihr Leben als ganz und gar verpfuscht. Denn sie wünscht sich nichts sehnlicher, als ein unauffälliges, ganz normales Teenager-Leben zu führen. Doch da sei ihre Mutter mit dem wallenden roten Haar vor, die gänzlich andere Pläne für ihre Tochter im Sinn hat. Was nicht zuletzt dem Umstand geschuldet ist, dass sie eine Hexe ist und so ist klar: Auch Grüna soll eine werden. Komme, was da wolle. Zum Glück gibt es da noch Anastaschu, Grünas Großmutter, die ausgestattet mit einer perfekt sortierten und aufgeräumten Hexenküche ihre skeptische Enkelin dann doch fürs Handwerk zu begeistern weiß. Viel wichtiger aber: In den rahmenlos, aber in weitgehend konstanter Seitengestaltung angeordneten Panels, die ab und zu in der Größe variieren, zeigt sich, dass für Grüna zuallererst das soziale Miteinander ausschlaggebend ist. Dazwischen eröffnen sich immer wieder doppelseitenfüllende, an Wimmelbilder erinnernde Szenarien, die die Sozialräume, in denen sich Grüna bewegt, verdeutlichen: Familie und Freundeskreis wachsen über die ersten beiden Bände der Serie zunehmend an, fokussieren auf verschiedene Figuren und gestalten sich im dynamisch-kantigem Comicstil erfrischend alltäglich und dennoch abwechslungsreich.
Aus d. Franz. v. Silv Bannenberg.
Reprodukt 2023.
82 / 72 S.

Josephine Mark: Trip mit Tropf
Hochgetunt zum literarischen Soundtrack begleitet „Born to be wild“ einen aberwitzigen Roadtrip. Wolf und Kaninchen befinden sich auf der Flucht und vermögen dem Jäger und dessen Hund Horst immer nur knapp zu entkommen. Aber alles der Reihe nach: die beiden ungleichen Gefährt*innen sind nur gemeinsam unterwegs, weil das Kaninchen dem Wolf in der Waldklinik, wo er sich selbst näht und es auf die nächste Behandlung gewartet hat, das Leben gerettet hat. Ungeplant, aber doch. Und gleiches wird hier mit gleichem vergolten: so will es der Wolfskodex. Mit dabei auf der Flucht: Der Infusionstropf des (offenbar) krebskranken Kaninchens. Der coole Meister Isegrim kümmert sich rührend um das immer kahler werdende kleine Tierchen im Plüschtierstyle und katapultiert es im Laufschritt, per Pick-Up oder Uralt-Motorrad samt Beiwagen durch die immer winterlicher werdende Landschaft. Ehrenkodex hin oder her, auf jeden Fall der Beginn einer wunderbaren Freundschaft? Ein fulminanter Comic, der die Sick-Lit action- und anspielungsreich an die Wand spielt und dabei erfreulicherweise Begriffe wie Krebs oder Chemotherapie ausspart, sondern die Bilder und die körperliche Verfasstheit des Kaninchens für sich sprechen lässt.
Kibitz 2022.
179 S.
Luke Pearson und Matthias Wieland: Hilda und Hörnchen. Das Regenversteck
Die Abenteuer der türkishaarigen Hilda sind inzwischen fixer Bestandteil im Kinderprogramm des Comicverlags Reprodukt. Und das ist auch gut so. Das Konzept ist auch bei „Hilda und Hörnchen. Das Regenversteck“ bestechend: Ausgehend vom vertrauten, sicheren Zuhause machen sich Hilda und Hörnchen (Halb Fuchs, Halb Hirsch) auf zu einem neuen Abenteuer, als sie plötzlich vom Regen überrascht Schutz in einer Höhle suchen, wo sie nicht alleine sind … Auf wenigen Seiten etablieren die Bücher immer wieder eine nordisch anmutende Ikonographie: In gedecktem, den Räumen und Situationen entsprechenden Farbdesign erzählt Luke Pearson von Hilda und ihrer Mutter, die in einer naturnahen Blockhütte leben und dort mit Trollen, Fuchshörnchen oder Holzmännchen konfrontiert sind. Die phantastischen Comics betreiben auf der inhaltlichen und optischen Ebene ein Spiel mit Perspektive und lassen so schon junge Leser*innen an den erzählerischen Raffinessen sequenzieller Bildfolgen Vergnügen finden. Und auch wenn es bei den Abenteuern mitunter etwas wilder zugeht, eine Riesenschlange ausgetrickst wird, andere (Fabel)Wesen besiegt werden und man sich mit ihnen angefreundet hat, schließt sich der Erzählbogen zum Ende hin wieder zu jenem in Erdfarben gehaltenen Zuhause, wo Hilda und Hörnchen in Sicherheit sind.
Aus d. Engl. v. Matthias Wieland.
Reprodukt 2024.
32 S.
Anke Kuhl: Manno
Familie Kuhl: das sind Anke und ihre ältere Schwester Eva, Mama, Papa und, ganz wichtig, die Großeltern, die mit im Haus wohnen und als symbiotisches „Openom“ heimeliger Ausflugsort und manchmal auch Sicherheitsnetz für die beiden Kinder sind. Diese Familie steht im Zentrum des autobiographischen Comics, der auf die 1970er fokussiert: Die meisten der kurzen Ereignisse spielen sich in Ankes unmittelbarer Umgebung ab, im Haus, im Garten, auf dem Heimweg von der Schule, und sind für die Protagonistinnen doch große Abenteuer. Junge Leser*innen finden hier spannende, traurige und manchmal auch eklige Geschichten aus ihrer Lebenswelt, Erwachsene mal schreiend komische – die großartige ABBA-Performance der Freundinnen! –, mal zu Tränen rührende Erinnerungen an eine Kindheit zwischen Dalli-dalli („Das war Spitze!“) und Haarsprayfrisuren. Da wird mit Klobürsten gefochten, beim Quälspiel die Nase in die gefürchtete Stinkevase gesteckt und wenn das Familienleben mal nicht schön, sondern beängstigend ist, kriechen die beiden Mädchen zu Openom ins Bett. Die kunterbunten Fragmente reihen sich lose aneinander, tanzen aus den Panels hinaus und wieder hinein und sind so wunderbar erzählt, dass man immer wieder zu ihnen zurückkehren möchte.
Klett Kinderbuch 2020.
128 S.
Nora Dasnes: Regenbogentage
„Ein ganzes Tagebuch vollschreiben. Mit Bao und Linnéa die beste Base im ganze Wald bauen. Mich verlieben (vielleicht).“ Die 12-jährige Tuva hat eine Liste von Dingen zusammengestellt, die sie im Laufe der siebten Klasse umsetzen will. Doch ausgerechnet der letzte Punkt auf ihrer To-Do-Liste löst bei der Protagonistin leichte Irritationen aus. Denn während die einen in der Klasse in diesem Verlieben schon mitten drinnen sind, spielen die anderen noch lieber im Wald. An der Schnittstelle zwischen nicht-mehr-Kind-, aber auch noch nicht Erwachsen-sein verortet die norwegische Künstlerin ihr Debüt und beweist thematisch gleichermaßen wie in der Gestaltung der unterschiedlichen Seiten ein Feingespür für das mitunter bruchstückhafte Innenleben von Tuva. Als dann auch noch Mariam neu an die Schule kommt, werden Tuvas Pläne völlig auf den Kopf gestellt. Nur gut, dass es in diesen Wirrnissen Tagebücher, Lasagne und ihren Papa gibt, der in jeder Situation die richtige Playlist parat hat. Unaufgeregt und zugleich unmittelbar erzählt diese Graphic Novel vom ersten Verliebtsein und jugendlicher Unsicherheit – vor allem aber vom Glück, liebende Menschen um sich zu haben, die trotz aller Irritationen Geborgenheit garantieren.
Aus d. Norweg. v. Katharina Erben.
Klett Kinderbuch 2021.
256.
Patrick Wirbeleit und Matthias Lehmann: Ich und die Tod Detektei
Lukas lernt nach seinem Unfall, der fast tödlich ausgeht, den Tod persönlich kennen. Doch der Tod wird hier keineswegs als gruselige, unnahbare Figur inszeniert, sondern in einer Mischung aus Humor und nachdenklicher Melancholie. Zwischen den beiden entwickelt sich eine außergewöhnliche Freundschaft; als plötzlich der Familienfreund Johann unter mysteriösen Umständen im Dorfteich ertrinkt, wird es richtig rätselhaft und die titelgebende Tod Detektei wird gegründet. Für den Tod ist klar: Das war kein Unfall. Und so machen sich die ungleichen Figuren auf, um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Was dabei herauskommt, ist mehr als nur ein gewöhnlicher Mordfall – es geht um Geheimnisse, die bis in die DDR zurückreichen. Mit diesem ungewöhnlichen Duo wird eine spannende wie humorvolle Geschichte erzählt, in denen besonders die Dialoge durch die trockene Art des Todes und Lukas‘ jugendlichen Eifer bestechen und in diesem Kontrast amüsante Unterhaltungen entstehen. Die Comicgestaltung weiß dabei ebenso zu überzeugen wie der Text: In klaren Linien und mit ausdrucksstarker Mimik der Figuren wird das sonderbare Ermittlerduo in Szene gesetzt. Die Seitenarchitektur folgt einem klassischem Panelaufbau, mithilfe dessen die düster-komische Stimmung besonders gut zur Geltung kommt und auf ganzer Linie überzeugt.
Kibitz 2024.
144 S.
Kim Fupz Aakeson und Rasmus Bregnhoi: Hugo & Hassan
„Wenn du mal selbst kein Loser bist! – Wenn du mal kein größerer Loser bist als ich!“ So einfach entsteht die Freundschaft zwischen Hugo und dem neu ins Haus gezogenen Hassan. Nach dem ersten Beschnuppern und skeptische Blicke austauschen im Western-Stil, freunden sich die beiden Burschen an und verbringen vergnüglich einen Großteil ihrer präpubertär-unbeschwerten Zeit miteinander, samt aller Kabbeleien und Streitigkeiten, die dazu gehören. In kurzen Episoden werden Schießereien (am Computer), Fußballspiele (auf der Wiese), Ramadanfasten, große Träume, aber auch große Ängste visualisiert. Während Kim Fupz Aakeson seinen Protagonisten eine angemessen großmäulige, witzige, manchmal durchaus vulgäre Sprache schenkt, verstärkt Rasmus Bregnhoi mit knalligen Farben und schlichten, dynamischen Strichen in teils offener Panelstruktur die Authentizität der Geschichten, die völlig ohne Othering von der Begegnung zweier Traditionen erzählen. Was im ersten Band als Freundschaft zwischen zwei Buben daherkommt, intensiviert sich in den beiden Folgebänden, in denen zunehmend das Erwachsenwerden in den Blick genommen wird. Ebenso freischnäuzig wie der erste Band wird so das Kindsein allmählich hinter sich gelassen.
Aus d. Dän. V. Franziska Gehm.
Klett Kinderbuch 2020.
101 S.

Sandra Brandstätter: Paula. Liebesbriefe des Schreckens
Dieser Kindercomic ist ein Sommerhit. Aber nicht, weil er millionenfach verkauft wurde (schade!), sondern weil sich der Sommer in Text und Bild einschreibt: „Meine Familie kommt jedes Jahr an den See, um hier Campingurlaub zu machen." Im Panel darunter breitet sich ein Urlaubspanorama aus, das mit See, Berggipfel und Campingarchitektur den Sommer in die Lektüre holt. Blau, grün und gelb sind kräftig ausgeführt und färben des Kindes liebste Jahreszeit harmonisch ein: Badespaß, Eisschlecken, Comiclesen finden natürlich draußen statt und nur das Liebesbriefschreiben im Inneren der Campingwägen. Draußen im geschützten Raum der Campinganlage treffen auch eine Horde von Kindern aufeinander, die allesamt den Platz und seine Urlauber*innen unsicher machen. Und auch wenn der Liebesbrief geheim geschrieben wurde, kommt er doch an die Öffentlichkeit und damit die Frage aufs Tapet, wer diesen geschrieben hat … Neben der klaren Panelstruktur, den sympathisch gezeichneten Figuren mit viel Detailverliebtheit in der Mimik und einer spannenden Detektivgeschichte ist die Erzählung mit reichlich Wortwitz ausgestattet, der sich auch im österreichischen Sprachkolorit niederschlägt: „Ausgefuchster, Turtelmaus, Herzerlpost."
Reprodukt 2016.
116 S.
Sabine Lemire und Rasmus Bregnhøi: Mira #freunde #verliebt #einjahrmeineslebens
Mira stellt uns die Menschen vor, die sie am liebsten mag. Ihre herzliche Mama, die tolle Ideen hat und viel mit ihrer Tochter unternimmt, allerdings ein sehr chaotisches Liebesleben führt. Mama verliebt sich häufig, leider halten diese Beziehungen nicht allzu lange und der Kontakt bricht dann auch schnell ab, so wie zu Miras Papa. Sehr viel Verständnis hat Miras Oma, der das Mädchen auch von ihrem Kummer über ihre Freundin Karla erzählt. Seit Beate in die Klasse gekommen ist, will Karla nur mehr mit dieser über Jungs und verliebt sein sprechen. Dann gibt es noch Louis, mit dem Mira schon ewig befreundet ist und mit dem man herrlich spielen kann. Jetzt scheint aber die Zeit gekommen zu sein, wo das Spielen einfach zu kindisch ist und die Beziehung zu Louis auf eine andere Ebene gehoben werden sollte. Louis ist einverstanden, nun der Boyfriend von Mira zu sein, wenn auch beide nicht recht wissen, wie sie sich von nun an verhalten müssen. Alltägliche Themen des Erwachsenwerdens werden hier in wechselnder Seitenarchitektur verhandelt. Dass es nicht unbedingt leicht ist, an der Schwelle zwischen Kind und Jugendlicher zu sein, wird auch in den Folgebänden von Mira weitergeführt. Stets mit dem Fokus auf die Frage: Was darf man, wenn man erwachsener wird und was muss man unbedingt ablegen – oder eben auch nicht.
Aus d. Dän. v. Franziska Gehm.
Klett Kinderbuch 2019.
99 S.
Wie es um Kindercomics, Leseförderung und Literacy steht, kann in einem fokus-Skriptum von Stefanie Boor mit dem Titel "Vorurteile von gestern oder Superpower von heute?" nachgelesen werden. Zu allen weiteren Informationen geht es >>> hier.